Hunderte von Halmen sind aus dem Bienen-Hotel gezogen worden. Foto: BUND

Ein Teil der Brut ist von Vandalen vernichtet worden, die Halme aus dem Bienen-Hotel gezogen haben. Doch das ist nicht das einzige Problem am Steinheimer Weg. Pferde haben eine seltene Pflanze platt getrampelt.

Marbach - Das Wildbienen-Hotel am Steinheimer Weg ist vor sechs Jahren mit einem großen Hallo eröffnet worden. Selbst der damalige Regierungspräsident Johannes Schmalzl hatte es sich nicht nehmen lassen, bei diesem Termin vorbeizuschauen. Das sagt auch schon einiges über die Bedeutung des Refugiums aus, in dem sich mehrere Wildbienenarten und anderes Getier tummeln. Umso bitterer ist es, dass sich nun Vandalen an dem Kleinod zu schaffen gemacht haben. Unbekannte zogen hunderte von Schilfhalmen aus der Konstruktion, die vom BUND Marbach-Bottwartal gehegt und gepflegt wird. Das Tragische ist, dass sich just in diesen Röhrchen die Brutkammern der Immen befinden, sodass ein Teil des Nachwuchses in dieser Saison auf der Strecke bleibt.

Die BUND-Vorstände Joachim Lösing und Andrea Lehning haben das Unheil entdeckt, als sie Ende vergangener Woche eine Wiese am Steinheimer Weg stutzten. Joachim Lösing kann über so viel Zerstörungswut nur den Kopf schütteln. „Die Pflege hat viel Zeit gekostet“, erklärt der Biologe. Außerdem habe sich das seines Wissens größte Wildbienen-Hotel im Landkreis Ludwigsburg ausgesprochen prächtig entwickelt. „Am Anfang war es quasi unbewohnt“, erinnert er sich. Doch mit der Zeit wurde es von Mauerbienen und anderen Wildbienen-Arten in Beschlag genommen. „Auch Schmetterlinge gehen da zum Überwintern rein“, berichtet Joachim Lösing. Dazu gesellen sich Insekten, die es auf die abgelegten Larven abgesehen haben. Kurzum: Der Beherbergungsbetrieb für Insekten brummt. Ärgerlich also, dass Unholde diesen Frieden jäh gestört haben.

Wobei Joachim Lösing nicht davon ausgeht, dass es sich hierbei um einen gezielten Sabotageakt gehandelt hat. Er geht eher davon aus, dass Kinder ihre Finger im Spiel hatten. „Ich denke, das war ein Dumme-Jungen-Streich“, erklärt er. Auf das Konto eines Tieres könne die Tat jedenfalls nicht gehen. „Da lagen ja ganze Pakete an Schilfrohren unten. Außerdem ist in der unteren Etage alles leer geräumt. Wenn Spechte hier gewütet hätten, würde das anders aussehen“, erläutert der Experte vom BUND.

Der Vandalismus am Wildbienen-Hotel ist aber nicht das einzige Problem, das die Naturschützer momentan auf dem Weg Richtung Galgen bewegt. Nur ein paar Meter entfernt befindet sich eine Wiese am Hang, an der normalerweise der seltene Dornige Hauhechel wächst. Die Betonung liegt auf normalerweise. „Dieses Jahr haben wir ihn noch nicht gesehen“, stellt Joachim Lösing fest. Er führt das darauf zurück, dass die Gewächse, deren Standorte vom BUND vor der ersten Mahd sogar mit Fähnchen markiert werden, von Pferden kaputt getrampelt wurden. Andrea Lehning und Joachim Lösing zeigen vor Ort auf einen Pfad an der Böschung, durch den Ross und Reiter offenbar mehrfach spaziert sind. Unerlaubterweise. Denn das Gebiet ist als Naturdenkmal ausgewiesen, und da sei es nicht gestattet, die vorgegebenen Wege zu verlassen, erklärt Joachim Lösing.

Der Erdmannhäuser macht zudem darauf aufmerksam, dass die Pflanze auf Marbacher Gemarkung nur an dieser Stelle anzutreffen gewesen sei. Im Bottwartal könne man den Dornigen Hauhechel noch am Wunnenstein oder am Forstberg finden. „Die mitteleuropäischen Ononis-Arten wachsen vor allem an trockenen Stellen wie Halbtrockenrasen oder Trockenrasen“, erläutert Andrea Lehning.

Sie und Joachim Lösing sind allerdings guter Dinge, dass der Hauhechel im nächsten Jahr auch in Marbach wieder auftaucht. Möglicherweise lägen nämlich Samen im Boden, sagen die Fachleute. Zudem dürften die Pflanzen künftig auch nicht mehr kaputt getreten werden. Denn die BUND-Mitglieder haben am Freitag beim Mähen der Wiese die Reiter getroffen, die an dem Hang unterwegs waren. „Und sie haben sich einsichtig gezeigt“, sagt Lösing.