Der Blick in die Zeitung zeigt: Auch heute gäbe es noch Grund, eine Revolution anzuzetteln. Foto: avanti

Die jungen Schauspieler der Theater AG lassen in ihrer neuesten Inszenierung alte Helden wiederauferstehen.

Marbach - Selbst geschrieben haben die Teilnehmer der Theater-AG des Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasiums das Bühnenstück „Höhere Wesen befahlen: Revolution starten!“ Acht Darstellerinnen führten das Schauspiel am Samstag und Sonntag im FSG erstmals auf. Das Team der Technik-AG, unter Leitung von Thomas Vogt, rundete die Aufführung ab.

Eine abgedunkelte Aula als Theaterersatz mitsamt dem Aufbau einer Zuschauertribüne, dazu grafisch ansprechend und informativ gestaltete Eintrittskarten; der erste Eindruck am Samstagabend lässt erahnen, dass dieser Veranstaltung viel Mühe vorausgeht. Bald schon schweben Bilderrahmen unterschiedlichster Stilart im Bühnenraum, dazu werden die Objekte von typischen Museumsbesuchern beäugt. „Das Museum schließt in zehn Minuten“, ist das Stichwort, nach dem die reale Szenerie in eine Fantasiewelt kippt. Und nach der die Schauspielerinnen Malin Clasen, Liz Gerlach, Jolene Harrison, Sara Reinelt, Maja Schulz, Adna Sulejmanovic, Maja Wahl und Karen Zillmann die Rollen wechseln. Sie mimen fortan Figuren, die bekannt anmuten.

Acht Gemälde haben sich die AG-Teilnehmer im Alter von 13 bis 15 Jahren während ihrer Kunstrecherche vorgenommen. In ihrem Stück haben sie die dargestellten Figuren und einen Künstler zum Leben erweckt. Dazu erhält in der Nachtszene jeder Rahmen ein passendes Requisit. Zum Beispiel eine Maske zur Figur von Otto Dix „Der Schrei“ oder ein Tischtuch für Leonardo Da Vincis „Das Abendmahl“.

Dazu haben sich die Darsteller passend kostümiert. So schwebt eine Schauspielerin in wallend weißem Gewand aus Gottlieb Schicks „Porträt Frau von Cotta“ durch die Aula des FSG. Schmunzeln entlockt den Zuschauern, wie ein munterer Josef Beuys seine berühmte Fettecke installiert.

Alle Figuren setzten sich zu deren Lebzeiten mit einem zeitgenössischen Missstand auseinander. Man erkennt etwa die feministischen Ambitionen von „Sylvia von Harden“, gemalt von Otto Dix. Oder den Freiheitsdrang der Menschen auf Eugen Delacroixs „Die Freiheit führt das Volk an“. Nun ins Jahr 2017 versetzt, prüfen die damaligen Helden, was von ihrem Kampf für demokratische Werte noch übrig geblieben ist. Was sie in der Zeitung finden, lässt sie erkennen: Auch heute gäbe es Gründe dafür, eine Revolution anzuzetteln.

Die Schüler nutzen für ihre kreative Choreografie das gesamte Treppenhaus. Ihre Textsicherheit und fließende Übergänge der Szenen wirken fast schon professionell. Dazu setzen Spotlights und Musik- und Geräuscheinspielungen effektiv Akzente. Im Zuschauerraum verfolgen auch Anja Abele (Leitung der Theater-AG und Spielleiterin) sowie ihre Assistentinnen Annika Schmidt und Anna Neumann das Geschehen.

Rektor Christof Martin lobt am Ende das Ergebnis einer anspruchsvollen und sorgfältigen Arbeit, die die Schüler während ihrer Freizeit erbracht haben. „Jeder kann eine Gesellschaft weiterbringen, wenn er anfängt, sich mit ihr auseinanderzusetzen“ ist eine Botschaft, die die Akteure nicht nur auf fantasievolle Weise im Inhalt des Theaterstücks demonstrieren. Das niveauvolle Kunstwerk, das aus gelungenem Teamwork entstanden ist, könnte bei den Teilnehmern einen prägenden Eindruck hinterlassen haben. Auf jeden Fall erntet die Aufführung am Samstagabend viel Beifall der rund 40 Gäste.