Foto: Archiv (avanti)

Die Gemeinderäte wollen in einer Klausurtagung ausführlich informiert werden. Der SPD-Fraktionschef spricht sich für bessere räumliche Bedingungen der Jugendarbeit aus.

Murr - Eigentlich können die Murrer mit ihrer Offenen Jugendarbeit hochzufrieden sein. Das Jugendhaus Magnet brummt, die Besucher haben bei der Renovierung im Sommer kräftig mit Hand angelegt und das Programm der beiden Jugendsozialarbeiter Ulrich Harsch und Heike Betzler erfreut sich großer Beliebtheit. Das ging aus den vielen Fotografien und den erklärenden Worten bei der Präsentation am Dienstagabend im Murrer Gemeinderat hervor, als es um den Jahresbericht der Einrichtung am Kirchplatz ging.

Mit durchschnittlich 26  Besuchern täglich ist das Haus an 177 Öffnungstagen sehr gut besucht gewesen, berichtete der Leiter Ulrich Harsch. „Für viele Jugendliche ist das Haus nicht nur die zweite, sondern die erste Heimat.“ Und Heike Betzler bescheinigte den Besuchern ein hohes Engagement: „Wir haben mit ihnen eigentlich jeden Raum neu gestaltet.“ Auch die Fahrradwerkstatt stoße auf Interesse. Hier wird das Jugendhaus künftig eine Garage der evangelischen Kirchengemeinde nutzen dürfen, bestätigte der Kämmerer Albrecht Keppler. Im Gespräch ist auch eine Raucherecke mit Sitzbank, damit Verschmutzungen hinter der Kirche eingedämmt werden. Die Jugendlichen sollen in Vorleistung gehen und Moos von der Kirche entfernen, habe er vorgeschlagen, so Ulrich Harsch.

Für das Projekt Radwerkstatt ist das Jugendhaus am jetzigen Standort zu klein – was wiederum als Zeichen dafür zu werten ist, dass das gemütliche Fachwerkhaus zwar vielen ans Herz gewachsen ist, aber auf Dauer keine ausreichenden Kapazitäten für eine professionelle Jugendsozialarbeit bietet. „Ich bin gespalten“, sagte Ulrich Harsch auf Nachfrage des Grünen-Rates Tayfun Tok, ob er einen anderen Standort wolle. Die zentrale Lage sei „klasse“, meinte Harsch, immer mal wieder schauten Jugendliche spontan in der Ortsmitte vorbei, aber es fehlten Räume und Flächen, um zu basteln, zu werken und um in der Nähe Ball zu spielen.

Der ehemalige Jugendhaus-Nutzer Tayfun Tok hatte zuvor eine verbesserte Vernetzung der Jugendsozialarbeit mit Schulen und Vereinen angeregt. Die Gäste bräuchten Unterstützung, damit sie sich nicht als „isolierter Haufen“ fühlten. Es sei wichtig, dass ehemalige Magnet-Besucher, die eine Lehre abgeschlossen haben, als Vorbilder erzählten, wie sie ihren Weg gegangen seien. Ulrich Harsch räumte ein, dass es eine Gruppe von früheren Hauptschülern gebe, die tatsächlich nur „rumhängen“, trotz Schulabschlusses offenbar kaum lesen und schreiben können und nicht zu motivieren seien.

Die Idee, Erfolgreiche einzuladen, fand Uwe Riedel (FW) „super“ und Said Benali (SPD) erklärte sich spontan bereit, als einer ins Jugendhaus zu gehen, der aus seinem Leben berichtet. Um die Jugendlichen zu erreichen, müsse man heutzutage auch stärker mit den Schulen zusammenarbeiten, argumentierte Rainer Fröbel (SPD). Er sprach sich nachdrücklich dafür aus, für die Jugendsozialarbeit bessere räumliche Bedingungen zu schaffen. „Die Schullandschaft verändert sich“, sagte Fröbel und wies darauf hin, dass an den Realschulen mittlerweile auch mehr Schüler seien, die früher auf eine Hauptschule gegangen wären. Die Schulsozialarbeit ermögliche Integration und müsse mit den Jugendhäusern mehr Konzepte entwickeln. „Ohne die Sozialarbeit hätten wir viel mehr Konfliktfelder“, betonte Fröbel. Inzwischen besuchten auch viele jüngere Schüler die Jugendhäuser. Noch vor 20 Jahren hätten die Häuser im Ruf gestanden, dass sie Probleme mit sich brächten. Heute sei klar: Die soziale Integration dort sei wichtig.

Die Verwaltung hatte auf Wunsch der Jugendsozialarbeiter die Stelle auf 120 Prozent erhöht. Rainer Fröbel plädierte im Hinblick auf den neuen Haushalt, diesen Umfang beizubehalten. Allerdings muss die Gemeinde einen Ersatz für Heike Betzler suchen. Die Mutter zweier Kinder hat sich eine Stelle gesucht, mit der sie hauptsächlich vormittags arbeiten kann. Der Bürgermeister Torsten Bartzsch äußerte Verständnis für diese Entscheidung und lobte die Arbeit Betzlers in den eineinhalb Jahren ihrer Tätigkeit.

Das Thema Jugendhaus sei ein Thema für eine Klausurtagung, regte Gunter Eber-hardt (CDU) an. Torsten Bartzsch sagte eine Aufbereitung für eine solche Tagung im kommenden Jahr zu.