Im Landratsamt von Salou sind Foto: privat

Der Förderverein Kinderheim Zsobok hat sich auf den Weg nach Rumänien gemacht. Gespräche im Landratsamt von Salou machen deutlich: Projekte sind immer willkommen.

Murr - Der Förderverein Kinderheim Zsobok kann bei der Suche nach neuen Projekten auch weiterhin auf die Unterstützung durch die örtlichen Behörden zählen. Das ist das Fazit von Gesprächen im Landratsamt von Salou, der Kreisstadt des 220-Seelen-Dorfes Zsobok, in dem das Kinderheim steht, das der Verein seit 1990 nach Kräften unterstützt.

Die etwa 1360 Kilometer lange Fahrt mit dem erst im August vorigen Jahres nach einer Spendenaktion unserer Zeitung neu angeschafften „Auto für Zsobok“ trat eine sechsköpfige Delegation an. „Wir wollen helfen, eine Fahrradwerkstatt einzurichten“, erzählt Günther Burk, Erster Vorsitzender des Vereins. So waren im Raum Marbach und im Bottwartal kürzlich rund 30 Fahrräder gespendet worden. Ein weiteres aktuelles Projekt ist der Transport von etwa 100 Einbauschränken aus dem ehemaligen Schlecker-Gebäude in Ehingen.

Wie kein anderer steht Günther Burk für den Transport von Hilfsmitteln in das etwas abgelegene Dorf. „Das neue Auto ist schon siebenmal hin- und hergefahren und hat jetzt 23 000 Kilometer“, erzählt er. Immer noch helfe es, auch Menschen zu vertretbaren Preisen zu transportieren. So lernten derzeit drei Praktikanten die Landwirtschaft und den Weinbau in Betrieben im Raum Marbach und im Bottwartal kennen.

Nach fast 30 Jahren hat Rumänien auch dank Fördermittel der Europäischen Union einen höheren Lebensstandard erreicht. Das Kinderheim selbst kann dank staatlicher Fördermittel für jedes Kind aus eigener Kraft bestehen. Davon überzeugte sich die Delegation bei den Gesprächen im Landratsamt. Inzwischen fördere zusätzlich die nationalistische ungarische Regierung unter Viktor Orbàn das Heim, da es der ungarischen Minderheit in Rumänien nutze. Aus Sicht von Michael Gaßner, Vorstandsmitglied des Fördervereins, gehe es bei der Intensivierung der Hilfen „ein wenig überkompensierend“ zu. Das Positive am aktuellen Stand sei, „dass unsere Hilfe angekommen ist“. Man leiste keine Nothilfe mehr, sondern unterstütze Projekte, „die über die Basis-Versorgung hinausgehen“.

Projekte etwa, wie der Besuch einer Gruppe des Evangelischen Jugendwerkes, die im Sommer ein einwöchiges Programm für die Kinder im Heim gestalten, werden ausgesprochen gerne gesehen. „Wir wollen durch solche Begegnungen den jungen Menschen in den Ländern helfen, die europäische Idee zu leben“, sagt Michael Gaßner, der auch den Kindern ermöglichen will, die Fremdsprachen Englisch und Deutsch zu erlernen.

Über die Fortschritte in Zsobok ist auch der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch erfreut. „Ich war vor fünf Jahren zum ersten Mal dort und war gespannt, wie es sich weiterentwickelt hat.“ Schon 2013 habe er erkannt, dass es nicht mehr darum gehe, unbedingt Sachen aus Deutschland zu bringen, die nicht mehr gebraucht werden. „Die Hilfe hatte sich ja schon für die Dorfbewohner in die Breite entwickelt – und diese Breite sollten wir im Blick behalten.“ Gezielt Projekte daraufhin zu überprüfen, was tue den Kindern und dem Ort gut, sei nötig. Auch er plädiere dafür, den jungen Menschen zum Beispiel Schüleraustausche zu ermöglichen, „damit sie sich offen begegnen und nicht irgendwelche Vorurteile bestehen bleiben.“

Wirtschaftliche Kontakte zu Deutschland bestehen allein dadurch, dass viele Rumänen zum Arbeiten inzwischen ihr Land verlassen, um mehr zu verdienen. „Wir haben unheimlich viele Autos mit deutschen Kennzeichen auf dem Weg gesehen“, sagt Günther Burk, der sich mit dem Speditionsunternehmer Michael Messner beim Fahren abwechselte. Bei den Gesprächen im Landratsamt von Salou erfuhr die Gruppe, dass es zwar in der Region Vollbeschäftigung gebe, dass jedoch 20 Prozent der Erwerbstätigen im Ausland arbeite. „Die negative Seite dieser Entwicklung ist, dass rumänische Kräfte für schlecht bezahlte Jobs im eigenen Land fehlen“, weiß Michael Gaßner, der unter anderem als Honorarprofessor an der Karlshochschule Karlsruhe wirtschaftswissenschaftliches Knowhow vermittelt.

Dass es immer wieder in Zsobok etwas zu tun gibt, zeigt der Hof des Kinderheims, wo die Fahrradwerkstatt errichtet werden soll. Dort könnte mit EU-Fördergeldern eine neue Pflasterung entstehen. Die aktuelle Mischung aus Beton und wilden Steinen sei nicht zeitgemäß, findet Günther Burk. Und HTL-Chef Michael Messner sucht Verarbeiter von Schafwolle. „Jemand hält dort 2000 Schafe – aber die Wolle wird regelmäßig verbrannt.“ Fünf Tonnen lägen auf Halde. Es sei gar nicht so teuer, sie nach Deutschland zu fahren.