Foto: Archiv (Oliver von Schaewen)

Der Leiter Ulrich Harsch hält den jetzigen Standort für nicht geeignet. Der Bürgermeister Torsten Bartzsch sieht das aber anders.

Murr - Drei Wochen hatte das Murrer Jugendhaus Magnet in den Sommerferien geschlossen. Als der Leiter Ulrich Harsch das Haus vor einer Woche wieder öffnete, hatte er gleich 39 Besucher. „Wir hatten auch vorher in den Ferien immer ein volles Haus“, erzählt der Jugendsozialarbeiter. Eigentlich eine erfreuliche Entwicklung, von der Harsch und seine Kollegin Heike Betzler schon im November vorigen Jahres den Gemeinderäten berichteten. Doch bereits damals kamen Konflikte mit den Nachbarn zur Sprache. Denn das Jugendhaus liegt in der dicht bebauten Ortsmitte – und nicht jeder Nachbar, der abends auf der Terrasse sitzt, hat Verständnis, wenn eine große Anzahl junger Leute vor dem Haus frische Luft schnappt und vor allem nach Ende der Öffnungszeiten der Lärmpegel anschwillt. „Konflikte sind unausweichlich“, sagt Ulrich Harsch. „Ich denke, dass es nicht der geeignete Platz für ein Jugendhaus ist.“ Zwar habe das Magnet ein schönes Ambiente, doch es fehle etwa ein Platz zu kicken, und Jugendliche wollten einfach manchmal laut sein. Es gebe zwar einen Bolzplatz weiter unten im Ort, doch befürchteten die Besucher offenbar, etwas zu verpassen, wenn sie sich zu weit vom Magnet entfernten.

Der Bürgermeister Torsten Bartzsch kennt den Wunsch seines Jugendhausleiters, doch einen neuen Standort auf der grünen Wiese kann er sich derzeit nicht vorstellen. „Ich finde, ein Jugendhaus gehört in einen Ort rein“, sagt er. Es sei wichtig, dass Jugendliche lernten, Konflikte zu lösen und Rücksicht zu nehmen. Der Lärm am jetzigen Standort komme selten vor, man sollte ihn nicht hochspielen. Er hoffe, dass die Jugendlichen mit Hilfe der Magnet-Leitung einen Konsens mit den Nachbarn finden. Oft seien es auch Jugendliche, die sich auf dem Kirchplatz aufhielten, aber nicht das Jugendhaus besuchten. Bartzsch hält das Konfliktpotenzial in den kalten Jahreszeiten für weniger hoch. Auch habe die Gemeinde das Haus an der Fassade und innen aufgebessert.

„Nur Kosmetik“ sieht dagegen der SPD-Rat Rainer Fröbel in den Renovierungen. „Die räumlichen Möglichkeiten sind beschränkt“, findet der Fraktionsvorsitzende, der das Magnet als „Provisorium“ im Gegensatz zu einem „klassischen Jugendhaus“ ansieht. „Eine professionelle Jugendsozialarbeit braucht ein entsprechendes Raumangebot“, ist der Leiter der Steinheimer Erich-Kästner-Realschule überzeugt. Zwar wechsele der Zuspruch in einem Jugendhaus je nach der Beliebtheit des Personals und einzelner führender Jugendlicher, doch sei die Verzahnung der Sozialarbeit mit Schulen und anderen Einrichtungen wichtig. „Ich finde den Gedanken einer Standortsuche und eines Neubaus sehr sympathisch“, sagt der Sozialdemokrat, der das Thema bei einer Klausurtagung mit dem neuen Gemeinderat gerne behandelt sehen möchte.

Auch die Vorsitzenden der anderen Fraktionen würden es begrüßen, wenn das Thema zum Beispiel bei der bevorstehenden Klausurtagung auf den Tisch käme. „Die Sache gehört angedacht“, sagt Gunter Hekel (FW), der dazu gerne die Fachleute der Kreisjugendpflege anhören würde. Ähnlich äußerte sich der CDU-Fraktionschef Eugen Hofmann: „Dass das nicht der ideale Standort ist, wissen wir schon lange.“ Für eine ausführliche Diskussion in der Klausurtagung ist auch der Grünen-Chef Tayfun Tok. Er habe sich noch keine abschließende Meinung gebildet, man sollte aber die Jugendarbeit noch besser mit den Schulen und den Vereinen vernetzen.

In Frage käme unter anderem ein gemeindeeigenes Grundstück bei der Lindenschule, das schon früher im Gespräch war. Ob sich dies eignet, dürfte eine der Fragen sein, die der Gemeinderat zu klären hat. Torsten Bartzsch ist offen, darüber in der Klausurtagung diskutieren zu lassen. Den Standort neben der Schule finde er aber „nicht so prickelnd“, da die Jugendlichen ja schon tagsüber ein Schulgebäude vor Augen hätten. Angesichts der guten Besuchszahlen im Magnet rät er, das Haus so attraktiv wie möglich zu halten.