Unter dem Stichwort „Arte Marbach“ baut ein Bauträger gerade zwischen der Güntterstraße und der Hermann-Hesse-Straße 14 Wohnungen zwischen 60 und 190 Quadratmetern. Foto: Frank Wittmer


Die Statistik für die Schillerstadt weist interessante Entwicklungen auf.

Marbach -

Die Vorbereitungen für das neue Baugebiet an der Affalterbacher Straße laufen, die Diskussionen um bezahlbaren Wohnraum ebenso. Stadtrat Hendrik Lüdke (Puls) meldet sich nun mit einem statistisch hinterlegten Einwurf zu Wort: Die Auswertung der Statistik Kommunal 2016 lege nahe, dass „sich ein erforderlicher Bedarf der einheimischen Bevölkerung für weiteren neuen Wohnraum – so wie immer behauptet – nicht ergibt. Die gleichwohl sehr überhöhten Preise ergeben sich aus der Nachfrage von Auswärtigen besonders aus Stuttgart.“

Die Einwohnerzahl in Marbach ist gegenüber 2010 leicht gesunken, von 15 510 auf 15 477. Gleichzeitig ist die Zahl der Wohnungen von 7313 auf 7494 gestiegen, die Zahl der Wohngebäude ebenso von 3309 auf 3391. Der Trend geht wie andernorts auch zu Einfamilienhäusern. Das traute Heim mit Garten war vor 50 Jahren noch für weniger als die Hälfte aller Wohnungen die Regel, heute sind 62 Prozent aller Wohngebäude Einfamilienhäuser.

Allerdings wurden in Marbach im Jahr 2015 fast ausschließlich größere Wohneinheiten gebaut, und somit dem allgemeinen Trend etwas entgegen gesteuert. Allein im Jahr 2015 sind 7500 Quadratmeter neue Wohnfläche in mehr als 50 Mehrfamilienhäusern entstanden. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Einwohner hat von 43 auf 45 Quadratmeter zugenommen. Das entspricht statistisch dem Landesdurchschnitt.

Für Hendrik Lüdke stellt sich daher die Frage, ob neue Baugebiete in der Region tatsächlich für die Bevölkerung vor Ort benötigt werden. Jedenfalls fände der Puls-Rat es „nicht schade, wenn das Baugebiet jetzt wegen der Preisentwicklung möglicherweise nicht kommt“.

Aufgrund des Leerstands, 2010 waren das 335 Wohnungen, seien neu gebaute Häuser nicht unbedingt erforderlich. „Das ist eine Leerstandsquote von 4,5 Prozent“, stellt Lüdke fest. Für den aktuellen Zensus seien die leer stehenden Wohnungen leider nicht ermittelt worden.

Bürgermeister Jan Trost sieht trotz des Zuwachses großen Bedarf an neuem Wohnraum. „Aus der Erfahrung im Bekanntenkreis weiß ich, dass viele Familien in letzter Zeit nach Erdmannhausen, Benningen oder Steinheim abgewandert sind, weil sie in Marbach kein Reihenhaus oder ähnliches finden. Der Markt ist schlicht leer gefegt.“ In den letzten 15 Jahren habe man nur Innenverdichtung betrieben, jetzt seien bis auf zwei Flächen, die nicht in kommunaler Hand sind, keine weiteren Möglichkeiten vorhanden. „Wir bekommen ständig Anfragen nach Wohnungen und Häusern“, so Trost.

Letztlich entscheide der Markt. „Wenn Sie schauen, wie die Preise sind, gibt es sehr wohl eine Nachfrage“, stellt der Bürgermeister der Schillerstadt fest. Das Angebot in Marbach sei extrem knapp, das bestätige der Blick in die einschlägigen Immobilien-Portale. „Da müssen wir aus meiner Sicht entgegensteuern“, sagt Trost, dem vor allem der Wohnraum für junge Familien am Herzen liegt.

Ob diese sich die Wohnungen allerdings leisten können, ist die gerade heiß diskutierte Frage. Unter dem Stichwort „Arte Marbach“ baut ein Bauträger gerade zwischen der Güntterstraße und der Hermann-Hesse-Straße 14 Wohnungen zwischen 60 und 190 Quadratmetern. Die Preise für die „gehobenen Wohnungen“ liegen um die 5000 Euro pro Quadratmeter.