Foto: Archiv (Rochlitz)

Die Stadt übernimmt die laufenden Kosten und verzichtet auf eine Kreditrückzahlung. Eine Schließung ist vom Tisch.

Marbach - Schillers Geburtshaus ist eines der bekanntesten Marbacher Wahrzeichen, vielleicht sogar das größte Aushängeschild. Kaum vorstellbar, dass dieses Kleinod in der Niklastorstraße für Besucher nicht mehr geöffnet haben sollte. Allerdings war dieser Gedanke bis vor kurzem alles andere als abwegig. Hätte die Stadt dem Schillerverein als Träger des Museums nämlich jetzt nicht finanziell unter die Arme gegriffen, „hätten wir schließen müssen“, sagt der Bürgermeister Jan Trost, der qua Amt zugleich Vorsitzender des 1835 gegründeten Vereins ist.

Die Situation war dramatisch. Das Girokonto hatte man bereits um 4000 Euro überzogen. Zudem standen die Schillerverehrer mit 110 000 Euro bei der Kommune in der Kreide. Das Geld hatte der Verein zum Schillerjahr 2009 für den Umbau des Gebäudes und die Neuausrichtung der Dauerausstellung benötigt. Zu allem Überfluss sei im Winter die Heizung kaputtgegangen, berichtet Jan Trost. Die Stadt streckte seinerzeit Geld vor, um die Technik wieder zum Laufen zu bringen – sonst wäre schon damals der Ofen aus gewesen. Doch an der finanziellen Schieflage änderte das nichts. Das Darlehen aus dem Jubeljahr hätte der Verein beispielsweise „unmöglich zurückzahlen können“, erklärt Jan Trost. Also habe man eine finanzielle Unterstützung bei der Kommune beantragt. Und die wurde nun auch gewährt – sodass der Verein seine größten Sorgen los ist.

Der Gemeinderat beschloss in einer nicht öffentlichen Sitzung am 15. Mai, dem Marbacher Schillerverein vom 1. Januar 2014 an einen jährlichen Zuschuss von 12 000 Euro zu gewähren. Darüber hinaus entschied sich das Gremium dafür, den 2009 gewährten Kredit in einen so genannten verlorenen Zuschuss umzuwandeln. Sprich: Die Stadt verzichtet auf die Rückzahlung der noch ausstehenden Summe von 110 000 Euro. Rund 10 000 Euro habe der Verein in den zurückliegenden Jahren bereits abgestottert, sagt der Bürgermeister, der selbst an der Abstimmung und der Diskussion nicht teilnehmen durfte. Als Vereinsvorsitzender war er befangen.

Die 12 000 Euro sind dafür gedacht, die laufenden Betriebskosten für Schillers Geburtshaus zu begleichen. Geld, auf das man laut Jan Trost auch dann nicht verzichten kann, wenn die zuletzt eher überschaubaren Besucherzahlen wieder signifikant steigen sollten und damit mehr Geld in die Kasse fließt. Der Rathauschef verweist darauf, dass in den nächsten Jahren Investitionen am Dach und am Sockel des Gebäudes auf der Tagesordnung stünden. Davon abgesehen ist die Wahrscheinlichkeit nicht allzu groß, dass plötzlich wieder ein Run auf die Gedenkstätte entfacht wird. Zumindest legt die jüngste Entwicklung das nicht unbedingt nahe. 2009 schauten sich noch mehr als 30 000 Menschen in dem Gebäude um, 2011 waren es nur noch 16 000, 2012 sackten die Besucherzahlen auf 14 000 ab. „2013 sind sie weiter zurückgegangen“, bedauert Jan Trost. Lediglich 12 415 Besucher wurden an der Kasse gezählt, bestätigt Rita Holzwarth von der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal. Die Konkurrenz zu den Museen auf der Schillerhöhe sei einfach groß, erklärt Jan Trost. Dazu komme, dass sich unter der nachwachsenden Generation immer weniger Schillerverehrer befänden.

Ein Hoffnungsschimmer besteht aber. Denn bis dato sind 2014 rund 800 Gäste mehr in die Niklastorstraße 31 gepilgert als bis zum selben Zeitpunkt im vergangenen Jahr. Außerdem stellt der Unternehmer Berthold Leibinger dem Verein einmalig 20 000 Euro zur Verfügung. „Für die strategische Entwicklung“, erläutert Jan Trost. Leibinger soll nicht der Einzige bleiben, der den Verein fördert. Man versuche derzeit, die KSK-Stiftung für ein finanzielles Engagement zu gewinnen, berichtet Jan Trost. Ferner soll die Basis gestärkt werden. Ziel ist, die Mitgliederzahl auf wenigstens 300 auszubauen. Aktuell halten 270 Schillerfreunde dem Verein die Treue.

Etwas mühsam gestalten sich die Bemühungen, über eine Art Freundeskreis des Vereins Gönner zu finden. „Der eine wartet ab, ob der andere auch mitmacht“, beschreibt der zweite Vorsitzende Birger Laing mit einem Schmunzeln die Lage. Trost zeigt sich gleichwohl „sehr zuversichtlich“, dass der Verein in den kommenden Jahren nicht mehr in finanzielle Turbulenzen gerät. Zumal Birger Laing sehr engagiert arbeite und den Verein voranbringen wolle. Laing ist wiederum „sehr dankbar“, dass die Kommune dem Verein unter die Arme greift. „Man muss aber auch sehen, dass die Stadt vom Verein und der Arbeit profitiert“, gibt er zu bedenken. Ferner sei der Verein wohl der einzige weit und breit, der ein solches Haus alleine trage.