Die neue Form des Laufens: Für einen kurzen Moment sind die 102 Läufer zu Schaufensterpuppen geworden. Foto: Dominik Thewes

Bei der Niklas-Run-Parade hat am 6. Dezember eine besondere Überraschung die 102 Teilnehmer erwartet.

Marbach - Würde der Nikolaus am Abend des 6. Dezember, nachdem er alle Kinder der Welt besucht hat, die schmerzenden Füße hochlegen, wer könnte es ihm verdenken? Doch weit gefehlt! Er und seine fleißigen Helferinnen und Helfer finden sich in Scharen in Marbach ein. Denn dann ist es „wieder höchste Zeit für die Niklas-Run-Parade“, wie Mitveranstalter Achim Seiter kurz nach 19 Uhr von der Bühne auf dem Burgplatz den 102 Nikoläusinnen und Nikoläusen entgegenruft.

Und die können es kaum erwarten, auf die höchstens drei Kilometer lange Runde zu gehen. Denn sie wissen, dass irgendwo auf der Strecke eine kleine Überraschung auf sie wartet. „Schließlich bringt der Nikolaus ja auch immer etwas mit“, erklärt Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling, der den Lauf begleitet.

Kurze Zeit später trifft die bunt gekleidete Schar, hier und da blinkt auch ein Lichtlein, auf dem Parkplatz beim Schiller-Nationalmuseum ein. Und dort tun sie etwas ganz und gar Läuferuntypisches. Für einen Moment erstarren die sportlichen Weihnachtsmänner zu Schaufensterpuppen. Filmer Lukas Entenmann aus Erdmannhausen bewegt sich als einziger durch die Reihen. Erst, wenn er jeden auf seinen Chip gebannt hat, darf sich die Gruppe wieder in Bewegung setzen. Unter dem sogenannten Hashtag #mannequinchallenge gibt es längst Hunderte solcher Videos im Netz. „Ich habe eine Wette laufen, dass wir 50 000 Klicks erreichen“, sagt Achim Seiter voller Zuversicht, dass der Marbacher Lauf über seine Grenzen hinaus bekannt wird.

Anfragen habe es schon gegeben, ob tatsächlich Nachahmer unterwegs sind, könne er aber nicht sagen, erklärt Andreas Seiberling. In den elf Jahren, in denen das Stadtmarketing Schillerstadt Marbach, 3komma8 sportkult-services, der TV Marbach und das Team Silla Hopp den Lauf inzwischen organisieren, wachse jedenfalls die Teilnehmerzahl beständig. „Wir sind inzwischen eine ortstümliche Brauchtumsveranstaltung“, sagt Seiberling lachend.

Dabei ist wichtig zu betonen, dass es sich gerade nicht um einen Volkslauf handelt. Die dort übliche Startgebühr würde ja auch dem weihnachtlichen Gedanken widersprechen, befindet Seiberling. Demnach gibt es auch keine Zeitnahme, der große Gruppenlauf findet in gemütlichem Tempo statt. Das Motto: „Was in Marbach beginnt, wird die Welt erobern. Oder auch nicht!“, ist auf der Homepage zum Lauf zu lesen.

Auf den großen Durchbruch warten die Veranstalter, die Teilnehmer und die Stadt zwar noch. Auf jeden Fall lässt sich aber konstatieren: Was durch Marbach läuft, hat gute Laune. Die Gruppe, die artig hinter dem Führungsfahrzeug bleibt – denn auch das ist eine Regel des Laufes: Die Spitze darf nicht überholt werden – bildet am Ende ein Spalier, durch das jeder durch muss, der zum Glühwein auf den Burgplatz will.

Vielleicht ist ja damit der nächste Trend geboren. Unter dem Hashtag #ZieleinlaufwieinMarbach sind ja womöglich schon bald Hunderte von kurzen Filmen im Netz zu finden.