Das geplante Neubaugebiet Seelhofen IV misst 2,5 Hektar und soll Platz für 40 Häuser bieten. Foto: Archiv (KS-Images.de)

Bei einem Bürgerentscheid wird am 29. Juli über die Zukunft von Seelhofen IV bestimmt.

Mundelsheim - Eine Premiere ist es nicht, aber doch eine Besonderheit: Zum zweiten Mal in der Historie findet ein Bürgerentscheid in Mundelsheim statt. Nach der Unterschriftenübergabe durch „Bürger gegen Seelhofen IV" im März, hat der Gemeinderat am Donnerstag dem Bürgerbegehren nun auch formell offiziell zugestimmt – und das mussten sie auch, da alle Formalitäten eingehalten worden sind. Zudem wurde der Wahltermin festgelegt: Die Bürger werden am Sonntag, 29. Juli, über das Neubaugebiet entscheiden.

Eigentlich hatten die Verwaltung und die Initiative zuerst den Wunsch gehabt, den Entscheid mit der Bürgermeister-Wahl zu koppeln. Dem schob aber der Gemeinderat direkt einen Riegel vor. „Das Neubaugebiet ist so wichtig, dass es schon separat behandelt werden sollte“, bezog Dirk Breisig (FWB) Stellung. Er ließ auch die Argumente wie eine höhere Wahlbeteiligung nicht gelten: „Es geht um die Zukunft Mundelsheims. Wer sich dafür interessiert, kommt auch zweimal zur Wahl.“ Regine Zimmermann (FWV) kritisierte, dass auf diese Weise der neue Bürgermeister direkt „mit einem Päckchen“ in die Amtszeit starten würde. Dem stimmte Andreas Link (FBW) zu: „Wir sollten bis zur Wahl da definitv einen Knopf hingemacht haben.“

Welchen Stellenwert die Planung des Neubaugebiet hat, zeigte sich auch darin, dass rund 70 Bürger zu der Sitzung in der Georg-Hager-Schule gekommen waren. Und sowohl die Bürgerinitiative als auch Gemeinderat und Verwaltung bezogen ganz klar eine Position in der Thematik.

Als sogenannte „Vetrauenspersonen“ der Bürgerinitiative traten schießlich Christian Erz und Helmut Jahn an den Tisch, die unter dem selbst gesetzten Motto „Besseres Bauen für Mundelsheim“ kurz ihre Argumente vortrugen. „Wir stellen uns nicht gegen ein Neubaugebiet, sondern nur gegen den Standort“, betonte Erz, der wie seine Mitstreiter den „Rozenberg“ als neue Baufläche bevorzugt. Seine Gründe dafür sind die befürchtete Zersiedelung des Orts, da Seelhofen IV abseits vom Ortskern liege, sowie die komplizierte Anbindung an den Nahverkehr: „Wir sollten junge Familien nicht an den Ortsrand schieben.“ Auch die Erschließung allein über den Hartweg sieht die Initiative kritisch, während dafür im „Rozenberg“ sogar eine Anbindung an die Autobahn in Zukunft möglich wäre.

Bürgermeister Holger Haist sprach sich dagegen als Befürworter von Seelhofen IV aus: „Die Themen der Initiative sind ernst zu nehmen, aber nicht ausschlaggebend.“ So gebe es von den Entfernungen gesehen keinen großen Unterschied zu Seelhofen IIIa und IIIb, „wo sich die Bewohner auch sehr wohl fühlen“. Zudem sei es nicht so einfach, eine Baufläche gegen eine andere auszutauschen – etwa weil Grundstücke nicht verkauft werden. Eine Befürchtung, die der Gemeinderat teilte. „Der Rozenberg ist nicht bis 2020 zu schaffen,“ erklärte Regine Zimmermann (FWV). Dann steht aber schon ein neuer Flächennutzungsplan an. Für Andreas Link (FBW) ist zudem Seelhofen IV „die schlüssige Entwicklung “, da es dort schon Infrastruktur gebe: „Es ist das oder auf Jahre kein Neubaugebiet.“

Letzten Endes liegt die Entscheidung aber nicht mehr in den Händen der Räte und der Verwaltung, wie Haist ausführte: „Durch den Bürgerentscheid haben nun Sie liebe Mundelsheimer die Zuständigkeit und auch die Veranwortung.“ Jeder sollte selbst entscheiden, welche Argumente schwerer wiegen: „Ob lieber Ortsmitte oder Ortsrand, ob eine Busanbindung benötigt wird oder nicht. Was eine Rolle spielt und was nicht.“ Das „Ja“ oder „Nein“ gilt dann nämlich für drei Jahre. Es gilt also genau zu überlegen: „Sind Sie gegen die geplante Bebauung des Baugebietes Seelhofen IV und wollen, dass der Aufstellungsbeschluss des Gemeinderats vom 16.11.2017 zum Bebauungsplan Seelhofen IV wieder aufgehoben wird?“ So lautet die offizielle Fragestellung für den 29. Juli.