Foto: Archiv (Brock)

Unter dem Ärztehaus stehen 80 Quadratmeter für den Tobias-Mayer-Verein bereit. Im Oktober könnte es losgehen.

Marbach - Die Freude ist groß beim Tobias-Mayer-Verein. Steht den Ehrenamtlichen doch bald ein ganzer Keller zur Verfügung. Die 80 Quadratmeter in der Strohgasse 4 – unter dem Ärztehaus – können aber nicht nur für eigene Veranstaltungen genutzt werden – der Verein könne sie auch auf eigene Rechnung anderweitig vermieten und die Erlöse behalten, erklärt der Grundstücksbesitzer Jürgen Kiefer auf Nachfrage. Im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) stand das Thema am Donnerstag auf der Tagesordnung, weil die Stadt den Eigentümer für die Nutzungsänderung von der Stellplatzverpflichtung befreien musste.

Hintergrund: Kiefer hatte das historische Gebäude – die Fruchtscheune am Kelterplatz – über mehrere Jahre komplett saniert. Im Sommer beziehungsweise Herbst 2012 eröffneten die ersten Praxen, im Frühjahr 2013 zog die letzte Mieterin ein. Dafür habe er acht Stellplätze finanziell ablösen müssen, erklärt Bauamtsleiter Dieter Wanner. In der Innenstadt von Marbach könnten diese im Regelfall nicht nachgewiesen werden. Die Verpflichtung existiere übrigens bloß bei gewerblich genutzten Gebäuden, bei einer reinen Wohnnutzung verzichte man darauf, so Wanner.

Eigentlich hätten für den Keller weitere Plätze abgelöst werden müssen, sagt Wanner. Die Stadträte folgten jedoch einstimmig der Sichtweise, dass der Keller ja meist zeitlich versetzt zum Rest des Gebäudes genutzt werde. „So kleinlich sollten wir nicht sein“, meinte Dieter Zagel (SPD) im AUT.

Als er sich an den Gewölbekeller machte, habe er eigentlich vorgehabt, ihn für eigene Zwecke zu nutzen, berichtet Kiefer. Doch dann sei Armin Hüttermann, der Vorsitzende des Tobias-Mayer-Vereins, bei dem er selbst Mitglied ist, auf ihn zugekommen und habe gefragt, ob er für den Umbau des Breitenbücher-Hauses zum Museum nicht etwas spenden könne. Das wollte er gerne tun. Daraus sei die Idee geboren, dem Verein den Keller unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. „Ich wollte etwas Nachhaltiges schaffen“, sagt der Unternehmer.

Mit der Zustimmung des AUT seien die wesentlichen Voraussetzungen erfüllt. Nun müsse noch der zweite Fluchtweg hergestellt werden. Wenn alles glatt gehe, könne der Keller vermutlich von Oktober an genutzt werden. Darauf freut sich Dieter Baader vom Tobias-Mayer-Verein schon. Man sei über die Großzügigkeit Kiefers sehr dankbar. Nun brauche man Ehrenamtliche, die die Veranstaltungen auch betreuen. Schließlich wolle man sicherstellen, dass die Nachbarn nicht belästigt würden. Der Keller biete Platz für etwa 60 Personen und sei voll ausgestattet, sagt Kiefer: mit Küche, Lüftungsanlage Fußbodenheizung, einer umfassenden technischen Ausrüstung mit Beamer, Leinwand, Fernseh- und Telefonanschluss. Er eigne sich also für vielfältige Nutzungen, von der privaten Geburtstagsfeier über Vereinsversammlungen bis hin zu Seminaren, so Kiefer. Gedankenspiele gebe es viele. Die Besucher könnten zwei Toiletten im Erdgeschoss des Ärztehauses nutzen.