Begabtenförderin Ingvelde Scholz, Kultusministerin Susanne Eisenmann und FSG-Schulleiter Christof Martin (von links) haben bei der Förderung von Hochbegabten ähnliche Ansichten. Foto: Sabine Armbruster

Die Kultusministerin Susanne Eisenmann hat sich beim Besuch in Marbach für die Förderung von besonders begabten Schülern ausgesprochen.

Marbach - Hochbegabt – wer wünscht sich nicht solch ein besonders schlaues Kind? Dass das aber nicht automatisch gute Leistungen bedeutet und oft zu Ausgrenzung und Neid führt, wurde am Samstag beim vierten „Infotag Begabtenförderung“ am Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) deutlich, zu dem auch die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann gekommen war.

Die Begabtenförderung liege ihr am Herzen, erklärte die Ministerin im Gespräch mit Ingvelde Scholz, die am FSG genau dafür zuständig ist. „Was mich da am meisten geprägt hat, war mein eigenes Umfeld, ein Kind von sehr engen Freunden“, sagte Eisenmann. Der Junge sei praktisch nicht zu bändigen gewesen und habe kurz vor dem Wechsel auf eine Förderschule gestanden, bis dann eine neue Lehrerin ihre Vermutung aussprach, er könnte hochbegabt sein. „Hochbegabt, wo soll denn das herkommen?“, habe man noch gewitzelt, doch die Vermutung war goldrichtig, und nachdem das einmal erkannt worden war, konnte der Junge mit der ihm entsprechenden Förderung richtig durchstarten. „Da habe ich mir gedacht: Das kann nicht sein, dass so etwas von Glück abhängt“, erklärte Eisenmann energisch und verwies auf eine Statistik, wonach 10 bis 15 Prozent der Förderschüler in Baden-Württemberg eigentlich hochbegabt seien.

Stichwort Förderschüler: Auch hier sei es wichtig, die Kinder ihren besonderen Fähigkeiten entsprechend zu fördern, so die Kultusministerin. „Man sollte das eine tun und das andere nicht lassen“, betonte sie, und das könne man nur mit einer Differenzierung erreichen – sowohl bei den Kindern als auch bei der Aus- und Fortbildung der Lehrer. Da liege derzeit noch manches im Argen, räumte sie ein: „Viel Einsatzbereitschaft, aber auch viel Ikebana und Bauchtanz“, brachte sie es zur Erheiterung der Besucher im voll besetzten Musiksaal auf den Punkt. Ein Lehrer müsse eine Hochbegabung nicht diagnostizieren können, aber im Zweifelsfall wissen, wo er sich Rat holen könne.

Wie die Reaktionen auf die Einführung von Hochbegabtenzügen in Stuttgart gewesen seien, als Eisenmann noch Schulbürgermeisterin war, wollte Ingvelde Scholz wissen. Die Ministerin entgegnete, es werde akzeptiert, dass lernschwache Schüler gefördert würden, bei der Förderung Hochbegabter sei das anders. Dennoch sei es genau die richtige Entscheidung gewesen. „Wir brauchen auch eine absolute Spitze und Elite im Land, ebenso wie wir Menschen brauchen, die eine praktische Begabung haben“, betonte sie. Deshalb sei sie von Anfang an eine große Anhängerin der Initiative „Leistung macht Schule“ (LemaS) von Bund und Ländern gewesen, an der derzeit 300 Schulen verschiedener Schultypen der Primär- und Sekundarstufe teilnehmen, darunter auch das FSG.

Für ihre ebenso humorvollen wie dezidierten Ausführungen bekam die Kultusministerin immer wieder spontanen Applaus. Und sie ließ es sich auch nicht nehmen, nicht nur vor der Veranstaltung gesammelte Fragen zu beantworten, sondern auch noch für Einzelgespräche zur Verfügung zu stehen.