Der Startpreis für den Brief lag ursprünglich bei 15000 Euro. Foto: Auktionshaus

Bei einer Auktion ist ein Schreiben an Körner unter den Hammer gekommen.

Marbach/Stuttgart - Er war als Highlight der Benefizauktion Freitag ausgeschrieben und mit einem Einstiegspreis von 15000 Euro auch das mit Abstand teuerste Objekt. Doch es fand sich kein Einziger, der den Brief Friedrich Schillers an seinen Freund Christian Gottfried Körner während der Auktion ersteigern wollte. Da mochte der Auktionator Ferdinand Eppli noch so sehr betonen, ein derart gut erhaltener Brief von Schiller habe Seltenheitswert und werde im Wert bestimmt noch steigen.

Nach der Auktion habe sich dann allerdings doch noch ein Interessent gemeldet, berichtete das Stuttgarter Auktionshaus am Samstagmorgen. Deshalb hat der Brief eine zweite Chance bekommen und wurde nochmals aufgerufen – die Benefizauktion war ohnehin für Freitag und Samstag angesetzt. Und beim zweiten Anlauf hat es dann geklappt, der Autograph wurde versteigert. Allerdings für 13000 Euro und damit für 2000 Euro weniger als der zunächst festgesetzte Einstiegspreis. Eigentlich hatten die Experten erwartet, dass der Preis während der Auktion auf 20000 bis 25000 Euro steigen würde, obwohl Eppli schon damals vorsichtig meinte: „Man weiß nie, was bei einer Auktion passiert.“

Der Brief aus dem Jahr 1794 war diesen Sommer nach fast 70 Jahren in der Versenkung wieder aufgetaucht. Anno 1951 war er zuletzt in Hamburg versteigert worden. Wie sich nun herausstellte, hatte er seitdem in einem Stuttgarter Tresor gelegen, dessen Eigentümer verstorben ist und dessen Witwe den Brief entdeckte, ohne sich bewusst zu sein, was sie da in Händen hielt. Denn der Brief ist lediglich mit „Dein S.“ unterschrieben, und den späteren Vermerk zu dem alten Schriftstück, „Fr. v. Schiller“, interpretierte sie dahingehend, dass es sich wohl um einen Brief der Frau von Schiller handeln müsse.

Helmut Mojem vom Deutschen Literaturarchiv bestätigte jedoch den vom Auktionshaus bereits vermuteten Irrtum: Der Brief stammt vom Dichterfürsten persönlich und ist inhaltlich auch bekannt. Im Textlaut findet er sich im Nationalausgabeband von 1992. Schiller habe den Brief verfasst, nachdem er erstmals nach seiner Flucht wieder in die schwäbische Heimat zurückgekehrt sei.

Wer den Brief nun ersteigert hat und ob es vielleicht sogar das Deutsche Literaturarchiv war, ist unbekannt. Als der Brief im August der Öffentlichkeit präsentiert worden war, hatte Helmut Mojem gegenüber der Marbacher Zeitung erklärt, man habe Interesse, könne das aber aus dem normalen Etat nicht finanzieren. Dass der Brief nun doch noch einen neuen Besitzer gefunden hat, dürfte vor allem Helmut Liebs von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg freuen. Denn mindestens 20 Prozent des Nettoerlöses, so der Pfarrer, gehen an die Stiftung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und die Stiftung Sauti Kuu von Auma Obama, der Schwester des ehemaligen US-Präsidenten.