Taha Günesli will die Änderungsschneiderei in der Güntterstraße in die nächsten 25 Jahre führen. Foto: Sandra Brock

Ein Vierteljahrhundert wird die Änderungsschneiderei Günesli in der Güntterstraße dieses Jahr alt. Taha Günesli führt den Familienbetrieb.

Marbach - Die Atmosphäre in Taha Güneslis Laden in der Güntterstraße ist herzlich. Fast schon familiär werden Hände geschüttelt und Neuigkeiten ausgetauscht. „Wie geht es den Eltern?“, fragt die Kundin und deutet auf deren Sohn Taha Günesli: „Ihn kenne ich schon, seit er so klein war“, sagt sie und lacht.

Heute ist Taha Günesli 38 Jahre alt und führt die Änderungsschneiderei, die seine Eltern 1989 – also vor genau 25 Jahren – in Marbach eröffnet haben. Imaddin Günesli und seine Frau Saime haben sich mittlerweile in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen. Beide haben sie in der Türkei das Schneiderhandwerk gelernt, bevor sie in den 1970er-Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Was sie sich hier aufgebaut haben, „war hart erarbeitet“, sagt ihr Sohn heute. „Das war ziemlich schwierig damals, sie kannten das Land und die Sprache nicht. Ein Kulturschock.“

Bei Bosch in Feuerbach fand der Vater Arbeit. Als seine Abteilung nach Spanien verlagert wurde, hatte Imaddin Günesli die Idee, sich in seinem ursprünglichen Beruf selbstständig zu machen. Dem ersten kleinen Laden im Ludwigsburger Stadtteil Oßweil folgte 1989 der in Marbach. Sohn Taha Günesli stieg mit ins Familienunternehmen ein – er machte eine Lehre als Schuhmacher und nicht als Kfz-Mechaniker, was seine ursprüngliche Idee war. Außerdem hat er vom Vater das Schneiderhandwerk gelernt.

So sind in dem Geschäft in der Güntter- straße jetzt alle Dienstleistungen unter einem Dach: Schuhreparatur, Schlüsseldienst, Reinigung und Änderungsschneiderei. Letzteres ist das Kerngeschäft der Güneslis. „Mein Vater war kein Schneider, er war ein Künstler“, sagten viele über Imaddin Günesli. Noch heute sorgt eine Anekdote vom Familienabendessen vor vielen Jahren für Heiterkeit: „Mein Vater sagte damals, dass er, wenn ein Kunde den Laden betritt, immer schon weiß, um wie viel er das Kleidungsstück kürzen muss“, berichtet Taha Günesli.

Er selbst misst lieber nach – und ist damit bei den Kunden offensichtlich ebenso erfolgreich wie sein Vater. Denn die Stammkundschaft kommt nicht nur aus Marbach, sondern auch aus Heilbronn oder Stuttgart zu Taha Günesli. Manche sogar von noch weiter her. Einige Stammkunden kommen aus Nord- oder Ostdeutschland und nutzen ihren Urlaub in Marbach, um gleich einen ganzen Korb voll Arbeit für Günesli mitzubringen.

Apropos Urlaub. Für Taha Günesli ist die Türkei, sein Heimatland, inzwischen vor allem Urlaubsland. Seine Frau und er gehen dorthin, um die Familie zu besuchen. „Mein Zuhause ist hier“, sagt der 38-Jährige, der früher beim FC Marbach gekickt hat und von der kommenden Saison an wieder Jugendliche im Fußball trainieren will. „Das macht Spaß“, weiß er von seinen Trainerämtern in der Vergangenheit. „Ein schöner Ausgleich zur Arbeit.“

Genau diese Arbeit will Taha Günesli aber nicht missen. „Ich bin bereit für die nächsten 25 Jahre“, sagt er und lacht. Sein großes Dankeschön gilt aber erst einmal den Kunden für das vergangene Vierteljahrhundert. „Ohne die Kunden wäre das alles gar nicht zustande gekommen“, betont er. Sein persönliches Dankeschön an die Kunden sind 25 Prozent auf die Dienstleistungen, die die Änderungsschneiderei anbietet. Das gilt noch bis einschließlich Donnerstag, 31. Juli. Die herzliche Atmosphäre ist natürlich auch noch danach inklusive, genauso wie der kleine Plausch an der Ladentheke.