Raffinierte tänzerische Einlagen machen „Liebe, Zauber, Leidenschaft“ zum opulenten Bilderwerk. Foto: avanti

Die Theater-AG des FSG spielt den Sommernachtstraum professionell, ideenreich und witzig.

Marbach - Bei der Premiere der modernen Version von Shakespeares Sommernachtstraum unter dem Titel „Liebe, Zauber, Leidenschaft“ war der Andrang so groß, dass es auf der ohnehin eng bestuhlten Tribüne nochmal richtig kuschlig wurde. Aber die Stimmung unter den 90 Zuschauern war trotz drangvoller Enge und schweißtreibender Atmosphäre gelöst und erstaunt ob der Darbietungen.

Die Theater-AG des Friedrich-Schiller-Gymnasiums (FSG) unter der Leitung von Anja Abele hatte eine exzellente Mischung aus Shakespeares Originaltexten, die die Schülerinnen und Schüler akzentuiert und komplett auswendig vortrugen, spannenden tänzerischen Ausdrucksformen und modernen Elementen sowohl in der Sprache als auch in der Form über Videoeinspielungen gefunden, die in der Summe „fantastische Welten mit traumhaften Bildern“ eröffneten, wie sich FSG-Rektor Christof Martin nach der umjubelten Premiere begeistert zeigte.

Damit traf Martin die Stimmung des Publikums auf den Punkt und zeigte sich sehr wertschätzend den jungen Akteuren gegenüber, die erstaunlich reife Talente zeigten.

Im Scheinwerferlicht konnte man die elf Schauspielerinnen und einen Schauspieler für professionelle Darsteller halten, erst beim reichlichen Applaus nach Ende des etwas mehr als eine Stunde dauernden Stücks merkte man, dass da junge Leute eine sehr bemerkenswerte Leistung abgeliefert hatten.

Die Verknappung der Geschichte auf wesentliche Elemente tat dem Spielwitz keinen Abbruch. Mit Anmut tanzten die Elfen auf der Waldwiese und freuten sich über jede imaginäre Blume, das komplette Bühnenbild wurde per Beamer eingespielt. Für die „Live-Visuals“ zeichneten sich Daniel Donnermuth und Friedemann Kaleschke aus, Support in vielerlei Hinsicht leistete die Technik-AG unter der Leitung von Thomas Vogt.

Sehr raffiniert war die Idee, das klassische Drama von Pyramus und Thisbe per Video auf die Leinwand zu projizieren. Die Schauspielerinnen konnten sich so ihr eigenes Werk anschauen, das im Gegensatz zur meist ernsten Darstellung des Sommernachtstraums außerordentlich witzig war. Wolf-Hendrik Zillmann, der einzige Mann im Ensemble, spielte den Oberon würdevoll, zeigte in der Rolle der jungen Dame Thisbe aber auch komisches Talent.

Und die Elfen, die vom Liebestrank verwirrten jungen Menschen, die tumben Handwerker als Laienschauspieler, wurden allesamt hervorragend ausgefüllt: Helena Bänsch und Liz Gerlach kommentierten als Erzählerinnen das Geschehen vom Theater-Treppenhaus herab und tanzten als Elfen Bohneblüte und Senfsamen im Wald umher, als Demetrius und Lysander lieferten sich Karen Zillmann und Maja Wahl mehr als nur Schattenkämpfe, Adna Sulejmanovic und Malin Clasen beschimpften sich als Helena und Hermia, Liane Hofmann verzauberte als Puck das Publikum und auch Elfenkönigin Titania, von Jolene Harrison mit Verve und Anmut dargestellt, Sarah Eink beeindruckte als Elfe Spinnweb und Herzog Theseus, Naomi Kline ließ sich als Esel herumführen und füttern, und Júlia Pejó bezauberte mit zu Shakespeares Zeiten gewolltem südländischem Akzent als Hippolyta und Elfe Motte. Musik, Poesie und Tanz verbinden sich zum opulenten und sehr sehenswerten Bilderwerk, einem Traum in einem Traum, der gar nicht enden soll. Am Donnerstag, 14. Juni, besteht um 19.30 Uhr in der Aula des FSG noch einmal die Gelegenheit, „Liebe, Zauber, Leidenschaft“ mitzuerleben.