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Die Schulen in Marbach und im Bottwartal bereiten sich auf die Aufnahme von Kindern aus Flüchtlingsfamilien vor. Die Rektoren erwarten keine Probleme.

Marbach/Bottwartal - Mit der Zuweisung von Asylbewerbern in die Gemeinden kommen zunehmend auch Kinder aus Flüchtlingsfamilien in die Region. Diese besuchen wie alle anderen Kinder ihres Alters Kindergärten und Schulen. Größtes Hindernis bei der Integration ist die Sprache. Während im Kindergarten der Spracherwerb meist spielerisch vonstatten geht, ist die deutsche Sprache für den Unterricht notwendige Voraussetzung (siehe Infobox Sprachförderung).

Aber nicht nur Kinder aus Flüchtlingsfamilien haben Probleme mit der Sprache. „Kinder, die nicht in Deutschland geboren sind und durch ihre Sprache wahrnehmbar sind, sind für uns ja nichts Neues“, sagt der Rektor der Marbacher Grundschule Wolfgang Röslin. Bereits jetzt habe man einen Anteil von 30 bis 35 Prozent an Kindern mit Migrationshintergrund, beispielsweise aus afrikanischen Ländern, aus der Türkei, Portugal, Polen oder Ungarn.

Die Integration der Kinder sei kein Problem, hat Röslin beobachtet. „Kinder nehmen die Vielfalt wahr. Die derzeit drei Kinder aus Flüchtlingsfamilien werden aufgenommen wie alle anderen auch.“ Der Schulleiter der Marbacher Grundschule betont: „Ausgrenzungsversuche gibt es nicht. Die Kinder sind da sehr offen und wenig voreingenommen. Wir legen schon bei der ersten Begegnung Wert auf ein Willkommen.“

Genauso sieht es die Rektorin der Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule (TMGS) Silke Benner: „Ablehnung gibt es nicht. Die Kinder sind sehr offen und interessiert. Das Zusammenleben der Kulturen funktioniert bei uns sehr gut. Die Kinder haben keine Berührungsängste mit anderen Nationalitäten – im Gegenteil, das wird als bereichernd empfunden.“

Nur bei der Sprache gibt es Defizite – mitunter auch auf der Seite der Lehrer. „Es wäre bei allem guten Willen schon hilfreich, wenn man Arabisch könnte“, seufzt Röslin. Die Verständigung vor allem mit den Eltern über einen staatlich vereidigten Dolmetscher ist wichtig, betont der Rektor der Oberstenfelder Lichtenbergschule Johannes Fezer. „Da kann ich mir sicher sein, dass auch genau das übersetzt wird, was ich sage.“

Auch ihn erreichte der Brief, den Kultusminister Andreas Stoch kürzlich an alle Schulen geschickt hat. „Die Ereignisse der letzten Wochen haben auf tragische und erschreckende Weise deutlich gemacht, wie wichtig es ist, jungen Menschen einen reflektierten und friedvollen Zugang zu ihrer Religion zu ermöglichen“, heißt es in dem Schreiben. Andreas Stoch bittet darum, „Tendenzen zur Radikalisierung bei Schülern vorzubeugen oder entgegenzuwirken“ und die Thematik im Unterricht aufzugreifen.

Das werde im Rahmen des Ethikunterrichts getan, betont Fezer. Ebenso an der Marbacher TMGS, wie Silke Benner berichtet. „Und das nicht erst jetzt seit den Anschlägen in Paris und den Pegida-Demonstrationen. Die werden jetzt natürlich auch thematisiert und diskutiert.“

Eine breite Willkommenskultur braucht viele Helfer. An der Steinheimer Blankensteinschule ziehen von der Vorbereitungsklasse über den Förderverein, die Schulsozialarbeit und natürlich Schüler und Kollegium alle Kräfte an einem Strang. „Wir versuchen ein gutes Umfeld zu schaffen“, sagt Rektorin Jasmin Meister. Die aktuellen politischen Entwicklungen werden in den Projekttagen aufgegriffen. „Es geht um die Themen Respekt und Toleranz.“

Bei der Sprache habe man den Vorteil, dass sich einige Schüler mit den „Neuen“ verständigen können. „Das war eine Idee unserer SMV. Wir ernennen die dann zu Paten. Beim Fußballspielen ist es ja nicht so wichtig, ob einer gut Deutsch kann. Wenn man sich aber in einer gemeinsamen Sprache verständigen kann, schafft das erst mal Vertrauen“, sagt Jasmin Meister. Im Alltag gehe es oft dann um Kleinigkeiten wie ein Geodreieck oder eine Sporthose. „Da hilft uns der Förderverein.“ Und die Einbindung der Eltern gelingt über die Schulsozialarbeit.