Foto: Frank Wittmer

Die Sommerfeste der Feuerwehren in Murr und Erdmannhausen hatten ihre Blickfänge: Muskelkraft war in Murr gefragt, in Erdmannhausen regierte die Nostalgie.

Erdmannhausen/Murr - Sollte die Feuerwehr Murr
mal einen Motorschaden erleiden, wissen die Floriansjünger jetzt, an wen sie sich wenden können: Die kräftigen Jungs vom örtlichen Handels- und Gewerbeverein ziehen den 18-Tonner am schnellsten vom Fleck. Dass sich die Gewerbetreibenden ordentlich ins Zeug legen, ist ja bekannt. Aber mit so viel Zugkraft hatten die Feuerwehren wohl nicht gerechnet. Immerhin ist der Zieh-Wettbewerb im Vergleich zu anderen „Challenges“ eine Angelegenheit, bei der nur die (Mannes-)Kraft zählt.

Die Partnerwehr der Murrer aus Garnsdorf bei Chemnitz hatte sogar eine Frau in den Reihen, aber gestolpert ist ein anderer. Der erste Versuch musste abgebrochen werden. Und beim zweiten Mal war die Kraft wohl schon im Schwinden begriffen, sonst hätte es auf einen Platz weiter vorne gereicht. Eine Zehntelsekunde schneller als die Garnsdorfer war der Neun-Mann-Trupp der Fußballabteilung, der als Titelverteidiger angetreten war.

Die Feuerwehr Murr schaffte es nicht, ihre „Abteilung“ Pleidelsheim zu schlagen, wie Kommandant Marcus Leibbrandt die befreundete Wehr aus dem Nachbarort mittlerweile nennt. Man hilft sich nicht nur bei den Festen, auch tagsüber mit der Überlandhilfe. Der Pleidelsheimer Kommandant Frank Holzwarth hätte seine Jungs gern noch weiter vorne gesehen, aber 0,8  Sekunden zum siegreichen HGV waren dann doch eine unüberbrückbare Distanz.

Die Handwerker und Gewerbetreibenden zogen das Löschfahrzeug in 16,7 Sekunden über die 20 Meter. Dabei ist es am schwersten, den 18-Tonner in Bewegung zu setzen. Rollt das Gefährt erst mal, ist sogar Rennen angesagt. Mit Göckele vom Grill und Freibier konnten die von ihrem zahlreichen Anhang bejubelten Löschzugschlepper ihre Reserven wieder auffüllen.

Mit dem Besuch des Sommernachtsfestes war Kommandant Leibbrandt zufrieden. Schon am Samstag tummelten sich über 200 Festgäste im und vor dem Feuerwehrhaus im Lindenweg. Fahrten mit dem Feuerwehrauto waren bei den Kindern ebenso beliebt wie am Sonntag die Spielstraße mit Kistenstapeln und dem Spritzenhäusle.

Weißwurstfrühstück, Schnitzel und Kartoffelsalat, Haxen und Hähnchen stillten den Hunger. Für den Nachtisch backten die Teen Stars vom TSV Murr Waffeln. „Wir wollen uns ein paar neue Kostüme kaufen“, sagte eine der jungen Gardetänzerinnen. Mit viel Gemütlichkeit war beim Sommernachtsfest der Feuerwehr Murr für Groß und Klein also einiges geboten.

Dass die Freiwillige Feuerwehr in Erdmannhausen
beim Sommerfest zum Feiern und Informieren einlädt, zählt inzwischen zur lieb gewordenen Tradition. Den Montag als zusätzlichen „Feiertag“ anzubieten, ist hingegen ein Novum. Weil das Straßenfest der örtlichen Vereine nur alle zwei Jahre stattfindet, bieten die Feuerwehrleute in diesem Jahr ein entspanntes Mittagessen an – genauso, wie es die Bürger und die Handwerker vom Straßenfest gewohnt sind. Die heimische Küche konnte auch am Samstag und am gestrigen Sonntag getrost kalt bleiben. Schließlich standen bei der Freiwilligen Feuerwehr besonders leckere kulinarische Köstlichkeiten bereit.

Weil zum Feiern auch die entsprechende Musik dazu gehört, hat am Samstagabend die Band Rockin Process für Stimmung gesorgt. Gestern spielten die Spielmannszüge Erdmannhausen und Ilsfeld auf. Heute Abend wird ein DJ das Sommerfest musikalisch ausklingen lassen. Bei der Musikauswahl habe man darauf geachtet, dass die jüngeren Gäste genauso auf ihre Kosten kommen wie die älteren, betonte der Kommandant Reiner Glock.

Auch bei der generationenübergreifenden Schauübung wurde gemeinsame Sache gemacht. Die Jugendlichen hantierten mit antiquarischen Löschgeräten aus den Jahren 1920 und 1944 und traten in der Einsatzkleidung von anno dazumal auf. Die Mitglieder der Alterswehr fuhren hingegen mit dem Löschfahrzeug aus dem Jahre 1995 vor und präsentierten sich in den brandneuen Uniformen. „Früher wurde mit einer Handsirene alarmiert“, erklärte der Kommandant Reiner Glock. Der bei der Schauübung gezeigte Hydrantenwagen sei das erste Löschgerät im Ort gewesen und von den Feuerwehrkameraden eigenhändig restauriert worden. Bei den Schauübungen größtenteils Fett- und Gasexplosionen zu simulieren, sei auf Dauer für die Zuschauer wenig interessant, sagte Glock. „Deshalb haben wir uns entschieden, dieses Mal etwas ganz Besonderes zu zeigen.“

Neben dem Feiern steht beim Sommerfest, das alle zwei Jahre stattfindet, selbstverständlich die Information im Vordergrund. Damit die Eltern in aller Ruhe den Fuhrpark am Feuerwehrhaus besichtigen konnten, bot die Jugendwehr eine Kinderbetreuung an.

Auch Bürgermeisterin Birgit Hannemann gesellte sich mit ihrer Familie unter die Gäste, erst einmal eröffnete sie das Fest jedoch mit dem obligatorischen Fassanstich. Mit ihrem diensteigenen Holzhammer klopfte sie den Zapfhahn mit weniger als fünf Schlägen ins Bierfass.