Die Gewitterzelle hat sich über Mundelsheim, Ottmarsheim und Teilen von Höpfigheim entladen. Foto: Yannick Garbe

Unmengen von Regen und Hagel sind am Donnerstag auf die Weinbaugemeinde niedergeprasselt. Größere Schäden gab es zum Glück nicht.

Mundelsheim - Ich war damit beschäftigt dem Wasser, Matsch und Geröll auszuweichen“, schreibt eine Nutzerin am Donnerstagabend auf der Facebook-Seite der Marbacher Zeitung. Kurz nach 18.30 Uhr hieß es nämlich in Mundelsheim: Land unter! Innerhalb von 45 Minuten hatte es 30 Liter Regen und Hagel pro Quadratmeter gegeben, wie unser Wetterexperte Yannick Garbe mit seiner Messstation auf dem Schuldach der Weinbaugemeinde ermittelt hat. „Das ist etwa die Hälfte dessen was sonst in einem Monat zusammenkommt.“

Dass es da Wasser aus den Kanälen drückt und Feldwege sowie Ackerflächen ausgeschwemmt werden, ist kein Wunder. „Die Hagelkörner waren mit einem bis zwei Zentimeter Durchmesser aber relativ klein“, ergänzt Yannick Garbe.

Dadurch hat es wohl keine größeren Schäden gegeben. Zumindest sind dem Kommandanten der örtlichen Feuerwehr, Thomas Giepen, keine solchen bekannt: „Wir waren nur wegen der überfluteten Straßen im Einsatz.“ Keller mussten die Floriansjünger keine auspumpen, aber sie hatten wohl auch so mehr als genug zu tun. Punkt 19.02 Uhr rückten 20 Männer und Frauen aus, um die Schächte und Straßen von Schutt und Geröll zu befreien. „Auf der Großbottwarer Straße war es besonders massiv“, informiert Kommandant Giepen. Dort hatten sich teilweise auf einer Länge von 20 Metern Hagel und Schlamm auf bis zu 15 Zentimer Höhe aufgetürmt. „Das war quasi eine Materialschlacht.“ Bis 21 Uhr waren die Kräfte der Mundelsheimer Feuerwehr im Einsatz .

Der Grund dafür, dass das Unwetter so lokal über Mundelsheim, Ottmarsheim und einem Teil von Höpfigheim verharrte, liegt laut Wetterexperte Yannick Garbe an einer kleinen Besonderheit: „In der Höhe hat es keinen Wind gegeben.“ Das führt dazu, dass die Wolken an einer Stelle bleiben und dort ausregnen. „Donnerstagabend war die Gewitterzelle so lokal, dass die Lage von einem zum anderen Kilometer anders sein konnte.“ So ist es auch zu erklären, dass auf Facebook einige Höpfigheimer nichts von dem Unwetter über dem Ort mitbekommen haben, während anderswo „die Jungs klatschnass“ vom Training nach Hause gekommen sind, wie eine Dame schreibt. Im nördlichen Teil des Steinheimer Stadtteils fiel ebenfalls Hagel vom Himmel – allerdings von der kleinen Sorte, weswegen das Weingut Schütz außer den Frostschäden keine weiteren Schäden zu beklagen hat.

Anders sieht es da bei den Winzern des Mundelsheimer Käsbergkellers aus. „Das was vom Frost verschont geblieben ist, hat jetzt nochmal auf den Deckel bekommen“, sagt Vorstand Friedrich Fink resigniert. Man habe aber Glück, dass nur ein kleiner Teil der Gemarkung betroffen sei. Wie hoch der Schaden dort tatsächlich ausfällt, stehe jetzt noch nicht fest.

Mit Unwettern ist noch häufiger zu rechnen, warnt Yannick Garbe vor: „Wir sind ja erst am Anfang der Saison.“ Die hält noch bis September an. Die Gewitterzelle am Donnerstag ist übrigens dank der hohen Luftfeuchtigkeit, die sich bereits am Morgen in Form von Nebel gezeigt hat, in Kombination mit der Sonne im Tagesverlauf entstanden. „Bei Gewitter wird dann die Feuchtigkeit ähnlich wie in einem Aufzug hochgezogen. In der Wolke gefriert diese und rotiert dort bis sie zu schwer wird und wieder zu Boden fällt“, fasst Yannick Garbe zusammen.