„Handy geben rettet Leben“ lautet das Motto. Foto: Claudia Kräft

Dass man aus alten Mobiltelefonen jede Menge machen kann, beweist die Aktion „Handy geben rettet Leben“ der Marbacher Anne-Frank-Realschüler.

Ein Alltag ohne Handy ist für die meisten Menschen inzwischen unvorstellbar. Immer ausgefeilter wird die Technik. Wer auf dem neuesten Stand bleiben will, kauft öfter neu. Die alten Modelle liegen häufig ungenutzt in deutschen Schubladen. Warum das unverantwortlich ist, erklärt Marvin Stättmayer aus der Klasse 8b der Anne-Frank-Realschule: „In unseren Handy-Mikrochips ist Coltan. Im Kongo arbeiten Kinder und Erwachsene in den Minen, um es zu gewinnen.“ Die Arbeitsbedingungen seien unmenschlich, außerdem werde durch das wertvolle Coltan der Bürgerkrieg im Kongo cofinanziert.

Um zu helfen, stellte die damalige zehnte Klasse der Realschule 2012 das Projekt „Handy geben rettet Leben“ unter der Schirmherrschaft von Marbachs Bürgermeister Herbert Pötzsch auf die Beine. Alte Handys werden gesammelt und an ein Recyclingunternehmen verkauft, das Geld an die Caritas gespendet. Die unterstützt ein Hilfsprojekt für Kindersoldaten im Kongo. So wird wertvolles Coltan recycelt, und Bürgerkriegsopfern geholfen. „Wir haben das Projekt sozusagen von den Zehntklässlern übernommen, um es hier beim Schülerkongress vorzustellen“, sagt Marvins Klassenkameradin Madlen Mayer.

Der Kongress „Global Eyes – Augen auf für eine zukunftsfähige Welt“ wurde vom Dachverband Entwicklungspolitik in Baden-Württemberg (DEAB) unter Schirmherrschaft von der erst am Montag zurückgetretenen Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer ins Leben gerufen. Er steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit und global orientierten Bildung. Rund 500 Schüler der Klassen 7 bis 13 dürfen im Stuttgarter Rathaus und auf dem Marktplatz an Workshops rund um das Thema Globales Lernen teilnehmen. Außerdem können sie sich auf dem umfangreichen Bildungsmarkt informieren und – etwa beim Handyprojekt – engagieren.

Marvin Stättmayer hat dafür gesorgt, dass auch die Anne-Frank-Realschule mit ihrem Projekt vertreten ist. In seiner alten Schule in Kornwestheim sei der Achtklässler auf das Thema Nachhaltigkeit gestoßen. „Es hat mich einfach interessiert. Irgendwann bin ich beim Weltladen in Kornwestheim gelandet.“ Über diesen Kontakt erfuhr er vom Schülerkongress und setzte sich in den Kopf, daran teilzunehmen. Lehrerin Lara Schweizer, die das Schulprojekt „Soziales Engagement“ betreut, unterstützte Marvins Idee und schlug vor, die Handysammelaktion vorzustellen. Schnell waren Freiwillige gefunden, die mit nach Stuttgart fahren wollten. Außer Marvin und Madlen stehen noch Johannes Strähle, Timo Schauer und Deniz Kaan Demirbas an dem Stand der Marbacher Realschule.

Die Schüler haben selbstständig Plakate aufgehängt, Flyer ausgelegt und stehen Besuchern Rede und Antwort. „Nachher teilen wir uns auf. Dann betreut eine Gruppe den Stand und die andere schaut sich auf dem Kongress um“, sagt Marvin. Nur für eins haben die engagierten Teenager heute kaum Zeit: per Handy E-Mails abrufen oder eine SMS zu tippen.