Die Kinder haben gelernt, wie sie sich verhalten können, wenn Ärger im Anmarsch ist. Foto: Frank Wittmer

Die Mundelsheimer Grundschüler lernen im Gewaltpräventionsprogramm, wie sie sich in Konfliktsituationen verhalten sollen.

Mundelsheim - Kinder stark machen, das ist etwas, das Uschi Daub am Herzen liegt. Die Gewaltpräventionstrainerin weiß, wovon sie spricht, wenn sie Mädchen und Jungs das „Nein“-Sagen beibringt. Locker und spielerisch findet die jünger aussehende Endfünfzigerin schnell einen Draht zu den Kindern. Die Erstklässler der Mundelsheimer Grundschule finden es witzig, wenn Uschi Daub eine Jugendliche spielt oder sich von der Lehrerin durchs Zimmer jagen lässt.

Ständige Pikser und Schubser gibt es auch schon bei den Kleinsten. „Da muss man locker bleiben“, hat ein Junge die richtige Antwort parat. Die Mitschüler lachen. Wer cool bleibt, ist eindeutig im Vorteil. Man muss aber auch wissen, wann eine Grenze überschritten ist. Uschi Daub stellt den wichtigen Unterschied zwischen Petzen und Hilfe holen heraus. „Wenn euch euer Nachbar ärgert, dann könnt ihr das dem auch direkt sagen: Lass mich in Ruhe, ich möchte das nicht. Gebt dem anderen die Chance aufzuhören, ohne dass er oder sie gleich Ärger bekommt.“

Wenn aber ein Erstklässler von gleich drei Drittklässlern angegriffen wird, geht es nicht mehr ohne fremde Hilfe. „Wenn mein Freund geärgert wird, darf ich dem dann helfen?“, fragt ein Junge. „Du darfst helfen, denen aber nicht auf die Nase hauen“, erklärt Uschi Daub ganz kindgerecht. „Dann bekomme ich nämlich selber Ärger“, stellt eine Erstklässlerin fest.

Laut um Hilfe rufen oder deutlich „Nein“ zu sagen, lernen die 100 Kinder der Georg-Hager-Schule an diesem Vormittag. Die Veranstaltung wird schon seit Jahren vom Förderverein finanziert. „Das Programm ist echt super“, ist Lehrer Tobias Mutz begeistert. Durch die Präventionskurse „Stark Sicher Fair“ habe die Zahl der Konflikte auf dem Schulhof deutlich abgenommen, hat Mutz beobachtet. „Die Kinder wenden das an, was sie in den Kursen gelernt haben.“

Sowohl die „Rabauken“ als auch die „Mauerblümchen“ profitieren von dem breit angelegten Training. „Die Kinder lernen spielerisch, wie sie aus einer Konfrontation herauskommen, ohne ihr Gesicht zu verlieren“, stellt Mutz fest. „Und auch Kinder, die sonst eher still sind, lernen laut und deutlich zu sagen, was sie nicht wollen.“

Manchmal kann es aber auch falsch sein, stehenzubleiben und „Nein“ zu sagen. Das lernen die Kinder in einem weiteren Spiel. Uschi Daub verwandelt sich mit Baseball-Mütze in einen Jugendlichen, der ein Kind mit einem Ball anlockt. Die ersten Male fängt das Kind den Ball und will ihn sogar zurückgeben. Nach einigen Übungen wissen die Kinder, dass es am besten ist, einfach weiterzugehen. Wenn Erwachsene stärker sind, müssen Kinder eben schlau und schnell sein. Wenn Erwachsene Kinder aus Autos ansprechen, gibt es einen ganz simplen Trick: Einfach in die entgegengesetzte Richtung davon rennen. „Dann muss der Autofahrer nämlich erst wenden.“