Mundelsheim und La Motte-Servolex sind Partner – und sind in einem Buch verewigt. Foto: avanti

Die 40 Jahre alte Freundschaft zwischen Mundelsheim und La Motte-Servolex in Frankreich hat die 22. Sichelhenket geprägt. Sogar ein Buch ist dafür geschrieben worden.

Mundelsheim - Eine Reihe von glücklichen Umständen hat das größte Fest der Mundelsheimer in diesem Jahr geprägt. Zum einen schien die Sonne – das zwar so heftig, mit Temperaturen Nahe an der 40-Grad-Grenze, dass der Bürgermeister Holger Haist bei seiner Eröffnung am schweißtreibenden Samstag um 17 Uhr rasch an die Regel erinnerte, wonach heiße Nachmittage immer besonders lange laue Sommernächte nach sich ziehen. „So können auch hier Urlaubsgefühle entstehen.“

In den beiden Vorjahren hatte es bei den sich abwechselnden Festen Weindorf und Sichelhenket viel geregnet. Für die 22. Auflage der Sichelhenket galt das zumindest am Samstag nicht. Und so konnte das Ortsoberhaupt auch schon bald zur zweiten guten Nachricht übergehen: Die württembergische Weinkönigin Mara Walz wird Freiwein ausgeben. Der Weißwein kühlte – was es genau für ein Tropfen war, bleibt ein Geheimnis. „Es schmeckt nach Riesling, aber die Weingärtner verraten es nicht“, antwortete der Bürgermeister schmunzelnd.

Bleibt die Nummer drei der glücklichen Umstände: Mundelsheim und die französischen Partnern aus La Motte-Servolex feiern vier Jahrzehnte Verbundenheit. Das manifestierte sich in dem Buch von Brigitte Rinchet. Die Französin, die als Vorsitzende des Patenschaftskomitees fungiert, schrieb das Buch mit dem Titel „Mundelsheim – La Motte-Servolex: 609 Kilometer und 40  Jahre Freundschaft“. Das Buch präsentierte Luc Berthoud, Bürgermeister der 12 000-Einwohner-Stadt bei Chambéry in den Savoyen. „Der Treueeid zählt heute viel mehr als früher“, sagte der Verwaltungschef, der den französischen Regisseur François Truffaut mit den Worten zitierte: „Die Liebe und die Freundschaft funktionieren nur mit gegenseitiger Achtung.“

Viel Tradition umrahmte die Eröffnung des Festes. So spielte ein vom Musikkapellen-Vorsitzenden Andreas Link angekündigtes Alphorn-Trio zweimal auf. Die Instrumente stammen aus Oberwölz, mit etwa 1000 Einwohnern die kleinste Stadt der Steiermark. Da die Musikkapelle Mundelsheim ihren 110. Geburtstag feierte, kamen rund 60 Mitglieder der befreundeten Kapelle aus Österreich zum Fest.

Die Dreschflegel-Gruppe um Dieter Reiner pflegte zwischenzeitlich den alten Brauch. Zwei Wochen lang hatten sich die Akteure auf den Auftritt vorbereitet. „Es ist schöner, wenn es gleichmäßig klappt“, sagte Dreschflegler Berthold Jäger. Kurze Zeit später zog die Altersfeuerwehr unter Leitung des früheren Kommandanten Dietmar Freihofer das etwa 200 Kilo schwere Ernteseil höher. Sie prangt seit jeher als Wahrzeichen zwischen dem Gasthaus Sonne und dem gegenüberliegenden Haus.

Vorbereitet hatte das Seil eine Gruppe um Margarete Götz. Die gelernte Gärtnerin war vor drei Jahren von der Gemeinde angesprochen worden, nachdem sich der Jahrgang 1955/56 nach vielen emsigen Stunden altershalber zurückgezogen hatte. „Wir arbeiten Goldruten und roten Fuchsschwanz ein, weil das Eichenblattwerk durch die Hitze schnell welk wird“, erzählt Götz. Wenig später spielt die Musikkapelle auf und das Fest beginnt.

Stolz auf die Mundelsheimer Vereine ist auch Karin Röser. Die Ordnungsamtsleiterin organisiert das Fest. „Die Vereine haben immer eine gute Speisekarte, hier ist nichts gewerblich“, sagt sie. Ohne die ehrenamtlichen Helfer wäre das Fest nicht möglich.