Ellen Strittmatter geht ihre Aufgabe als Museumsleiterin mit viel Elan an. Foto: Werner Kuhnle


Ellen Strittmatter hat die Leitung der Museen auf der Schillerhöhe übernommen.

Marbach - Ellen Strittmatter hat schon als Kind ein Buch nach dem anderen verschlungen. Und auch schon zeitig damit angefangen, die einzelnen Texte zu hinterfragen. Sie wollte wissen, wie es die Schriftsteller anstellen, bestimmte Stimmungen heraufzubeschwören oder spezielle Bilder entstehen zu lassen. Folglich stand für die gebürtige Freiburgerin auch schon früh fest, dass sie sich einmal in ihrem Job mit Literatur beschäftigen will. „Ein klares Berufsbild hatte ich allerdings nicht vor Augen“, sagt sie. Das kristallisierte sich erst nach und nach heraus. Aber Karriere hat Ellen Strittmatter auch ohne Businessplan gemacht. Mittlerweile hat sie eine der wohl begehrtesten Positionen in ihrer Branche ergattert: Die 40-Jährige ist Leiterin der Literaturmuseen auf der Marbacher Schillerhöhe und damit Nachfolgerin von Heike Gfrereis, die sich eine Auszeit bis Mitte 2019 genommen hat.

Ellen Strittmatter macht sich keinen Kopf darüber, dass sie womöglich nur vorübergehend die Richtung bei den Ausstellungen vorgeben kann. „Ich freue mich ganz über die Gegenwart“, sagt die zweifache Mutter. Die Aufgabe in Marbach sei eine echte Herausforderung. Zudem müssten die Ausstellungen bis 2019 vorbereitet werden. Davon abgesehen sei sie auch zuvor in befristeten Arbeitsverhältnissen tätig gewesen.

Allerdings ist die Literaturwissenschaftlerin kein Wandervogel, der von Job zu Job zieht. Ellen Strittmatter ist vielmehr so etwas wie ein Eigengewächs des Deutschen Literaturarchivs in Marbach, hat die meiste Zeit ihres Berufslebens auf der Schillerhöhe verbracht. Das begann schon im Jahr 2006, als sie die Ausstellung „In der Geisterfalle“ mitkuratiert hat. Dabei wurden Bildnisse von Dichtern aus drei Jahrhunderten gezeigt. „Das war eine witzige, leichte Ausstellung“, erinnert sich Ellen Strittmatter, die seinerzeit beim Stuttgarter Mediävisten Hans Jürgen Scheuer promoviert wurde. „Und so bin ich auch ans DLA gekommen. Damals saß ich aber im Zimmer nebenan“, sagt sie schmunzelnd.

Ellen Strittmatter schien hierbei bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Schon ein Jahr später gehörte sie jedenfalls zum festen Stab, nachdem sie sich erfolgreich auf eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin beworben hatte. Gemeinsam mit Heike Gfrereis entwickelte sie von 2007 bis 2014 viele Ausstellungen, war in wichtige Denkprozesse eingebunden, recherchierte im Archiv. „Ich habe an allen Schnittstellen gearbeitet und konnte mir dann auch gut vorstellen, die Aufgabe als Leiterin zu übernehmen“, erklärt die Germanistin und Kunsthistorikerin, die in Freiburg und Stuttgart studiert hat. Sie konstatiert zudem, dass sie sich zwischenzeitlich mit den Beständen auf der Schillerhöhe weiter vertraut machen konnte. Das kommt ihr nun zugute, da sie selbst die Federführung bei den Ausstellungen übernommen hat. Denn der Bestand diktiert naturgemäß, welche Exponate präsentiert werden können.

Die erste Schau in eigener Regie hat Ellen Strittmatter auch schon zu weiten Teilen im Kasten. Im Rahmen des Forschungsverbunds Marbach Weimar Wolfenbüttel, für den sie von 2014 bis 2016 tätig war, konzipierte sie die Ausstellung „Die Familie. Ein Archiv“, die ab 21. September in Marbach zu sehen sein wird. Die Besucher dürfen sich unter anderem auf Familienporträts aus dem Hause Enzensberger oder von den Mörikes freuen. Ferner beschäftigt sich die Ludwigsburgerin mit einer Becket-Ausstellung, die am 8. November eröffnet wird. Und für die Zukunft hat Ellen Strittmatter auch schon eine Menge Ideen. Sie kann sich beispielsweise vorstellen, sich dem Orient- oder Amerikabild in der Literatur zu widmen.

Weil all diese Dinge von langer Hand geplant werden müssen, ist Freizeit bei Ellen Strittmatter ein knappes Gut. Wenn sie nicht beruflich eingespannt ist, freut sie sich auf die Stunden, die sie mit ihrer Familie verbringen kann. Die Malerei ist ihr ebenfalls eine Herzenssache. „Und wenn ich Zeit zum Lesen finde, bin ich glücklich“, sagt sie.