Im mondänen Monte Carlo ist der staubige Opel Super 6 aufgefallen. Foto: privat

Werner Fuchs ist als einer der ersten als Autotourist unterwegs gewesen. Im dritten und letzten Teil seiner Serie, berichtet er auch vom mondänen Monte Carlo.

Großbottwar - Das Autofahren konnte damals wirklich noch Spaß machen und Parkplatzprobleme kannte man nicht. Vor dem Kasino in Monte Carlo (Monaco) konnte ich am 28. August 1952 meinen „Super 6“ unmittelbar vor dem Haupteingang abstellen und ein Billett für die Salons Ordinaires lösen. Platz war genug da, doch mit der noch aus der Madrider Hochebene stammenden dicken Staubschicht fiel das Auto auf dem vornehmen Platz genug auf, wie an den sich nach uns umschauenden Passanten festzustellen war. Und was kaum zu glauben war, am 30. August standen wir pünktlich um 10 unter der Uhr am Hafengebäude von Genua, als uns Onkel Hermann händeschüttelnd in seine Arme nahm.

Letzte große Anstrengung für Auto und Fahrer war dann am selben Tag noch die Überquerung des 2091 Meter hohen St. Gotthard auf der damals alten, an Kehren reichen Passstraße. Und Vorfahrt hatte immer der den Berg aufwärts Fahrende, was heutzutage keiner mehr weiß. Damals gab es noch keinen Autotunnel durch den Berg. Und weil ein Motorradfahrer oben auf dem Pass seine Brieftasche samt Papieren und Geld hatte liegen lassen und mich anhielt, nahm ich ihn von Bellizona aus mit auf die Passhöhe. Auch nach zwei Stunden lag die Brieftasche samt Inhalt unangetastet am selben Platz, worüber wir uns alle freuten.

Weniger freute ich mich, als ich am 5. September 1952 noch vor meinem Eintreffen in Großbottwar bei einem kurzen Halt in Ludwigsburg von einem Polizisten wegen Falschparkens auf der sonst leeren linken Straßenseite (statt rechts) zur Anzeige gebracht wurde und ein paar Tage später dann auch eine Strafverfügung über 3 D-Mark erhielt. Die rund 6 000 Kilometer lange, unfall- und straffreie Reise hatte mir 15 Kilometer vor der Haustüre noch eine Strafe beschert; da wurde mir nach groß erlebter Freiheit plötzlich das kleinbürgerliche Verhalten in Deutschland so recht bewusst. Erstaunlicherweise wurden bei jedem der ein Dutzend Grenzübertritte die Fahrzeugpapiere samt Führerschein streng kontrolliert. Doch keiner der vielen Gendarmen hat beim Blick in den Führerschein, bei dem auf der Innenseite die Prüfung Klasse 4 bescheinigt war, bemerkt, dass die auf die Klasse 3 (Pkw) ausgedehnte Prüfung auf der Rückseite stand. Unter den Augen des Gesetzes bin ich so eigentlich ohne Autoführerschein gefahren.

Doch auch heute, nach bald 65 Jahren, erfüllt es mich immer noch mit Genugtuung, bei den Anfängen des mobilen Auslandstourismus mit dabei gewesen zu sein, zu einer Zeit, als es hierzulande noch keine Reisebüros gab und nur vom ADAC Informationen zu erhalten waren. Zwei Jahre später fuhr ich mit meinem Opel Super 6 ein zweites Mal nochmals gen Süden, dann aber nur noch nach und im katalanischen Spanien. Doch das ist eine andere Geschichte.