Auf dem Podium haben diskutiert (von links): Bürgermeister Torsten Bartzsch, der Dezernent im Landratsamt Ludwigsburg Heiner Pfrommer, sein Fachleiter für Jugendhilfe Roland Stäb, von der Caritas Hendrik Rook sowie Marc Dressel. Nicht im Bildausschnitt: Michael Schinko und der Sprecher des AK Asyl Rudolf Grill. Foto: Frank Wittmer

Eine Bürgerinformation zum Wohnheim für Jugendliche im Gewerbegebiet hat viele Fragen klären können.

Murr - Rund 100 Einwohner hatten am Donnerstagabend in der Gemeindehalle Gelegenheit, Informationen aus erster Hand zu dem an der Ecke Raiffeisenstraße/Rudolf-Diesel-Straße schon im Bau befindlichen Wohnheim für unbegleitete minderjährige Ausländer (Uma) zu bekommen. Dies sei die offizielle Bezeichnung, stellte der Dezernent im Landratsamt Heiner Pfrommer gleich klar, da es zunächst unerheblich sei, ob es sich um Flüchtlinge oder anderweitig zu uns gekommene Kinder und Jugendliche handele: „Alle werden nach dem Kinder- und Jugendhilferecht behandelt.“ Auch nach dem 18. Geburtstag fielen die jungen Menschen nicht aus dem Raster. Der Asylantrag werde parallel dazu bearbeitet.

Derzeit leben 369 junge Flüchtlinge im Kreis, zu 95 Prozent sind es Männer. Zentral bei der Beurteilung ihrer Lage sei, ob sie selbstständig in einer eigenen Wohnung leben können, wie weit der Spracherwerb und der Abschluss der Schulbildung oder der Beginn einer Ausbildung ist.

Der Weg in die Selbstständigkeit werde im Vordergrund in dem Wohnheim für 44 Jugendliche in Murr stehen, erklärte der zuständige Betreuer von der Caritas, Marc Dressel. „Es wird einen straff organisierten Tagesablauf geben.“ Vormittags Schule oder Ausbildung, Sprachkurse wenn nötig, Mittagessen und dann weitere Angebote im Seminarraum wie Bewerbertraining, Sport und gemeinsame Freizeitaktivitäten.

Der Betreuungsschlüssel liege mit elf pädagogischen Fachkräften sehr hoch. „Es werden aber nicht immer alle vor Ort sein, da die Bezugsbetreuer auch bei Behördengängen, Arztbesuchen und ähnlichem mit dabei sein werden.“ Es werde aber „rund um die Uhr“ immer jemand da sein, was gesetzlich gesehen nicht vorgeschrieben, aber auf jeden Fall sinnvoll sei.

Falls es Probleme geben sollte, was in den bisherigen Wohnheimen äußerst selten der Fall war, könne man zum Beispiel über das Taschengeld, das die Betreuer verwalten, gewisse Konsequenzen erreichen, berichtete der Fachleiter Jugendhilfe im Landratsamt, Roland Stäb, auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum hin. Und man zögere auch nicht, die Polizei zu einem Gespräch dazu zu bitten – wenn nötig – stellte Pfrommer klar.

Durch den klaren Tagesablauf werde es keine Langeweile geben. Für die Freizeit gibt es WLAN, zudem sollen die Jugendlichen bei Vereinen und anderen Institutionen in Murr aktiv sein. Dafür werde es „Lotsen“ geben, wie bei den bisher schon in Murr lebenden Geflüchteten, erläuterte der Sprecher des AK Asyl, Rudolf Grill.

Bürgermeister Torsten Bartzsch dankte dem AK ausdrücklich für die „wichtige und wertvolle ehrenamtliche Arbeit“. In Murr wohnen derzeit 37 Geflüchtete an verschiedenen Standorten. „Das Ziel der dezentralen Unterbringung wurde erreicht.“ Im Jahr 2017 müsse man 57 Personen unterbringen, wovon man schon sechs aufgenommen habe. Die 44 Jugendlichen, die von Juli an das Wohnheim beziehen, werden auf die Quote angerechnet. Für die weitere Aufnahme auch in 2017 habe man noch genügend Kapazitäten zum Beispiel im Bereich Hindenburgstraße, wo Modulbaukörper für 40 Personen gebaut werden sollen. „Wir haben das bewusst langlebig konzipiert, dass wir die Bauten später als günstigen Mietwohnraum nutzen können.“ Auch in der Steinheimer Straße und im Murrgässle habe man weitere Plätze zur Verfügung. Bartzsch stellte fest, dass „anfängliche Befürchtungen mittlerweile ausgeräumt sind“ und appellierte an die Bevölkerung dazu beizutragen, dass die Integration in Murr weiterhin so gut gelinge wie bisher. In der Fragerunde konnten noch einige Details geklärt werden. Ein Zuhörer zeigte sich nach der Information „positiv beeindruckt, was geleistet wurde und wird“.