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Der Mundelsheimer Gemeinderat hat bekräftigt, dass Oberstenfeld und Großbottwar bei der Westvariante für ein neues Gewerbegebiet außen vor sind.

Mundelsheim - Man kann dem Verband Region Stuttgart (VRS) nicht vorwerfen, dass er nicht alles versucht hätte, Mundelsheim zum Einlenken zu bewegen. So appellierte der Planungsausschuss am Mittwoch an die Neckargemeinde, ihre Position zu überdenken (wir berichteten). Die Regionaldirektorin Nicola Schelling setzte zudem ein Schreiben auf, mit dem sie der Kommune schmackhaft machen wollte, bei einem potenziellen Gewerbegebiet auf eigener Gemarkung Oberstenfeld und Großbottwar doch mit ins Boot zu lassen. „Die Form der Einbindung dieser beiden Gemeinden – ebenso wie die endgültige Größe des Gewerbeschwerpunkts – können noch geklärt werden“, meinte sie. „Hier sind grundsätzlich unterschiedliche Optionen vorstellbar, die insbesondere auch den Belangen Mundelsheims Rechnung tragen“, fügte Nicola Schelling hinzu.

Doch von dem ganzen Werben ließ sich der Mundelsheimer Gemeinderat nicht beeindrucken. Er bekräftigte am Donnerstagabend seinen Standpunkt, der Westvariante auf eigener Gemarkung zuzustimmen – aber nur ohne Beteiligung von Oberstenfeld und Großbottwar.

Das sei auch die endgültige Haltung, betonte der Bürgermeister Holger Haist nach der Sitzung. Zuvor hatten er und viele Räte dargelegt, warum ein Mitwirken der beiden Nachbarn bei einem Gewerbeareal westlich der Autobahn nicht infrage kommt. Haist erinnert daran, dass Oberstenfeld und Großbottwar über eine viel größere Gemarkung verfügten. „Warum wollen die dann hier Flächen?“ Auch den eigenen Bürgern wäre es nicht zu vermitteln, eigene Flächen für den Bedarf der Nachbarn anzubieten. Doch selbst wenn man das gewollt hätte, gäbe es eine unüberwindbare Hürde: Der Zweckverband Industriegebiet Besigheim, mit dem das Gewerbeareal auf der Ottmarsheimer Höhe betrieben wird und an den man vertraglich gebunden sei, würde ein solches Vorgehen nicht goutieren.

Holger Haist passte zugleich nicht, dass der Gemeinde in der öffentlichen Diskussion teilweise der Stempel des Verhinderers aufgedrückt worden sei. Der Vorwurf war aufgekommen, weil der VRS bei einem Standort an der Autobahn auch die Bedürfnisse nach neuen Gewerbeflächen von Oberstenfeld und Großbottwar befriedigen will. Genau das ist mit der Haltung Mundelsheims zur Westvariante nicht möglich. Und ob der Standort beim Holzweiler Hof, den Großbottwar und Mundelsheim selbst der Westvariante vorziehen, umgesetzt wird, steht in den Sternen. Natur- und Landschaftsschutz könnten dagegen sprechen. Am Ende wird also unter Umständen keines der beiden Areale erschlossen. Gleichwohl sei Mundelsheim kein Verhinderer, sondern „ein Ermöglicher“, hob Holger Haist hervor. „Wir sagen Ja zum Holzweiler Hof und sagen Ja zur Westvariante“, erklärte er. „Aber zu unseren Bedingungen“, fügte er hinzu. Und das würde auch bedeuten, die Westvariante mit dem Zweckverband Industriegebiet Besigheim zu verwirklichen.

„Wir sollten Herr im Haus bleiben“, pflichtete ihm Bruno Freihofer von der Freien Bürgerlichen Wählervereinigung bei. Es könne nicht sein, dass Großbottwar und Oberstenfeld bei einem Gebiet auf Mundelsheimer Gemarkung je ein Drittel des Terrains abschöpften. „Ich sehe keine Veranlassung, an Großbottwar und Oberstenfeld Flächen abzutreten, damit die Steuern einnehmen“, sagte Regine Zimmermann von der Freien Wählervereinigung. „Wir hätten auch gar nicht anders entscheiden können“, erinnerte Dirk Breisig von der Freien Bürgerlichen Wählervereinigung nochmals an die vertragliche Bindung zum Zweckverband Besigheim.

Beim VRS geht man entspannt mit der Abfuhr um. „Das Verfahren wird jetzt formal weiter vorangetrieben“, sagt die Pressesprecherin Dorothee Lang. Die Stellungnahmen, die im öffentlichen Beteiligungsverfahren zur Fortschreibung des Regionalplans in Sachen Gewerbestandorte eingegangen sind, würden aufgearbeitet und ins Gremium gebracht. In dem Zusammenhang müsse entschieden werden, welcher von aktuell fünf geplanten Standorten im Kreis Ludwigsburg im Rennen bleiben soll, ob der Holzweiler Hof einer davon sein möge und wie man mit dessen Alternative, der Westvariante, weiterverfahren soll. Wobei Thomas Kiwitt im Planungsausschuss schon festgestellt habe, dass Letztere ohne Oberstenfeld und Großbottwar „nicht unserer Intention entspricht“.