Wer Karl Georg von Wächter gewesen ist, können die Marbacher und Besucher bald auf einer Tafel nachlesen. Foto: Oliver von Schaewen

Die Stadt lässt Erklärungen zu lokalhistorischen und literarischen Persönlichkeiten anbringen.

Marbach - Hermann Hesse ist wahrscheinlich selbst hartgesottenen Literaturverweigerern ein Begriff. Und wer Theodor Heuss, Eduard Mörike oder Werner Siemens waren, muss man wohl auch niemandem sagen. Aber Johann Heinrich Dannecker? Oder Otto von Güntter? Das sind schon eher Fälle für Spezialisten. Und doch sind auch nach diesen Herren Straßen in Marbach benannt. Damit in Zukunft jeder weiß, was es mit diesen und anderen Persönlichkeiten auf sich hat, lässt die Stadt Zusatzschilder anbringen, die knapp Auskunft über ihr Leben und Wirken geben. Das hat der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.

Die Kosten dafür sind überschaubar. Man rechne damit, 1500 Euro in die Hand nehmen zu müssen, erklärte der Bürgermeister Jan Trost. Die Tafeln sollen jeweils am Beginn einer Straße installiert werden, also nicht an jedem einzelnen Straßenschild. Und zum Auftakt möchte die Kommune auch nicht sämtliche infrage kommenden Verkehrsadern mit den Erklärungen bestücken. Lediglich 13 Schilder sollen es zunächst sein. Angestrebt wird aber, das Ganze nach und nach auszubauen. Auch, um am Ende ein geschlossenes Bild in Marbach zu bekommen, wie Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern ausführte.

Seine Fraktion war es auch, die bei dem Thema den Stein ins Rollen gebracht hat. „Die Freien Wähler bitten die Verwaltung zu prüfen, ob es nicht sinnvoll und möglich ist, die Schilder der Straßen in der Stadt, welche nach stadtgeschichtlich oder literarisch bedeutsamen Persönlichkeiten benannt sind, durch Erklärungstafeln zu ergänzen“, hieß es in einem Antrag der Gruppierung. Für Anwohner sei es gut zu wissen, warum die Straße, in der man lebt, heißt wie sie heißt, erläuterte Michael Herzog den Vorstoß. Aber auch für Besucher und die Marbacher insgesamt sei es sinnvoll, wenn sie Anhaltspunkte erhielten, was es mit den Straßennamen auf sich habe. Zudem würden die Persönlichkeiten so im Gedächtnis gehalten. Der Freie Wähler wies darauf hin, dass man damit eine Idee des Lokalhistorikers Hermann Schick aufgegriffen habe.

Den Ball der Freien Wähler nahm der Stadtarchivar Albrecht Gühring auf, der eine Liste mit all jenen Persönlichkeiten erstellte, die stadtgeschichtlich oder literarisch große Fußspuren hinterlassen haben. Aus dieser langen Aufzählung hat Albrecht Gühring dann wiederum 13 Namen herausgepickt, mit denen das Projekt starten soll.

Die Auswahl sei in gewisser Weise willkürlich, wobei der Fokus vielleicht eher auf den weniger bekannten Namen gelegen habe, berichtete der Stadtarchivar den Räten im Verwaltungsausschuss. Doch gegen seinen Vorschlag hatte niemand etwas einzuwenden, sodass nun folgende Namen mit Erläuterungen versehen werden: Hermann Kurz, Johann Friedrich Cotta, Johann Heinrich Dannecker, Johann Georg Fischer, Otto von Güntter, Traugott Haffner, Ludwig Hofacker, Oskar Jenner, Wilhelm Kopf, Wilhelm Lutz, Kilian von Steiner, Karl Georg von Wächter und Ottilie Wildermuth. Hendrik Lüdke von Puls sah jedoch einen Namen aus dieser Aufzählung als problematisch an: Wilhelm Kopf. Denn der sei einst unter den Nazis Bürgermeister gewesen, stellte Hendrik Lüdke fest. Man müsse darauf achten, dass dieser Fakt auch auf der Tafel seinen Niederschlag finde. Schultes Jan Trost erwiderte, dass ja ausgeführt werde, von wann bis wann Wilhelm Kopf Rathauschef war, womit der Sachverhalt eingeordnet werden könne.