Karin Götz hat sich Gedanken zur Diskussion um das Marbacher Krankenhaus gemacht. Foto: Marbacher Zeitung

Beim Thema Krankenhaus sollte Schluss sein mit reinen Absichtserklärungen.

Marbach - Jetzt ist das Aus des Krankenhauses Marbach, so wie wir es kennen, also besiegelt. Schon im nächsten Jahr ziehen die Abteilungen Innere und Geriatrie nach Bietigheim um. Das wurde in einer Sitzung des Aufsichtsrats der Kliniken Holding am Montag besiegelt. Auch wenn die Nachricht kein Grund zum Jubeln ist, so besteht jetzt zumindest Klarheit, was das Zeitfenster der Schließung angeht.

Das Versinken im Jammertal über das Aus des Marbacher Krankenhauses bringt nichts. Mehr als zwei Millionen Euro Defizit hat das Haus im vergangenen Jahr eingefahren. Keiner kann ernsthaft der Meinung sein, es bestünde kein Handlungsbedarf. Ein „Weiter so“ darf es nicht geben.

Den Blick nach vorn gerichtet müssen jetzt Zukunftsperspektiven für den Standort erarbeitet werden. Konkret und konsequent. Doch genau an diesem Willen sind berechtigte Zweifel anzumelden. Vor knapp zwei Jahren hatte die Gesellschafterversammlung der Kliniken die Geschäftsführung beauftragt, das Zentrum für Altersmedizin in Bietigheim und den Bau der Belegklinik in Marbach parallel umzusetzen. Landrat Rainer Haas hatte im Rahmen einer Infoveranstaltung in Marbach im April 2016 versichert, dass der „schöne Neubau“ einer Belegklinik in Marbach und die Errichtung eines geriatrischen Zentrums in Bietigheim-Bissingen zeitgleich forciert würden. Doch von dieser Parallelität ist man weit entfernt. Für Bietigheim wird Gas gegeben, was Marbach betrifft, wird auf die Bremse gedrückt. Konkret: Laut dem Aufsichtsratsbeschluss von dieser Woche werden die Planungsleistungen für Bietigheim 2019 ausgeschrieben. Marbach muss hingegen erst noch einmal in eine Testphase. Sollte die Belegklinik nicht durch die Prüfung rasseln, geht es erst 2020 an die Planung für einen Neubau der Belegklinik, die das Herzstück des Gesundheitscampus Marbach bilden soll. Nicht das attraktivste Lockmittel, um alte Belegärzte zu halten und neue zu finden.

Betreuung, Kurzzeitpflege, Pflegehotel sollen weitere zentrale Bausteine des Campus werden. An die Umsetzung will man „zeitnah“ herangehen – so der Beschluss am Montag. Konkretisiert werden soll ein Konzept für das Ansiedeln einer Privatklinik für Psychosomatik, für die es aber noch keinen Investor gibt. Möglicherweise könnte auch noch ein Patientenhotel entstehen. Könnte, sollte, zeitnah . . .

Konkret und verbindlich geht anders. Zumal die Option, für die es bereits einen Investor gegeben hätte – eine Rehaklinik – nach Beschluss des Aufsichtsrats auf Eis gelegt wird. Und in weiten Teilen des Aufsichtsrates fehlte offenbar sogar die Bereitschaft, über eine solche Lösung zu diskutieren. Herbert Pötzsch hatte Recht, als er dies am Montag kritisierte.

Noch einmal: Dass das Krankenhaus Marbach in der aktuellen Form nicht weiterbetrieben werden kann, ist klar. Landrat Rainer Haas und die Führungsriege der Regionalen Kliniken Holding GmbH täten aber gut daran, keine mitunter vagen Absichtserklärungen mehr zu machen, sondern konkrete Zukunftsperspektiven für den Standort Marbach auf den Tisch zu bringen, die dann durch Beschlüsse auf den Weg gebracht werden. Jetzt – nicht irgendwann. Damit könnten sie Glaubwürdigkeit und Vertrauen zurückgewinnen. Beides hat in den vergangenen zwei Jahren gelitten.