Yvonne Koch, Holocaust-Überlebende, hat vor den Schülern gesprochen.
- Marbach
Die Holocaust-Überlebende Dr. Yvonne Koch berichtet den Schülern an der Anne-Frank-Realschule. Als Zehnjährige wurde sie ohne Eltern in das KZ Bergen-Belsen deportiert.
Die Schüler und Lehrer lauschten gebannt den Ausführungen der beeindruckend jung wirkenden 84-Jährigen. „Ich kam ohne meine Eltern in das KZ, schon der Transport im Viehwaggon war grausam“, berichtet sie. „Ich war ganz auf mich alleine gestellt“, erzählt sie, „und ich habe nur gebetet: Lieber Gott, stehe mir bei“.
Gesprochen habe sie mit ihren Eltern später nie über ihre Erlebnisse. „Damals hieß es: Verdrängen, nicht verarbeiten“, sagt sie. Eine Solidarität unter den Gefangenen habe es kaum gegeben, es sei unter diesen Umständen jedem nur ums Überleben gegangen.
Sogar Kindern sei Brot gestohlen worden. Nur einmal habe eine Mitgefangene ihr ein paar Handschuhe geschenkt, gestrickt aus einer aufgedröselten Pferdedecke. Diese Handschuhe werden heute in der Gedenkstätte ausgestellt.
Die unvorstellbaren Erinnerungen, auch an Berge von Leichen im Lager, unter denen sie auch ihre Mutter suchte, sind für die Überlebende Yvonne Koch nicht mehr auslöschbar.
„Mein Leben habe ich hinterher durch den Sport in den Griff bekommen. Nach dem Krieg habe ich mit dem Schwimmen angefangen, und habe später sogar den tschechoslowakischen Rekord in dieser Disziplin erreicht.“
Auf Nachfrage der Schüler berichtet sie, Anne Frank nicht im Lager Bergen-Belsen kennen gelernt zu haben. Diese war in der gleichen Zeit dort interniert. Anne Frank und deren Schwester Margot überlebten das KZ nicht.
Ihr Fazit für die Schüler: „Nun ist eure Generation dran. Setzt jeden Tag ein kleines Steinchen für die Demokratie, damit so etwas nie wieder geschieht. Auch eine schlechte Demokratie ist besser als eine Diktatur.“
Ergriffen applaudieren die Schüler, und bleiben noch einige Minuten still sitzen.