Auf dem Marbacher Schulcampus werden sich nach den großen Ferien insgesamt rund 450 neue Fünftklässler tummeln. Foto: Archiv (Kuhnle)

Für 2018/19 sind 339 Kinder angemeldet worden. An der Gemeinschaftsschule sinkt das Interesse.

Marbach - Die Stadt Marbach unterstützt das Friedrich-Schiller-Gymnasium, wo sie nur kann. Die Räumlichkeiten wurden zuletzt für viele Millionen Euro auf Vordermann gebracht. Und wenn das FSG bei Pilotprojekten die Hand hebt, gibt der Gemeinderat stets seinen Segen. Zuletzt hat das Gremium aber auch eine rote Linie gezogen. So war man sich einig, dass das Gymnasium nicht ins Unermessliche wachsen soll. Im Durchschnitt der Jahrgangsstufen fünf bis zehn dürfen deshalb nicht mehr als elf Klassen gebildet werden. Eine Vorgabe, die fürs kommende Schuljahr eingehalten werden kann. Das geht aus den Anmeldezahlen hervor, die nun vorliegen und am Donnerstag im Verwaltungsausschuss präsentiert werden.

Demnach bewegen sich die Werte weiter auf Rekordniveau. 339 aktuelle Viertklässler werden nach den Sommerferien das FSG besuchen. Das sind nochmals sieben Mädchen und Jungs mehr als zuletzt, als die Heranwachsenden auf zwölf Klassen verteilt werden mussten. Der Tiefstwert in den vergangenen Jahren stammt von 2015, als 267 Schüler angemeldet wurden.

Wie der Erste Beigeordnete Gerhard Heim erklärt, würden mit den 339 Schülern erneut zwölf fünfte Klassen gebildet. Das ist aber unproblematisch, weil die Gesamtbetrachtung zählt. Und nach der gebe es hinauf bis zu den Zehnern im Vergleich zum laufenden im kommenden Schuljahr sogar eine Klasse weniger, erklärt Gerhard Heim. Was daran liegt, dass die Stufen acht, neun und zehn nur noch zehnzügig sein werden. Verantwortlich dafür sind zum einen Wegzüge. Zum anderen hängt das aber auch mit dem Umstand zusammen, dass Kinder das Gymnasium in Richtung einer anderen Schulart verlassen. Und zwar in zunehmendem Maße aus freien Stücken, weil sie zu dem Schluss kommen, dass der Aufwand zu groß wird, wie der FSG-Leiter Christof Martin erklärt. Dadurch werden arithmetisch Kapazitäten für die neuen Fünfer frei – und die Schule muss sich keine Gedanken darüber machen, nach welchen Kriterien Schüler ausgesiebt werden sollten. „Wir gehen davon aus, dass wir alle aufnehmen können“, sagt Gerhard Heim.

Darüber zeigt sich Christof Martin erleichtert. Es sei immer unangenehm, eine Ablehnung zu vermitteln, betont er. Damit seien stets viele Gespräche und Emotionen verknüpft. Davon abgesehen sei die Materie mitunter kompliziert. Zwar genieße beispielsweise bei Überhängen das Stammeinzugsgebiet Vorrang, aber auch andere Faktoren spielten eine Rolle. So dürfe man Geschwisterkinder nicht abweisen – auch wenn sie von weiters her kommen. Wer sich für ein bestimmtes Profil interessiere, habe ebenfalls ein Anrecht auf einen Platz. Allerdings greife dieses Prinzip wiederum nicht, wenn das Neigungsfach erst in Stufe acht starte.

Über solche Regeln und Ausnahmen davon muss sich Christof Martin nun nicht den Kopf zebrechen – auch wenn die Anmeldezahlen sich seines Wissens auf einem Allzeithoch bewegen, wahrscheinlich sogar nach landes- und deutschlandweiten Maßstäben, wie der Schulleiter vermutet. Auch in puncto G8 nimmt das FSG eine Sonderrolle ein. In anderen Gymnasien kann das Turboabitur mangels Masse gar nicht mehr abgelegt werden. In Marbach können nach den großen Ferien inklusive der Hochbegabtenklasse sogar vier G8-Klassen eingerichtet werden – eine mehr als in diesem Schuljahr. „Auch bei uns war die Entwicklung bei G8 zuletzt rückläufig. Jetzt hat ein Gegentrend eingesetzt“, erklärt Christof Martin.

Von den Zahlen am FSG ist die Tobias-Mayer-Schule weit entfernt. 43 Kinder wurden hier für die fünfte Klasse angemeldet. Fünf mehr waren es im Jahr zuvor, sogar 87 in Spitzenzeiten, direkt nach der Einführung des Modells Gemeinschaftsschule, als auch noch vier Klassen gebildet werden konnten. Zwei waren es zuletzt, zwei werden es auch nach den Sommerferien wieder sein. „Damit sind wir ganz zufrieden, weil die Zahlen stabil sind“, sagt die Rektorin Silke Benner. Sie gibt zu bedenken, dass der noch junge Schultyp in der Öffentlichkeit häufiger und auch falscher Kritik ausgesetzt gewesen sei. So wurde immer wieder behauptet, dass die Gemeinschaftsschule bevorzugt behandelt worden sei, was nicht stimme. Zudem kursierten Gerüchte über Schließungen von Gemeinschaftsschulen, die aus der Luft gegriffen seien, aber die Eltern verunsichert hätten. Zugleich ist Silke Benner optimistisch, dass der Turnaround gelingen kann – vor allem, wenn man Geduld hat. „Ich würde mir wünschen, dass man uns Zeit gibt für einen vernünftigen Schulentwicklungsprozess“, sagt sie. Überdies hofft Silke Benner, dass es im Landkreis gelingt, mit dem Thema Oberstufe an der Gemeinschaftsschule einen Durchbruch zu erzielen. Sie könnte sich eine Lösung mit einem schulübergreifenden, zentralen Ansatz vorstellen.

Während die Tobias-Mayer-Schule zahlenmäßig schwächelt, gewinnt die Anne-Frank-Realschule Kinder hinzu. 72 Fünfer wurden für 2018/19 angemeldet, fünf mehr als zuletzt und auch mehr als in den beiden Jahren davor. Entsprechend zeigt sich die Rektorin Monika Mayer-Schumacher „sehr zufrieden“. Man könne wieder drei Eingangsklassen bilden, darunter eine Ganztagesklasse. Die Realschule befinde sich wieder auf dem aufsteigenden Ast. „Beim Tag der offenen Tür hatte ich schon das Gefühl, dass das Interesse steigt. Das hat sich jetzt bewahrheitet“, sagt sie.