Die Gruppe Puls wünscht sich, dass es in Marbach künftig nur noch Fair-Trade-Bälle gibt. Foto: Archiv (avanti)

Die Gruppe Puls im Gemeinderat stellt den Antrag, dass die Stadt nur noch Bälle mit entsprechendem Siegel anschafft. Vereine sollen beim Kauf einen Zuschuss erhalten.

Marbach - Die Stadt Marbach hat sich bereits vor einigen Jahren dazu verpflichtet, von Produkten die Finger zu lassen, die mithilfe von Kinderarbeit entstanden sind. Folglich werden seitdem auch keine Bälle mehr gekauft, die unter solchen ausbeuterischen Bedingungen hergestellt worden sind. Doch diese Vorgabe geht der Gruppe Puls im Gemeinderat nun nicht mehr weit genug. Hendrik Lüdke und Benjamin Flaig fordern, dass die Kommune künftig für den Schulbereich nur noch Sportbälle bestellt, „deren Produktion durch ein entsprechendes, anerkanntes Fair-Trade-Siegel zertifiziert ist“. Zudem hat Puls beantragt, auch die Vereine mit ins Boot zu holen. Die Idee: Wenn die Clubs sich einen Ball mit Zertifikat kaufen, kommt die Stadt für die Differenzbetrag zu einem vergleichbaren Sportgerät auf, das kein Siegel vorweisen kann.

Das Problem sei, dass momentan bei der Produktion der Bälle weder Hungerlöhne noch harte bis unmenschliche Arbeitsbedingungen ausgeschlossen seien, heißt es in der Begründung des Antrags. Hendrik Lüdke und Benjamin Flaig erinnern ferner daran, dass sich die Stadt darum bemühe, sich Fair-Trade-Town nennen zu dürfen. Eine Steuerungsgruppe, die in der Sache aktiv ist, treffe sich regelmäßig. Die Voraussetzungen, das Label verwenden zu dürfen, seien wohl bald erfüllt. „Deshalb würde es der Stadt Marbach gut anstehen, dafür zu sorgen, dass Schulen und möglichst auch Vereine keine unfair produzierten Sportbälle mehr kaufen“, findet die Zwei-Mann-Fraktion. Die beiden regen an, die Sportgeräte mit der Aufschrift „Marbach spielt fair“ zu versehen – nach dem Vorbild von Landshut, wo der Slogan „Landshut spielt fair“ verwendet werde. „Damit würde der sportliche Gedanke des Fair Play sichtbar und sinnvoll ausgedehnt“, erklären die Räte.

„Das klingt gut. Vom Ansatz her ist das richtig“, sagt der Erste Beigeordnete Gerhard Heim zu dem Antrag von Puls. Es müsse aber geklärt werden, inwieweit sich das Ganze umsetzen lässt und praktikabel sei. Er gibt zu bedenken, dass man in puncto Sportgeräte mit der Gotthilf Benz Turngerätefabrik GmbH + Co KG aus Winnenden und der Kübler Sport GmbH aus Backnang zusammenarbeite, die im Prinzip die komplette Ausstattung für die Sporthallen liefern, aber auch Gutachten in Sicherheitsfragen erstellten. „Es macht Sinn, solche Ausstatter zu haben“, betont Heim. Und beide hätten auch ein Zertifikat vorgelegt, wonach bei ihren Produkten keine Kinderarbeit im Spiel gewesen ist. Soweit er wisse, könnten die beiden Anbieter die von Puls geforderte Auflage mit dem Fair-Trade-Siegel aber nicht erfüllen, meint Heim.

Wenn wirklich jeder erdenkliche Ball ein solches Siegel tragen müsste, würde es für die beiden Unternehmen wohl wirklich knifflig. Andererseits kann man bei der Firma Kübler Sport durchaus eine ganze Palette an Sportgeräten mit besagtem Label ordern. Man habe Fußbälle, Handbälle, Volleybälle und Beachvolleybälle mit dem Fairtrade-Siegel im Portfolio, teilt die Firma auf Nachfrage mit. Die Produkte seien vor etwa einem halben Jahr ins Angebot genommen worden. Das Thema werde immer aktueller. Darauf habe man reagiert „Wir könnten also die Anfrage bedienen“, betont Kübler Sport.

Ähnlich lautet die Antwort aus dem Hause Benz Sportgeräte in Winnenden. Man könne ebenfalls Sportbälle mit einem Fairtrade-Siegel aus den oben genannten Bereichen beschaffen. „Allerdings ist der Beschaffungsaufwand dieser Produkte im Vergleich zu den Standardbällen derzeit noch deutlich höher sowie das zur Verfügung stehende Sortiment der Standardbälle wesentlich umfangreicher“, gibt das Unternehmen zu bedenken.

In der Regel müssen Kunden für fair gehandelte Ware auch mehr bezahlen. Doch das wäre für die Stadt Marbach kein K.o.-Kriterium. Angesichts der niedrigen Stückzahlen „wären das keine großen Mehrkosten“, sagt Gerhard Heim.