Bürgermeister Holger Haist (am Pult) verabschiedet sich zum 1. Dezember von seinem Amt. Ulrich Raisch, Dirk Breisig, Lucas Barg, Boris Seitz und Bernhard Wein (von links) wollen dann gerne in seine Fußstapfen treten. Foto: Werner Kuhnle

Die Bewerber für das Bürgermeister-Amt haben ihre Ideen und Visionen vorgestellt.

Mundelsheim - Eine gute Idee hatte jeder, der am Donnerstagabend zu Fuß oder mit dem Rad zur Käsberghalle kam. Denn die Bürgermeister-Wahl beschäftigt die Mundelsheimer – über 700 von ihnen kamen zur Kandidatenvorstellung, sodass nicht nur die Stuhlreihen, sondern auch die Tribüne restlos besetzt gewesen ist. „Ich bin beeindruckt“, erklärte in einer kurzen Begrüßung Bürgermeister Holger Haist. Dann hatten seine potenziellen Nachfolger das Wort. Je 15 Minute hatten die Bewerber Zeit, sich und ihre Themen und Pläne für die Weinbaugemeinde vorzustellen.

Den Anfang macht Ulrich Raisch, der seinen Hut zuerst in den Ring geworfen hat. Nach einer kurzen Vorstellung seiner Biografie ging der freiberufliche Pädagoge auf die Motivation seiner Kandidatur ein: „Für Demokratie einzustehen ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr.“ Es herrschten „raue Zeiten“ und oft werde zu kurzfristig gedacht. Er trete daher „für eine nachhaltige und generationengerechte Gemeindeentwicklung “ ein. Und dazu gehöre es auch, den Bürgern „reinen Wein“ einzuschenken, was die Finanzen angeht: „Es ist eine äußert sparsame und wirtschaftliche Haushaltsführung geboten.“ Investitionen in Bildung, Betreuung und Gebäude seien mit den Pflichtaufgaben zu vereinen ohne „die Qualitätsfragen“ zu vergessen.

Zweiter Redner des Abends war der FWB-Gemeinderat Dirk Breisig: „Ich lebe und liebe Mundelsheim zu 150 Prozent.“ Diese Bekenntnis sollte sich ähnlich eines Slogans durch seine ganze Rede ziehen, in der er zunächst seine Vorzüge aufzählte: „Ich habe Finanzmanagement studiert und weiß, wie viel Geld wir wirklich haben.“ Als Unternehmensberater könne er „auch im Rathaus Impulse setzen“ und durch den Gemeinderat kenne er „jedes Projekt, jede Sanierung und jeden Plan – auch jene, die jetzt noch in der Schublade liegen“. Dabei wolle er stets objektiv und unabhängig handeln, aber das nicht im Alleingang: „Ich möchte den Gemeinderat und die Bürger einbeziehen. Eine jährliche Einwohnerversammlung und ein engerer Sitzungsrhythmus seien Pläne von ihm. Gastronomen und Metzger könne er nicht zwingen, sich anzusiedeln: „Aber Mundelsheim attraktiv gestalten.“ Das locke vielleicht. Schon heute engagiere er sich in den Vereinen im Ort. Als Schultes mache er also „Hobby zum Beruf“.

Aus der Nachbarschaft – nämlich aus Hessigheim – kommt L ucas Barg, der seit 2016 bei der Stadt Marbach arbeitet: „Aus praktischer Erfahrung weiß ich ganz genau, wie Verwaltungstheorie in der Praxis greift.“ Für die Beziehung zwischen dem Bürger und der Verwaltung sei es wichtig, dass deren tägliches Handeln „ordentlich kommuniziert wird“. Mundelsheim zeichne sich durch Geschichte, Tradition und vor allem das Vereinsleben in seiner Vielfalt aus, was es für ihn „zu bewahren, stärken und fördern gilt“. Dafür schwebt ihm zum Beispiel ein Vereinsfond vor. Bei allen Themen, ob Kinderbetreuung oder die Schaffung von Wohnraums, müsse nach den Maximen „Unvoreingenommenheit, Bodenständigkeit, Realismus“ gehandelt werden. Was die Mundelsheimer umtreibt, habe er in persönlichen Gesprächen schon erfahren können, etwa das Fehlen einer Metzgerei oder Drogerie im Ort: „Man muss den Standort auch für kleine Betriebe wirtschaftlich wieder interessant machen.“

Mit B oris Seitz stand noch ein weiterer Mundelsheimer auf der Bühne, der schon an der Lösung eines Problems arbeite: „Ich bin bereits mit einer Metzgerei in Kontakt. Wir suchen geeignete Räumlichkeiten.“ Passend dazu, bezeichnet er sich selbst als jemand, „der anpacken kann“ und dabei als Teamplayer für „gutes Klima im Rathaus und im Gemeinderat“ sorgen möchte. Als Teamleiter bei der Rentenversicherung sei er dazu in der Lage zu „Höchstleistungen“ zu motivieren: „Es darf nichts auf die lange Bank geschoben werden.“ Dabei könne die Digitalisierung ein wichtiger Baustein sein. Ein solcher seien auch die Vereine, wenn es um die Entwicklung der Kinder gehe, was auch für die Betreuungsangebote gelte. Doch das alles nütze nichts, wenn keine Kinder nachkommen und Familien keinen Wohnraum finden. „Alle Generationen sollen sich hier noch wohler fühlen als zuvor“, betonte Seitz weiter auch mit Blick auf die Senioren. Er arbeite als Bürgermeister aber nicht nur an großen Baustellen, auch Dinge wie den Radweg nach Pleidelsheim habe er auf dem Schirm: „Ich kenne die hiesigen Bedürfnisse und Besonderheiten.“ Und das seien ganz klar auch die Steillagen.

Einen weiteren Weg hatte dagegen Bernhard Wein hinter sich gebracht, der aus Niedersachsen angereist ist. Er lebe nach der Maxime „Es gibt keine Probleme, sondern nur Aufgaben, die wir lösen müssen“ und dafür stehe er auch als Kandidat. Zunächst rückte er dabei die Senioren in den Vordergrund, die „erlebnishungriger denn je“ seien, und stärker eingebunden werden sollten. Aber auch, was die Jugend angeht oder die Digitalisierung, ganz gleich ob im Rathaus oder als Online-Marktplatz für Einzelhändler „bin ich an ihrer Seite“. Einen Schwerpunkt in seiner Rede setzte Wein getreu seines Namens auf den Weinbau als „Erlebnis Mundelsheim“, zu dem auch der Neckar und der Wald gehöre. Er habe das Heide-Erlebniszentrum in der Entstehung begleitet und könne sich auch eine ähnliche Einrichtung für die Region vorstellen, mitsamt Veranstaltungen und Themen-Events: „Das ist ein schöner Traum, der machbar ist.“ Dafür brauche es eine professionelle Vermarktung, aber auch praktische Dinge wie die Einbindung des Württemberger Wein-Wanderwegs und die staatliche Förderung der Winzer: „Also wählen Sie, was zum Ort gehört.“