Das Kreuz und die Auferstehung gehören zusammen. Foto: Frank Wittmer

Morgens um 5.30 Uhr in die Kirche – das ist nicht jedermanns Sache. Doch das frühe Aufstehen lohnt sich, wie ein Besuch der Osternachtfeier in Marbach zeigt.

Marbach - Daniel ist noch sehr müde. Wie viele andere Christen ist er am Ostermorgen früh aufgestanden, um noch in der Dunkelheit den Auferstehungsgottesdienst in der Alexanderkirche mitfeiern zu können. Mit klarer Stimme spricht der Zehnjährige die wichtigen Worte in die Dunkelheit: „Warum ist diese Nacht anders als andere Nächte?“

Viele Antworten gibt es in dem eineinhalbstündigen Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde Marbach, den ein liturgisches Team um Pfarrer Rüdiger Schard-Joha sehr ansprechend gestaltet hat. Alle Sinne werden angesprochen, das aber behutsam und dezent.

In beinahe vollkommener Dunkelheit – sogar die Kerzen werden gelöscht, die den rund 100 Gottesdienstbesuchern den Weg in die Mitte gewiesen haben – ist in der Stille Raum für Ruhe, zur Kontemplation und inneren Einkehr. Nach und nach füllen Worte, leise Musik und schließlich ein erstes Licht die Nacht. „Komm, göttliches Licht, erfülle die Herzen“, lautet ein einfacher Gesang, der mehrmals wiederholt wird. Eine Feuerschale ermöglicht den Blick auf viele Osterglocken, die – das lässt sich schon erahnen – in Kreuzesform aufgestellt sind. Aus Finsternis wird Licht, aus Trauer Freude und aus dem Tod wird Leben. „In dieser Nacht werden wir zur Freiheit berufen“, stellt Rüdiger Schard-Joha den aktuellen Bezug her zur biblischen Geschichte, in der das versklavte Volk Israel auf Erlösung hofft.

Steine als Symbole werden am Kreuz abgelegt. Auch „die Steine in unserem Leben“ wollen geformt und fortbewegt werden, so der Meditationstext. Es gibt immer einen Ausweg, teilt die Botschaft der Texte und Gebete mit, die aber auch die Mahnung beinhalten, nicht leichtfertig wieder in Verwirrung, Schuld und Finsternis zu geraten.

In der Osternacht ist Jesus vom Tod auferstanden. Die ersten Zeugen an seinem Grab waren die Frauen. Nicht einmal der schwere Stein vor dem Grab konnte sie aufhalten. So gibt es auch in unserem Leben oft „die überraschende Wende in einer verfahrenen Situation“. Zu den Worten „Er ist auferstanden“ läutet die Glocke der Alexanderkirche.

Die Osterkerze ist entzündet und das Licht wird weitergegeben. Es wird hell in der Kirche. Am Taufbecken, in dem ebenfalls Kerzen und Rosen schwimmen, erneuern die Gottesdienstbesucher ihre Taufe. Auch das Abendmahl mit dem Brot des Lebens und dem Kelch des Heiles ist ein wichtiges Element des Gottesdienstes.

Die am Boden abgestellten Kerzen werden zum Kreuz, das sich selbst erleuchtet. Das „Zeichen des Friedens“ ist dringend notwendig in dieser Welt. „Schmerz und Leiden wird nicht erspart bleiben, es ist aber immer wieder ein Aufblühen möglich“, mit dieser Botschaft können die Gottesdienstbesucher „fröhlich und beflügelt“ ins Leben gehen. Ein Witz, auch das „Osterlachen“ ist gute Tradition, beendet den Gottesdienst, der noch mit einem gemeinsamen Frühstück im Martin-Luther-Haus ausklingt.