Extremes Gegenlicht durch die Sonne ist eines der Markenzeichen der neueren Bilder von Günther Raupp. Foto: Günther Raupp

Günther Raupp ist Fotograf des offiziellen Ferrari-Kalenders und präsentiert seine Werke erstmals in seiner Wahlheimat Murr.

Murr - Als Fotograf des offiziellen Ferrari-Kalenders jettet Günther Raupp um die Welt, egal ob in die USA, nach Südafrika oder natürlich ins italienische Städtchen Maranello, der Schmiede der italienischen Kultmarke. Überall warten auf den 64-Jährigen exklusive Sportwagen, die mit ihren markanten Formen an besonderen Orten abgelichtet werden wollen. Während aber vieler seiner Kollegen in New York, Paris oder Berlin leben, mag es Günther Raupp privat eher beschaulich. Seit 1989 wohnt er in Murr, hat dort sein Atelier. „Ich kann hier in Ruhe arbeiten, das ist mir sehr wichtig. Ich bin gerne Murrer. Und das zeigt doch auch gerade jungen Leuten, dass du sein kannst, wo du willst – du musst nur richtig gut arbeiten“, meint er.

Seiner Verbundenheit zur Gemeinde verleiht er nun auf besondere Weise Ausdruck. Erstmals stellt er hier im Rathaus eine Auswahl seiner Werke aus. Eine Ausstellung, die zuletzt im Unesco-Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu sehen war, und für die es Anfragen aus Kapstadt und Abu Dhabi gibt. Doch zunächst ist Murr an der Reihe. „Dieser Bruch reizt mich, das prickelt“, sagt Raupp. Und so wird aus Murr während der elfwöchigen Foto-Ausstellung vom Montag, 28. November, bis zum 10. Februar 2017 „Murranello“. „Das ist eine tolle Sache und zeigt natürlich, was in so einer 6000-Seelen-Gemeinde möglich ist“, äußert Matthias Bader vom Kulturamt seine Vorfreude auf den nächsten Freitag.

Dann findet um 19 Uhr im Rathaus die feierliche Eröffnung der Ausstellung mit Bürgermeister Torsten Bartzsch statt. Auch Günther Raupp wird dabei sein, der Wert darauf legt, dass „dies keine große Show“ werde. „Die Konzentration gilt den Bildern, sie sollen für sich sprechen“, sagt Raupp, und fügt schmunzelnd hinzu: „Es wird niemand im Ferrari vorfahren.“ Die Moderation übernimmt Peter Lauck, der fundiertes Wissen gerne auf spritzige Weise auch für den Laien zugänglich macht.

Zu sehen sind im Treppenhaus des Rathauses 24 großformatige Fotos, die erst dank eines speziellen Druckverfahrens und der Verbindung zur Plexiglasscheibe über eine unwahrscheinliche Farbintensität verfügen. „Das ist ein aufwendiger und teurer Prozess. Anders wäre das aber nicht machbar“, sagt Raupp. Abgebildet sind die schnittigen italienischen Sportwagen – mal modern, mal historisch wertvoll – in sämtlichen Varianten: vor stattlicher Kulisse, in Bewegung oder in Detailaufnahmen. Auch die eindrucksvolle Kombination „Feuer, Wasser, Luft“ kann bestaunt werden – einem Ferrari F40 kommen auf einem Foto Flammen aus dem Auspuff, auf einem anderen fährt er durch Wasser, und auf einem dritten schanzt er. „Das sind Fotos, die nicht am PC zusammengestöpselt wurden, sondern so direkt auf dem Film waren“, hebt Raupp hervor.

Vorgestellt wird am Freitag zusätzlich der neue Kalender für 2017. Als Gegenpol dazu sind zwei Fotos Teil der Ausstellung, die bereits im ersten offiziellen Ferrari-Kalender von Günther Raupp abgedruckt waren – Detailaufnahmen eines roten Ferrari unter dunkelblauem Himmel vor weißer Wand. Das war im Jahr 1985. Seitdem bringt der Murrer den lizenzierten Ferrari-Kalender heraus.

Während er moderne Fahrzeuge eher in Italien ablichtet, existieren historische Fahrzeuge, von denen manchmal selbst im Haus Ferrari niemand mehr weiß, vor allem in den USA. Also packt Günther Raupp gemeinsam mit seiner Frau Karin immer wieder die Koffer. Als eingespieltes Duo „tasten“ sie sich mit ihrem Equipment an die Fahrzeuge heran, beschreibt Raupp, bis ihnen das perfekte Foto gelungen ist. Das kann mehrere Stunden dauern. Doch die Ausdauer lohnt sich, davon sollen sich nach Raupps Wunsch am Freitag viele überzeugen: „Zur Eröffnung wünsche ich mir hier natürlich ein brechend volles Haus.“