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Silja Schießwohl hat eine Novelle veröffentlicht. Das Buch der 19-jährigen Abiturientin regt zum Nachdenken an.

Murr - Das Vergissmeinnicht. Eine hübsche Blume, klein, in Tönen von blau und violett gehalten. In Herzensangelegenheiten steht die Pflanze für zärtliche Erinnerung oder auch für den Abschied in Liebe. Und um Liebe geht es auch in der Novelle „Vergissmeinnicht“ der 19-jährigen Abiturientin Silja Schießwohl. Doch der Untertitel lässt gleich schon ein wenig Unbehagen aufkommen: „Ich liebe, was mich tötet – Ich töte, was ich liebe.“

Es scheint alles Friede, Freude, Eierkuchen zu sein. Cecilia und Adam sind ein Traumpaar. Beide lieben einander. „Du sollst wissen, dass kaum eine Minute vergeht, ohne dass meine Gedanken zu dir schweifen“, schreibt der in London wohnende Adam seiner Freundin. „Ich vermisse deine Stimme. Nein, ich vermisse einfach alles von dir“, so die schriftlichen Worte von Cecilia. Die junge Pianistin lebt in Frankreich. Tiefe, innige Gefühle werden deutlich, wenn die beiden miteinander kommunizieren. Wohlgemerkt: nur schriftlich. Das wollte Cecilia so. Ein Anruf soll nur gestattet sein, wenn es ein Notfall ist. Diese Regelung gilt für beide.

Der altmodisch gewählte Weg gibt den beiden die Möglichkeit, ihre innigen Gefühle, ihre grenzenlose Liebe zueinander zu Papier zu bringen. Vier Tage benötigt ein Brief, bis er den anderen erreicht. Solange heißt es immer wieder warten. Und warten. Und warten. Unsicherheit, Zweifel, Bedrängnis kommen auf. Dazwischen deutet die Autorin Sprünge in die Vergangenheit an, gibt dem Leser die Möglichkeit, zu interpretieren. Nur zwei Themen gibt es, bei denen Cecilia oder Adam empfindlich reagieren. „Zum einen war es das Fortführen der Briefe, zum anderen die Vergangenheit.“ Rätsel tun sich auf und versprechen einen Spannungsbogen.

Der Titel klinge erst nach einer Liebesgeschichte, verdeutlicht die junge Autorin. „Man denkt automatisch an ein Happy End.“ Aber Silja Schießwohls Meinung nach bedeutet ein Happy End auch, dass ein Buch für den Leser ein gutes Ende hat. Mit den Protagonisten der Handlung müsse das weniger zu tun haben. Mehr verrate sie jedoch nicht, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Wenn sie schreibt, geht es der 19-Jährigen nicht nur um Beziehungen, sondern auch um die Darstellung einzelner Charaktere. Besessenheit und auch Rache sollen sich durch die Novelle ziehen. Aber auch zwischen den Zeilen zu lesen ist angesagt. „Es ist interessant, wenn in jedem Satz eine Geschichte steht.“ Begonnen hat Silja Schießwohl mit dem Buch 2014. Anfang dieses Jahres machte sie dann Nägel mit Köpfen und veröffentlichte es über Book on Demand. „Es dauert so lange, bis man einen Verlag findet.“ Und für die junge Autorin war klar, dass sie die Novelle auf jeden Fall publizieren wollte. „Ich packe die Dinge gerne direkt an“, so die zielstrebige junge Frau. In ihrer Freizeit liest sie natürlich auch gerne, angefangen bei klassischen Liebesgeschichten, aber auch Krimis und Literatur von Nobelpreisträgern findet man bei ihr im Regal. „Ich brauche Abwechslung“, sagt Silja Schießwohl. In ihrem Kopf spukt auch schon eine neue Idee für ein Buch herum. „Es geht nicht um eine Beziehung, sondern um eine Familienkonstellation.“ Die Ideen gehen ihr nicht aus, man darf also weiterhin gespannt sein. Das Zeug dazu hat sie auf jeden Fall.