Eigens aus Reutlingen sind die Ehepaare Rhiemeier und Marks gekommen, um das Literaturarchiv zu besuchen. Dieses „einmalige Erlebnis“ verarbeiten sie bei einer Tasse Kaffee. Foto: Dominik Thewes

Gäste genießen den Sommertag in der Stadt. Radtouristen legen Stopp ein, andere besuchen das Literaturarchiv.

Marbach - Schulter an Schulter haben es sich Annerose und Werner Deiß bequem gemacht. Sie sitzen auf einer Bank am Neckarufer, erholen sich von ihrer Radtour. Sie hat die Augen hinter ihrer Sonnenbrille geschlossen und genießt die Ruhe. Er liest Tageszeitung – und genießt ebenfalls. Die Pause haben sich die beiden Radfahrer aus Waiblingen redlich verdient, haben sie doch schon einige Kilometer in den Beinen. Von Althütte am Welzheimer Wald, wo die Tochter ein Sommercamp leitet und der sie ein Besuch abstatteten, ging es für die Eheleute nach Murrhardt und die Murr entlang bis zur Neckarmündung. Das Marbacher Bootshaus kam da für eine Pause gerade recht. „Den Neckar und die Rems entlang geht es wieder zurück“, berichtet Werner Deiß vom Plan der beiden. 70 Kilometer werden sie am Tag letztlich zurückgelegt haben – Naturerlebnis inklusive. Der Biergarten war Werner Deiß von vorherigen Touren bereits bekannt, also sollte auch diesmal wieder hier gerastet werden.

Inmitten der Sommerferien zieht es viele Menschen wie die Deiß’ in die Marbacher Altstadt oder ans Neckarufer. Und bei den angesagten hochsommerlichen Temperaturen oberhalb der 30-Grad-Marke dürften in den kommenden Tagen viele weitere Gäste folgen. Noch gefragter dürften dann auch die Schattenplätze sein.

Einen solchen sucht auch eine illustre Radlergruppe aus dem Frankenland auf. Gerade in Marbach angekommen, sammeln die neun Radfahrer ihre ersten Eindrücke in der Altstadt bei einem erfrischenden Eis. Vor allem das Fachwerk begeistert und entschädigt für den steilen Anstieg. Der Schweiß auf der Stirn und der schnelle Atem ist da schnell vergessen. „Marbach hat uns eine Mitfahrerin empfohlen. Und es ist wirklich ein schönes Städtchen hier“, heißt es aus Reihen der Gruppe. Überall war diese schon unterwegs: am Rhein, an der Donau, an der Elbe, am Main. Dieses Jahr ist der Neckar an der Reihe. „Ursprünglich komme ich aus der Nähe von Tripsdrill, seit 20 Jahren lebe ich aber in Nürnberg. Nun wollte ich den Franken meine Heimat näher bringen“, erzählt die Tourleiterin. Von der Quelle in Schwenningen ging es also in Etappen über Rottweil, Rottenburg nach Esslingen. Und von dort am Vormittag nach Marbach. Den Abschluss machte am Nachmittag das finale Stück nach Besigheim. Nach vier Tagen auf dem Rad geht’s dann mit dem Zug zurück in die Heimat nach Nürnberg.

Doch nicht nur Radfahrer zieht es im Sommer in die Schillerstadt, auch wenn der Biergarten massenweise mit dem Rad aufgesucht wird. Es geht auch mit dem Auto: Eigens aus Reutlingen machten sich auf diese Weise zum Beispiel zwei befreundete Ehepaare auf den Weg in die Schillerstadt. Ihr erkorenes Ziel: das Deutsche Literaturarchiv. „Der Besuch dort war wirklich einmalig. Natürlich inhaltlich, weil alles so toll präsentiert und aufbereitet ist. Aber auch architektonisch“, schildert Gerhard Marks seine Eindrücke bei einer Tasse Kaffee und einem Tortenstück, welche die Gäste auf der Terrasse des Archivs genießen. Marks zeigt dabei mit der Hand erst auf das Deutsche Literaturarchiv, dann hinüber auf das Literaturmuseum der Moderne. „Das passt einfach toll zusammen“, meint er. Nach der Pause mit Aussicht auf das Neckartal und Benningen soll es für die Vier dann noch in die Altstadt gehen. Auch wenn die Reutlinger dank der schmalsten Straße der Welt in ihrer Heimatstadt, der Spreuerhofstraße, enge Straßen gewohnt sind – so möchten sie auch in Marbach die schmalen Gassen und das Fachwerk kennenlernen.