Beim „Dirt Bike“ werden waghalsige Sprünge gezeigt. Foto: Werner Kuhnle

Die große Bandbreite der Attraktionen beim 22. Erlebnistag begeistert die vielen Besucher.

Marbach - Wie kommt man eigentlich auf ein Hochrad? „Diese Frage haben mir heute die meisten Besucher gestellt“, sagt Helge Schulz, der beim 22. Verkaufsoffenen Erlebnistag unter dem Motto „Marbach hat ein Rad ab“ acht Räder aus einer privaten Sammlung präsentiert und gerne erklärt. Acht Räder hat er mitgebracht, das älteste ist ein Hochrad von 1870.

Richtig gut besucht ist die Flaniermeile von der Güntterstraße bis zum Rathaus in der Marktstraße am Sonntagmittag – das Wetter ist ideal: Nicht zu heiß, aber trocken. Stände von Vereinen und Organisationen reihen sich aneinander, die Ladengeschäfte sind geöffnet, und die Besucher nutzen den verkaufsoffenen Sonntag, um in Ruhe bummeln zu gehen.

Hauptanziehungspunkte sind die fünf Aktionsbühnen, die unterschiedlichste Attraktionen rund ums Thema Fahrrad zeigen. Allen voran die abgesperrte Fläche vor dem Rathaus, die mit einer Rampe und Paletten zum Parcours wird, auf dem drei junge Biker gewagte Sprünge auf einem speziellen Fahrrad vorführen. Fabian Kaute, Marko Wehr und Yannik Nowak zeigen waghalsige Tricks bis hin zum Salto. „Dirt Bike heißt die Sportart deswegen, weil wir normalerweise auf der Erde aufkommen, auch bei matschigem Boden“, verraten die drei Sportler, die in Weil der Stadt trainieren. Und auch die Vorführungen des RKV Poppenweiler auf dem Burgplatz bekommen viel Applaus der Zuschauer.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung kam die Bewegung „Critical Mass“ in Marbach an – sie soll auf die Belange und Rechte der Radfahrer gegenüber dem Autoverkehr aufmerksam machen. Mit 18 Teilnehmern hat sie die „kritische Masse“ von 15 Radlern überschritten und galt damit als geschlossener Verband, der verkehrsrechtlich gesehen als einzelnes Fahrzeug gilt. Doch auch alle anderen Stände rund ums Thema Fahrradfahren sind gut besucht. Schon eine Stunde nach Beginn freut sich die Marbacher Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, ADFC, dass sich viele Besucher über ihr Angebot informieren.

Auch am Beratungsstand des Polizeipräsidiums Ludwigsburg ist viel los. Stephanie Burkhardt vom Referat Prävention zeigt mit ihren Kollegen, wie man sein Rad richtig sichert und worauf es bei der richtigen Auswahl des Helms ankommt. Und: „Nach etwa fünf Jahren sollte man sich einen neuen Helm kaufen.“ Die Polizisten legen ihr Augenmerk vor allem auf Senioren, die oft Helmmuffel seien. „37 Prozent der Fahrradunfälle ziehen schwere Kopfverletzungen nach sich – 80 Prozent davon kann man verhindern, indem man einen Helm trägt“, weiß die Polizistin. Weiter hinten, auf dem Parkplatz vom Schuhhaus Dietle, können Besucher am Stand der Verkehrswacht mit einer sogenannten Rauschbrille erfahren, wie sich die Wahrnehmung durch Alkoholeinfluss verändert. Die AOK beispielsweise ist mit einem Glücksrad dabei und die Freie Schule Christophine zeigt interessierten Familien ihre Räumlichkeiten. Und auch der Stadtinfoladen ist mit der Resonanz sehr zufrieden: Mehr als 140 Besucher kann er am Nachmittag verzeichnen.

Für das leibliche Wohl sorgen etliche Stände: Es gibt in heißem Fett herausgebackenen Langos, Leckeres vom Grill sowie Kaffee und Kuchen. Und immer wieder treffen sich Bekannte, die dann auf einen Schwatz zusammenstehen.

Zwischendurch sind immer wieder die skurrilen Fahrräder des Kajom Marbach von der katholischen Kirchengemeinde zu sehen. Alle Besucher dürfen an deren Stand Minifahrräder ausprobieren, oder andere Räder, die einem höchst ungewöhnlich vorkommen. Und Jörg Gerste vom Kajom ist den ganzen Nachmittag gut gelaunt und erstaunlich sicher auf den unterschiedlichsten Hochrädern in der Marktstraße unterwegs. Doch, wie kommt man denn nun auf ein Hochrad? „Aufgestiegen wird über eine Fußraste am kleineren Hinterrad“, verrät Helge Schulz. Und verschmitzt fügt er hinzu: „Viel interessanter ist, wie man wieder absteigt.“ Das kann ebenfalls über die Fußraste geschehen, oder: „Könner legen während der Fahrt die Beine über den Lenker und springen nach vorne ab.“