Diskussion um das „Tal der Liebe“: nicht nur eine Bürgerinitiative, sondern auch das Land findet die Landschaft am Holzweiler Hof schützenswert Foto: Kuhnle/Archiv

Die Gemeinde Mundelsheim will einen Gewerbestandort westlich der Autobahn 81 nur ohne Großbottwar und Oberstenfeld entwickeln. Das sieht die Region anders.

Mundelsheim/Bottwartal - Mundelsheim macht nicht mit. Was macht jetzt die Region? Bei seiner Suche nach gut 100 Hektar Gewerbefläche entlang der A 81 – verteilt auf fünf Standorte – ist der Verband Region Stuttgart (VRS) über die kleine Weinbaugemeinde im Nordwesten der Region gestolpert. Das landschaftlich sensible Gebiet am Holzweiler Hof, das hauptsächlich zu Großbottwar und teils zu Mundelsheim gehört, soll zu einem 15 Hektar großen Gewerbegebiet werden. Doch es hagelt Proteste, besonders von einer Bürgerinitiative.

Hier kommt Mundelsheim ins Spiel. Wenn man das Gebiet auf die andere Seite der Autobahn verlegen würde, schlug die CDU-Regionalfraktion vor, ließen sich die Probleme wohl mildern. „Hier sind keine Schutzgebiete betroffen, die Topografie ist unproblematischer, die Wohnbebauung weiter weg“, erläuterte der VRS-Planungsdirektor Thomas Kiwitt im Planungsausschuss der Region am Mittwoch. Aber Mundelsheim will nicht so, wie die Region es will. Denn bei einer Verlegung läge das Plangebiet allein auf Mundelsheimer Markung. Und schon jetzt beteilige sich die Gemeinde mit rund sechs Hektar an dem Gebiet, betont der Bürgermeister Holger Haist. In einer Sondersitzung habe sein Gemeinderat dennoch beschlossen, dass man der Verlegung nach Westen zustimmen könne – aber man wolle das Areal nicht gemeinsam mit den Nachbarkommunen Großbottwar und Oberstenfeld entwickeln.

Auch der Zweckverband Ottmarsheimer Höhe, in dem Mundelsheim Mitglied ist, machte der Region einen Strich durch die Rechnung. Der Verband will laut einer am Mittwoch bekannt gegebenen Stellungnahme das Gebiet allenfalls mit Mundelsheim unter eigener Ägide entwickeln. „Das entspricht nicht unseren Planungen“, sagte Kiwitt dazu im Planungsausschuss.

Der Versuch, ein zugleich wettbewerbsfähiges und wirtschaftliches Gebiet auszuweisen, entpuppe sich als schwierig, räumte Kiwitt ein. Das für die Genehmigung des Regionalplans zuständige Ministerium für Verkehr und Infrastruktur habe zudem Bedenken wegen des (östlichen) Holzweiler Hofs und Ingersheim angemeldet. Nun müsse die Regionalversammlung entscheiden, wie sie mit den neuen Fakten umgehen wolle. Sollte die Verlegung nicht klappen, „stehen wir zum Holzweiler Hof“, bekräftigte Jürgen Lenz (CDU). Es sei zwar wünschenswert, eine Alternative zu finden. Aber Großbottwar und Oberstenfeld hätten großen Bedarf an Gewerbeflächen. Unverständnis für die Mundelsheimer Haltung äußerte Matthias Hahn (SPD). Die Position sei unbefriedigend und komme ihm vor, „wie eine Nachricht aus dem Sandkasten“. Es sei gut möglich, dass nun keiner der beiden Pläne Wirklichkeit werde. Dorothee Kraus-Prause erneuerte die Kritik der Grünen-Fraktion an der Flächensuche. Der Schutz der Freiräume habe oberste Priorität. Ähnlich sahen es die Linken.

Die westliche Variante sei „eine große Chance für die ganze Raumschaft“, sagte Rainer Gessler (Freie Wähler). Aber für seine Fraktion sei es „zwingend, dass Großbottwar und Oberstenfeld mitmachen können“. Beim Standort Schwieberdingen sei die Kooperationsbereitschaft der Gemeinde mit den Nachbarn weit größer als im Mundelsheimer Fall. Es sei ein „klassischer regionaler Fehler, jetzt ein Kommunen-Bashing zu betreiben“, befand Kai Buschmann (FDP). Großbottwar und Oberstenfeld hätten mehr als viermal so große Gemarkungsflächen wie Mundelsheim. Der Versuch, ihre Schwierigkeiten beim kleineren Nachbarn zu lösen, sei problematisch.

Am Ende beschloss der Ausschuss einen Appell: Der an diesem Donnerstag erneut tagende Mundelsheimer Gemeinderat möge sich die Sache noch mal überlegen.