Reiner Harnoß (links) und Torsten Bartzsch begutachten das Dach. Foto: Oliver von Schaewen

Der Floßhaussteg ist in den vergangenen Wochen mit neuen Schindeln ausgestattet worden.

Murr - Drei Wochen lang hat Reiner Harnoß das Dach des Floßhausstegs bearbeitet – jetzt ist ein Ende in Sicht. „Ich denke, wir sind in den nächsten Tagen fertig“, sagt der Steinheimer Zimmermann, der sich auf knifflige Sanierungen denkmalgeschützter Gebäude spezialisiert hat. Die Aufgabe in Murr kam praktisch über Nacht auf seinen Betrieb zu. „Die Gemeinde hat die Schäden unerwartet festgestellt und bei uns angefragt – wir konnten es ermöglichen.“

Schnelles Handeln war angesagt, nachdem die Gemeinde Murr bereits zuvor für 80 000 Euro die Rampe der markanten Brücke am Murrufer hatte komplett erneuern lassen. Zunächst sah es so aus, als ob auf dem Dach nur einige Schindeln mit Moos befallen wären, doch die erste Sichtung des Murrer Bauhofs bedurfte einer späteren Korrektur. „Wir stellten später fest, dass die Schindeln weitestgehend kaputt waren und wir das Dach komplett erneuern mussten“, erklärt der Bürgermeister Torsten Bartzsch. Da das Gerüst schon am Bauwerk stand, vergab der Gemeinderat die Sanierung im Schnellverfahren in der Juli-Sitzung an den Betrieb von Reiner Harnoß (wir berichteten).

Die Arbeiten auf dem Dach fielen in die Hitzewelle der vergangenen Wochen. „Wir hatten den ganzen Tag Sonne, da die Brücke in Ost-West-Richtung steht“, erzählt Harnoß. Eine harte Nuss sei die Sanierung aber nicht gewesen. „Solche Arbeiten gehören für uns zum Standard.“

Erst deckte der Bauhof das Dach ab, dann kamen rund 11 000 neue hölzerne Schindeln darauf. Harnoß war es zuvor gelungen, das Material der Sorte Red Cedar, also aus rötlichem Zedernholz, rechtzeitig zu ordern. „Die alten Schindeln hätten noch ein wenig halten können“, sagt er und weist auf die Faustregel der Dachdecker hin, wonach eine Schindel so viele Jahre wie die Dachneigung halte – und das wären in diesem Fall 40 Jahre gewesen. Der Floßhaussteg, eines der Wahrzeichen der Gemeinde, stammt aus dem Jahre 1986.

Die Feuchtigkeit am Fluss hat die Schindeln vorzeitig zerstört. Genauer gesagt, waren es wohl die Bäume, die in der Nähe wachsen und das Dach beschatteten, wo sich dann Moos bildete. „Wir schneiden hier normalerweise alle zwei bis drei Jahre alles zurück“, weiß Torsten Bartzsch und zeigt auf einige Äste, die schon wieder merklich ihre Fühler in Richtung Steg ausstrecken. Den Platz freizulegen, um ihn für die Nutzung im Rahmen des Landschaftsparks Murr/Bottwartal der Region Stuttgart umzugestalten, habe der Gemeinderat vor etwa vier Jahren abgelehnt. „Wir wollen die Umgebung am Fluss bewusst natürlich halten.“ Reiner Harnoß sind Eschen aufgefallen, die in den nächsten Jahren wegen des Eschentriebsterbens umfallen könnten. Der Brücke stellt der Handwerker ein gutes Zeugnis aus. „Das Wasser kann überall abfließen – das ist konstruktiver Denkmalschutz: alle Achtung für ein Bauwerk aus den 1980er Jahren!“

Die Gemeinde lässt sich die neuerliche Sanierung rund 50 000 Euro kosten. Davon entfallen rund 38 000 Euro auf den Austausch der Schindeln. Die Miete für das Gerüst und ein neuer Anstrich für das Holzgebälk schlagen ebenfalls zu Buche.