Die Reisegruppe hat bei ihrer Tour auch am Baikalsee Halt gemacht und sich dort über das russische Leben vor 200 Jahren informiert. Foto: Hildegard Baumann

13 Personen aus dem Kreis haben eine Reise nach Sibirien und in die Mongolei unternommen.

MundelsheimMundelsheim
13 Personen aus dem Kreis Ludwigsburg sind mit einer 34-köpfigen Reisegruppe nach Sibirien und weiter in die Mongolei gereist. Die Reisenden haben manche Erwartung bestätigt gesehen, aber auch viele neue Eindrücke mitgebracht.

Alle zwei Jahre organisiert Dr. Michael Lutz-Dettinger für seine Reisefreunde, die zum großen Teil in Mundelsheim wohnen, eine große Reise mit einem Bus, an dessen Steuer er selber sitzt. Doch dieses Mal war das Reiseziel, Sibirien und die Mongolei, zu weit weg, um mit einem Bus erreicht werden zu können. Also wurde zuerst ein großer Sprung mit dem Flieger gemacht, nach Irkutsk in Sibirien. Die Stadt Irkutsk, als Verwaltungszentrum nahe des Baikalsees und an dem Fluss Angara gelegen, beherbergt Zeugnisse alter und neuer Geschichte. An der Stelle der ersten Befestigungsanlage, die von den Kosaken im 17. Jahrhundert errichtet wurde, ist heute eine nur wenig später erbaute orthodoxe Kirche zu sehen – mit den vielen goldenen Ikonen, wie erwartet. Am nahen Ufer der Angara steht ein großes, modernes Standbild, das an die Stadtgründung vor 350 Jahren erinnert. Auch sind noch viele alte, typisch russische Holzhäuser zu sehen, die unter Denkmalschutz stehen und deswegen nur eingeschränkten Wohnkomfort bieten.Mit einem Bus ging es an den Baikalsee nach Listvianka, einem Fischer- und Ferienort. Ein Museum zeigt die Geologie und Botanik des Baikalsees. Man erfährt, dass der für die Gegend typische Fisch, der Omul, stark überfischt ist, auch wegen der verbreiteten Raubfischerei. Deswegen wird er ab 2018 geschützt und darf nicht mehr gefangen werden. In einem Heimatmuseum unweit des Sees sind die Häuser und die Lebensumstände der Menschen vor 100 und 200 Jahren zu sehen und zu erleben: In einem ehemaligen Wachturm singen drei Kosaken russische Weisen und in einem Bauernhof singt eine als Bäuerin gekleidete Frau zur Bandura.

Das nächste Ziel ist weiter im Süd-Osten jenseits des Baikalsees gelegen. Ulan-Ude liegt an der Selenga, einem Zufluss zum Baikalsee, der aus der Mongolei kommt. Ulan-Ude ist ein Wirtschaftszentrum mit Handelsbeziehungen nach China und früher auch nach Amerika. So gab es eine sibirisch-amerikanische Handelsgesellschaft. Viele der Kaufleute waren jüdischen Ursprungs. Beeindruckt hat das Haus eines Kaufmanns, der das Baumaterial, einschließlich der Backsteine, aus Deutschland kommen ließ. Und das vor über 100 Jahren. Ulan-Ude hat ein großes und für Russland wichtiges Eisenbahn-Werk und so konnten Eisenbahn-Fans viele alte russische Lokomotiven bewundern.

Der Eisenbahn wurde die gebührende Bedeutung eingeräumt, indem man die Reise von Irkutsk nach Ulan-Ude mit der Transsibirischen Eisenbahn gemacht hat, mit wunderbaren Ausblicken auf den Baikalsee sowie auf die Siedlungen von Datschas, den Wochenend- und Ferienhäusern der Russen, die sich unweit der Städte in der Taiga ausdehnen. Die Weiterreise von Ulan-Ude nach Ulan-Bator in der Mongolei wurde im Abzweig der Transib, der Transmongolischen Bahn, über Nacht gemacht. Man kann auf dieser Strecke weiter nach Peking fahren, muss allerdings in Ulan-Bator umsteigen, weil die Russen eine große Spurweite der Gleise, die Chinesen dagegen eine schmale Spurweite haben. Die Reisegruppe jedoch wechselte am sonnigen Morgen vom Bahnhof zum Hotel, wo es ein Frühstück gab, um gestärkt zur Stadtbesichtigung, zum Museum und zum Einkaufen von Kaschmir-Pullovern zu starten.

Den Abschluss der Reise bildete eine sechstägige Fahrt in Geländewagen durch die Wüste Gobi, die sich erstaunlich grün zeigte. Fast überall wächst Gras, wenn auch sehr dünn, sodass man sich fragt, wovon die Ziegenherden, die man immer wieder sieht, eigentlich leben. Die Monate August und September weisen die meisten Niederschläge auf, was man hautnah erleben konnte. Wenn auch räumlich begrenzt, können die Regenschauer doch sehr heftig sein, auch mit Hagel. In dem felsigen Untergrund dieses weithin total flachen Landes bildet sich sofort eine Seenlandschaft. Merkwürdig, dass Wüste auch so aussehen kann. Ein Höhepunkt war das Barbecue, zu dem die Gruppe von einer Nomadenfamilie eingeladen wurde. In einer Milchkanne werden die Fleischstücke zusammen mit heißen Steinen gepackt, dazu Kartoffeln und Gemüse. Auf einem Feuerchen, das mit Zweigen des Saxaul-Strauchs gespeist wird, gart das ganze für zwei Stunden. Dann gibt es ein sehr schmackhaftes Essen, und zum Nachtisch getrockneten Ziegen-Joghurt und Wodka, der aus vergorener Stutenmilch gewonnen wird. Einige Mitreisende dürfen auf Kamelen reiten, während die anderen einen Spaziergang auf die Dünen machen. Dort oben bauen die Kinder der Nomadenfamilie ihre Verkaufsausstellung auf, ihre Handarbeiten aus der Wolle der Kamele und Ziegen. Die moderne Nomadenfamilie lebt wie früher in Jurten, aber es gibt auch ein Auto sowie Fernsehen mit Stromversorgung von einem Solarpanel. Man sieht Hirten, die ihre Herden zusammen treiben und auf einem Pferd reiten, aber auch solche, die im Sattel eines Motorrads sitzen. Die Ziegen werden in zwei Reihen mit den Köpfen gegeneinander zusammengebunden und dann gemolken. Eine Nomadenfamilie hatte 170 Ziegen.

Mit diesen Eindrücken einer kargen Landschaft mit harten Lebensbedingungen kehrte die Reisegruppe in die Zivilisation der Städte und die satt-grüne Farbe der Landschaften Süddeutschlands zurück.