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Der Angehörige eines Schülers des FSG hat moniert, dass die Lernmittelfreiheit missachtet wird.

Marbach - Das Recht auf Lernmittelfreiheit hat in Baden-Württemberg Verfassungsrang. „Unterricht und Lernmittel an den öffentlichen Schulen sind unentgeltlich“ heißt es in Artikel 14, Absatz 2. Am Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) werde besagte Lernmittelfreiheit missachtet – dieser Ansicht war vor ein paar Wochen zumindest der Angehörige eines Schülers, der auf das Marbacher Gymnasium geht. „Er hat sich beim Landeselternbeirat beschwert, weil für sein Enkele angeblich Lernmittel angeschafft werden mussten“, berichtete der Leiter des FSG, Christof Martin. Danach sei er vom Vorsitzenden des Landeselternbeirates am Telefon attackiert worden, führt Martin weiter aus. Das Einreichen einer Klage habe im Raum gestanden. Wobei er als Einzelperson gar nicht verklagt werden könne, betont der Schulleiter. „Allenfalls könnte eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen mich eingereicht werden.“

Inzwischen hat sich die Aufregung gelegt. „Die Vorwürfe konnten nicht verifiziert werden, zumal wir weder Infos über die Klasse oder Klassenstufe bekamen und das Ganze ist in sich zusammengefallen“, erzählt Christof Martin. Mit dem betroffenen Großvater habe er geredet und alles geklärt. „Er wollte nicht, dass das so eine Riesenwelle schlägt.“ Auch die Vorsitzende des Gesamtelternbeirates, Anja Wild, gibt Entwarnung. „Mir ist kein Fall bekannt, in dem sich jemand darüber beschwert hat, dass am FSG die Lernmittelfreiheit nicht eingehalten wird.“

Der Marbacher Schulleiter zieht dennoch Konsequenzen aus dem Vorfall. „Wir nehmen ihn zum Anlass, genau hinzuschauen und nachzuprüfen, wie es an unserer Schule in puncto Lektürekanon beziehungsweise Lernmittel aussieht und wo die Lehrer etwas einsammeln“, so Martin. „Und sollte eine Lehrkraft schon Geld eingezogen haben, so wurde alles wieder gestoppt.“ Er wolle und werde auf keinen Fall die Lernmittelfreiheit missachten, betont der Rektor, dennoch hätten in der Vergangenheit viele Eltern freiwillig beispielsweise Workbooks, in die die Kinder dann reinschreiben können, gekauft. „Das hat uns als Schule viel ermöglicht.“ In die Kategorie Lernmittel fallen natürlich in erster Linie Schulbücher, aber eben auch Arbeitsmaterialien wie Hefte oder Workbooks, in die hineingeschrieben wird.

Was wird sich also möglicherweise verändern am Marbacher Gymnasium? Wer ausleihen möchte, dem wird es ermöglicht, betont Christof Martin. Allerdings werde dies nur möglich sein, wenn der Lektürekanon künftig eingeschränkt wird. „Das gibt uns dann die Möglichkeit, zu verleihen.“ Also steht eine Art Bestandsaufnahme an. Um unter anderem auch eine Antwort auf die Frage zu bekommen, wie hoch die Ausgaben pro Schuljahr und Klassenstufe sind. Die Kosten, die am FSG beispielsweise unterm Strich allein für Workbooks jedes Jahr zusammenkommen, belaufen sich laut Martin auf rund 50 000 Euro. Ein Batzen Geld, das der Schule dann an anderer Stelle fehlen würde. Etwa wie jüngst beim Anschaffen von Smartboards, Beamern oder Dokumentenkameras. Der städtische Schuletat fürs FSG liegt laut dem Ersten Beigeordneten der Stadt, Gerhard Heim, bei rund 450 000 Euro. Martin: „Bei der Sanierung hätten wir von der Stadt Kreidetafeln bekommen. Den Aufpreis zu den Smartboards mussten wir über den Schuletat abdecken.“ Eine Kreidetafel koste rund 800 Euro, ein Smartboard zwischen 5000 und 8000 Euro. Für die Dokumentenkameras habe man rund 30 000 Euro investiert. Für Wild eine wichtige Investition. „Die Schule spart sich das vom Etat ab und lässt das Geld in Investitionen fließen, die den Schulalltag leichter machen und den Kindern zugute kommen.“