Foto: Werner Kuhnle

Die Konstruktion ist ein Sanierungsfall und muss gerichtet werden. Wann und in welcher Dimension, ist aber noch unklar.

Mundelsheim - Mundelsheim kann mit einer Reihe von historischen Kleinoden wuchern. Eine Herausforderung ist aber, all diese schmucken Gebäude in Schuss zu halten. Das zeigt sich jetzt wieder einmal, wo die Kommune völlig unverhofft das Großbottwarer Tor auf Vordermann bringen lassen muss. Das Wahrzeichen von Mundelsheim drohte einzustürzen (wir berichteten). Ganz so schlecht ist es zwar um die Stiftsscheuer nicht bestellt. „Die Standsicherheit ist nicht gefährdet“, erklärt Jürgen Klingel, der Erste Vorsitzende des örtlichen Geschichtsvereins, der in den Räumen ein sehenswertes Museum zum Weinbau samt Küfer- und Wagnerwerkstatt unterhält. Handlungsbedarf bestehe aber auf alle Fälle, betont er. „Am besten, man hätte schon gestern etwas unternommen“, unterstreicht Jürgen Klingel die Dringlichkeit. Die Gemeinde wird den Verein wohl nicht im Regen stehen lassen. „Da wird eine Sanierung kommen“, stellt der Bürgermeister Holger Haist fest.

Die Schwachstelle an dem unter Denkmalschutz stehenden Haus ist das Dach. „Das ist undicht“, berichtet der Rathauschef. Wobei solche Zipperlein bei einem Gebäude, das 1722 errichtet wurde, natürlich nicht ungewöhnlich seien. Gleichwohl müsse das Problem beseitigt werden, erklärt Holger Haist. Welches Ausmaß die Instandsetzung haben soll, sei noch unklar. „Vom Flicken bis zur Generalsanierung ist da alles denkbar“, meint der Rathauschef. Man könne beispielsweise nur die schadhaften Stellen ausbessern lassen oder gleich das ganze Dach erneuern.

Der Gemeinderat müsse nun diskutieren, wie es weitergehen soll, sagt Holger Haist. Die Entscheidung werde wahrscheinlich 2015 fallen. „Es wäre auch gut, das schon im kommenden Jahr umzusetzen“, fügt er hinzu. Doch darüber zu befinden, sei Sache des Gremiums. Den ganz großen Zeitdruck sieht der Schultes indes nicht. „Es regnet nicht massiv rein“, sagt er. Es gehe vielmehr um feuchte Stellen auf der Bühne. Auch die Ausstellung des Geschichtsvereins sei von dem undichten Dach nicht tangiert. Das schätzt der Geschichtsverein jedoch anders ein. „Die Ausstellung ist direkt betroffen“, meint Jürgen Klingel. Immerhin beginne die Schau im Prinzip gleich unter dem Dach.

„Wir beobachten das Problem schon seit geraumer Zeit. Anfang letzten Jahres haben wir dann einen Antrag auf Reparatur gestellt“, berichtet der Vorsitzende des Vereins. Zunächst habe es auch den Anschein gehabt, dass die Instandsetzung recht zügig erfolgen könnte. Dann sei aber das Großbottwarer Tor dazwischengekommen, dem die Gemeinde Priorität einräumte.

Jürgen Klingel macht der Kommune deshalb keinen Vorwurf. Zumal er wie der Kämmerer Martin Braunbeck schlucken musste, als er die Zahlen der groben Kostenschätzung hörte. So würde eine Generalsanierung der Stiftsscheuer wohl mit bis zu 300 000 Euro zu Buche schlagen. Würde man sich auf das Dach beschränken, müssten vermutlich immer noch rund 130 000 Euro in die Hand genommen werden. Im Nachtragshaushalt für 2014 hat Martin Braunbeck einen Gesamtbedarf von 100 000 Euro für das Großprojekt angemeldet.

Das Ganze wird auch deshalb nicht so leicht zu schultern sein, weil das Denkmalamt ein Wörtchen mitzureden hat. Jürgen Klingel verweist darauf, dass beispielsweise auf dem Dach handgestrichene Ziegel liegen, die aus dem 18. Jahrhundert stammten. „Die müssen erhalten bleiben“, weiß der Geschichtskenner.