Weil Tankstellen rar sind, darf der Benzinkanister auf keiner Reise fehlen. Foto: privat

Werner Fuchs aus Großbottwar ist ein Pionier des Autotourismus gewesen. In Spanien hat er erlebt, dass dort die Uhren anders tickten.

Großbottwar - Das Autofahren in Spanien musste erst noch erlernt werden: Gehupt wurde um jede Straßenecke, Vorfahrtsregeln wurden nicht beachtet, die Fahrzeuglenker gaben mit einer Handbewegung Zeichen zum Abbiegen, denn Blinker waren an den Autos noch nicht erfunden und die damaligen Winker wurden einfach nicht bedient oder funktionierten nicht. Zum Rechtsabbiegen wurde der Arm aus dem Fenster nach oben gestreckt, beim Linksabbiegen hing der Arm nach unten.

Rücksichtsvoll wurde eine Autobegegnung bei Nacht: Das herannahende Auto schaltete von sehr weit die Autoscheinwerfer auf Abblendlicht und etwa 100 Meter vor der Begegnung auf Standlicht, um dann während der letzten paar Meter das Licht auszuschalten und im Schleichtempo zu fahren, sodass die Begegnung im Dunkeln stattfand. Und weil das alle so machten, gewöhnte ich mir dies schnell auch an und wir Autofahrer passierten uns stets völlig blendfrei, was gut, doch ungewohnt war.

In Zentralspanien konnte stundenlang auf den Nationalstraßen gefahren werden, ehe ein Fahrzeug entgegenkam, und wenn, zeigte es sich meist schon kilometerweit vorher durch aufgewirbelte Staubwolken an. Ein Problem waren da mehr fehlende Tankstellen, der mitgeführte 20 Liter Benzinkanister musste deshalb bei sich jeder bietenden Gelegenheit nachgefüllt werden, denn Tankstellen waren damals rar. Einmal ließ mich ein Sekundenschlaf fast zu Tode erschrecken. Auf der Strecke von Barcelona nach Madrid kam mir ein hoher, einachsiger Eselskarren, von einem solchen auch gezogen, auf der Nationalstraße entgegen. Beifahrer Raphael nebenan schlief, wie auch Freund Erich, der es sich auf der Rückbank bequem gemacht hatte. Es war Mittag und ich musste eine ganze Weile schon gegen den Schlaf ankämpfen, nahm aus der Feldflasche immer wieder einen Schluck kalten Tee, zwickte mich in den Oberschenkel. Da sah ich den Eselskarren, seinen Besitzer obenauf liegend. Plötzlich war der Karren nicht mehr da! Ich erschrak! Ich muss ihn im Sekundenschlaf passiert haben, denn im Rückspiegel sah ich ihn auf der Straße entschwinden. Ich steuerte das Auto rechts ran und stellte den Motor ab. Da erwachten meine Mitfahrer und Raphael sagte beim Öffnen seiner Augen schlaftrunken „Immer geradeaus, immer gerade“ und meinte, mir den Weg sagen zu müssen, doch die Autostraße war an jener Stelle gut einen Kilometer lang kerzengerade. Seither weiß ich, was Sekundenschlaf ist und wie gefährlich er sein könnte und hütete mich davor durch Ruhepausen. An anderer Stelle platzte am „Super 6“ der Schlauch vom Motor zum Kühler und das Wasser lief aus. Mit einem aufgetrennten von daheim mitgenommenen leinenen „Brotsäckle“ umwickelte ich den geplatzten Gummischlauch und zurrte ihn mit darüber gelegter Schnur fest. Fehlte nur noch das Wasser zum Nachfüllen. Weit und breit kein Bächlein oder Wasser zu sehen, nur ein einzelnes Gehöft. Dort um Wasser gefragt, konnte der Bauer keines abgeben, weil er selbst nicht genug hatte. Dafür verkaufte er mir für ein paar Peseten (20 Pfennig pro Liter) fünf Liter Wein, die als Kühlwasser-Ersatz dienen mussten und es auch bis zurück nach Deutschland taten. Kam mir in Spanien einmal ein Auto mit deutschem Kennzeichen entgegen, wurde ohne Zeichen zu geben, angehalten, ausgestiegen und gegenseitige Erfahrungen ausgetauscht, Hinweise über die Straßenverhältnisse gegeben und gesagt, wie weit es bis zur nächsten Tankstelle ist. Übrigens habe ich auf der mehr als 6000 Kilometer langen Reise nicht einen einzigen Verkehrsunfall gesehen. Es fehlte an Autos! Auch Autobahnen gab es noch keine.