Das Bürgerfest lockt Besucher aus Nah und Fern in die Schillerstadt. Foto: Werner Kuhnle

Neue Impulse und Veränderungen prägen das diesjährige Bürgerfest, das bei herrlichem Sommerwetter etliche Besucher in die Straßen der Schillerstadt lockt.

Marbach - Schattenplätze sind heiß begehrt am Samstag bei der offiziellen Eröffnung des Marbacher Bürgerfestes. Ein kräftiger Wind bringt jedoch frische Luft, sodass es sich gut aushalten lässt vor dem Rathaus, wo die Stadtkapelle Musikverein Marbach unterhaltsam den musikalischen Rahmen für die Redner bildet. Unter den Anwesenden sind viele Gemeinderäte und befreundete Bürgermeister, als Schultes Jan Trost mit vier Schlägen das Fass mit Freibier ansticht.

Kleiner als sonst sei das Bürgerfest in diesem Jahr ausgefallen, so sagen es etliche Besucher. Und tatsächlich sind insgesamt weniger Vereine und Organisationen mit im Boot. Alle zwei Jahre findet dieses Fest von Bürgern für Bürger in Marbach statt, in den anderen Jahren in Rielingshausen. Tatsächlich waren in den Vorjahren die Stände bis ans untere Ende der Marktstraße aufgebaut – den Abschluss bildete jeweils die katholische Kirchengemeinde.

„Das ging in diesem Jahr schon deswegen nicht, weil an unserem seitherigen Platz ein Gerüst aufgebaut ist“, erklärt Manfred Pelikan, Mitorganisator von der katholischen Kirchengemeinde. In diesem Jahr bewirten die Männer – gut zu erkennen in Mönchskutten gekleidet – ihre Gäste im Schlosskeller, den sie für diesen Zweck in „Klosterkeller“ umgetauft haben. Und weil man dort nicht das schon zu Tradition gewordene Schnitzel mit Kartoffelsalat zubereiten kann, gibt es ein neues Angebot: Schweinebraten, Maultaschen oder eine Klosterwurst. „Das ist jetzt ein ganz neuer Versuch, es wird sich zeigen, ob wir das in zwei Jahren wieder so machen“, sagt Pelikan. Auch seine Kollegen sind an diesem Samstagnachmittag noch skeptisch, wie sich der Zuspruch durch die Gäste dort unten wohl entwickeln wird.

Neu ist in diesem Jahr auch, dass auf den drei Bühnen – vor dem Rathaus, auf dem Burgplatz und im Schlosskeller – am Samstag jeweils bis 1 Uhr in der Nacht ein bunt gemischtes künstlerisches Programm geboten wird. „Das verspricht eine laue Sommernacht in Marbach“, freut sich der Mitorganisator Jochen Berger, der maßgeblich an der Zusammenstellung des Programms beteiligt war. „Alle Künstler oder Gruppen haben einen Bezug zu Marbach“, berichtet er.

Doch das lässt sich auf den ersten Blick ins Programmheft gar nicht vermuten, die Bühnen bieten nämlich ein unglaublich buntes Kaleidoskop an Darbietungen aus den unterschiedlichsten Genres und sprechen damit sicherlich alle Besucher an. Die Big Band Freiberg tritt beispielsweise auf, die Siffer spielen Hardcore-Pop und Kurt mit Quetsche bietet deutsches Liedgut und Oldies dar – um nur einen ganz kleinen Ausschnitt zu nennen.

Und auch die Kinder kommen auf ihre Kosten: Etwa am Sonntagnachmittag bei „Kasperl und das Gespenst“ von Professor Pröbstl mit selbst gemachten Figuren oder am Sonntag bei der Spielstraße. Ein Paar, das mit dem Fahrrad aus Stuttgart zum Bürgerfest gekommen ist, ist am Burgplatz sehr angetan von Marko Kustic, der auf dem Piano Rock, Pop, Jazz und Klassik darbietet und die einzelnen Stücke auf eine Weise miteinander verschmelzen lässt, dass alles wie ein einziges Stück wirkt. „Toll, diese wunderbare Musik vor einer so schönen Kulisse an der Stadtmauer“, lobt die Besucherin. „Nur frage ich mich, wo man sich hinsetzen kann.“ Vier Stehtische stehen auf dem Burgplatz in der Sonne, bis Helfer vom Fußball-Club den Wunsch erhören und kurzerhand ein paar Bierbänke in den Schatten stellen.

Im alten Kino ist während des Fests die Ausstellung „Nichts außerhalb der Zeit“ zu sehen, bei der sechs Schülerinnen des Friedrich-Schiller-Gymnasiums (FSG) Installationen zeigen, die sie jeweils durch die Auseinandersetzung mit Ausstellungsstücken aus dem Deutschen Literaturarchiv entwickelt haben – und dabei Zweidimensionales dreidimensional darstellen.

Trotz des gelungenen und vielfältigen Festes ist spürbar, dass viele Beteiligte darunter leiden, dass die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement insgesamt zurückgeht. So bewirtet etwa die Stadtkapelle Musikverein in einem kleineren Festzelt als gewöhnlich, weil es weniger Kapazitäten für den Auf- und Abbau bindet.

Wie lange es das Bürgerfest trotz Höhen und Tiefen schon gibt, wird dann deutlich, als bei der Eröffnung ein ganz besonderes Jubiläum gewürdigt wird: Walter Trefz bekommt von den Bürgerfestvereinen eine Urkunde für die Ehrenmitgliedschaft und ein Geschenk überreicht. Insgesamt 40 Jahre hat er von Seiten der Stadtverwaltung die Veranstaltung betreut. „Er war unsere Schnittstelle zu Bauhof und Ordnungsamt“, sagt Markus Hochmut vom Organisationsteam. Und weil Walter Trefz im nächsten Jahr in den Ruhestand gehen möchte, steht für das Bürgerfest wohl noch eine weitere Veränderung an.