Die Giebelwand stellt den Bauherren vor Probleme. Nachdem das Denkmalamt sein Okay gegeben hat, sind die Ludwigs bei der Arbeit. Foto: Oliver von Schaewen

Nach einigem Hin und Her mit dem Denkmalamt saniert Peter Ludwig die Murrer Zehntscheuer mit viel Aufwand.

Murr - Emsig haut Peter Ludwig mit dem Meißel auf einen Stein. Dann und wann gleitet ihm trotz der harten Arbeit ein Lächeln über sein Gesicht. Der 59-Jährige ist gerne auf der Baustelle. „Es ist mein Fitnessstudio“, sagt der Architekt, der gleich neben der Zehntscheuer sein Wohnhaus und Büro hat. Ist er dort fertig, verbringt er vor allem abends fast jede freie Minute an dem Nachbargebäude, das ihm gehört und schon lange herausfordert – an das er aber erst jetzt, nach 16-monatiger Wartezeit Hand anlegen kann. „Wir hatten eigentlich mit nur drei Monaten gerechnet“, sagt er und freut sich darüber, dass er vor vier Wochen dann doch endlich loslegen konnte.

Das Denkmalamt des Landes hatte ihm ein anderes Verfahren nahegelegt, um die Giebelmauer zu erhalten. Dabei wäre am Giebel quer gebohrt und Vergussanker angebracht worden. „Dann hätte man Zement eingepresst“, sagt Ludwig. Der Plan überzeugte den Architekten aber nicht. „Er schien uns nicht erfolgversprechend und wäre zu teuer gewesen.“ Ludwig, selbst Spezialist für den Erhalt historischer Bausubstanz, ist froh, dass er arbeiten kann, wie er will.

Es geht jetzt vor allem darum, die besonders schräg stehende obere Giebelwand abzutragen. Das Haus war auf dem wasserhaltigen, lehmigen Boden immer tiefer eingesackt. „Es gab im Fundament Setzungen“, erklärt Peter Ludwig. Das Problem: Die Giebelmauer zog das gesamte Gebäude nach vorne. „Eine Schlüsselrolle spielen die Schlauder“, erzählt Peter Ludwig. Die Metallteile mit dem geschwungenen „S“ waren im Holz des Dachstuhls befestigt und haben die Mauer von hinten gehalten. Jetzt stehen sie frei. Die obere Mauer wird mit den alten Steinen neu hochgezogen.

Die Aufgabe der Schlauder übernehmen für die Mauer Strebepfeiler, die Peter Ludwig derzeit mit seinem 24-jährigen Sohn Hannes an der Giebelseite anbringt. Das Duo füllt sie mit Beton und ummantelt sie mit historisierenden Steinplatten und Sandsteinen . „Wir tragen die Giebelmauer erst weiter ab, wenn die Strebepfeiler stehen“, erklärt der Sohn, der ebenfalls Architekt werden will, das Fach in Stuttgart studiert und in den Semesterferien dem Vater hilft. Die praktische Arbeit am Objekt ist für ihn sehr lehrreich. Denn auch im Innern des abgesackten Gebäudes müssen Niveaus ausgeglichen werden. „Drei der acht Innenstreben haben richtig Dampf“, berichtet Peter Ludwig.

Vater und Sohn haben auch schon einiges bewegt. So steht bereits die Traufwand an der Seite mit Fenstern, die modern werden dürfen. Auch haben die Ludwigs im Herbst schon eine Garage gebaut, die aus Steinresten vermauert ist. Peter Ludwig verfügt über einen großen Bestand an Sandsteinen. „Wir müssen die Steine aber waschen und sie auf die richtige Größe zuschlagen“, erklärt der Bauherr. Es ist eine mühselige Arbeit, die einem Puzzlespiel gleicht. Für jeden Quadratmeter Stein brauche er zwei bis drei Stunden. Doch die Familie spart durch ihre Eigenarbeit viel Geld. „Würde ich ein Unternehmen beauftragen, müsste ich mit Kosten von 700 bis 800 Euro pro Quadratmeter rechnen“, sagt der Architekt. Die Gesamtkosten vermöge er noch nicht zu beziffern. Dankbar ist Ludwig aber der Gemeinde, die ihm einen Teil des Grundstücks beim Kindergarten verkaufte. Allein für die Grundstückskäufe investierte er rund 100 000 Euro, verfüge aber damit über genügend Platz.

Das Dach lässt Peter Ludwig von Zimmermännern sanieren. Sie sollen Ende September kommen. Im Winter will der Bauherr mit der Innensanierung beginnen. „Der grundsätzliche Charakter bleibt erhalten“, verspricht Peter Ludwig. Am Ende soll ein Wohnhaus für seinen Sohn Christian entstehen, das im Erdgeschoss mit großen Räumen eine Küche und den Wohnbereich umfasst. Im Obergeschoss sollen mehrere kleinere Zimmer den Platz füllen. Ludwig ist sich sicher, dass er das Gebäude mit einer gasbetriebenen Fußbodenheizung ausreichend wärmen kann.