Im Notfall zählt jede Sekunde – eigentlich beträgt die vorgeschriebene Hilfsfrist 15 Minuten. Foto:  

Verlagerung des Rettungsdiensts nach Steinheim soll wertvolle Minuten bringen. Derzeit kann die Hilfsfrist nicht immer eingehalten werden. Die Notarztfahrten von Oberstenfeld sollen ausgeweitet werden

Marbach/Steinheim - Um eine bessere Versorgung im Bottwartal zu gewährleisten, soll die Rettungswache von Marbach nach Steinheim verlegt werden. Dies teilt der Bereichsausschuss für den Landkreis Ludwigsburg mit, der mit Vertretern von Krankenkassen, Arbeiter-Samariter-Bund, dem Deutschen Roten Kreuz, DLRG, Malteser Hilfsdienst, Landratsamt sowie dem Kreisbrandmeister das Rettungswesen steuert.

Für das Jahr 2016 sind die Vertreter zum Schluss gekommen, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen nicht immer eingehalten werden konnten. Der Rettungsdienst in Baden-Württemberg müsse nach spätestens 15 Minuten am Einsatzort eintreffen, heißt es in einer Pressemitteilung. „Im vergangenen Jahr war dies im Rettungsdienstbereich Ludwigsburg bei 6,7 Prozent der Rettungswagen und 8,4 Prozent der Notarzteinsätze nicht der Fall: Notfallretter und Notarzt brauchten hier länger als 15 Minuten. Die Vorgabe, die Frist in 95 Prozent aller Einsätze einzuhalten, konnte damit nicht erfüllt werden.“ Als ein wesentliches Problem ist bekannt, dass die Rettungswache in Marbach eigentlich am Rand des Einsatzgebietes liegt. „Die Diskussion gibt es schon lange“, sagt Armin Bauer, Pressesprecher des Kreisverbands Ludwigsburg vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). „Wir liegen hier in Marbach quasi an der Peripherie. Wenn der Rettungswagen nach Großbottwar oder nach Prevorst muss, hat man theoretisch das Problem, dass die Hilfsfristen nicht eingehalten werden können.“

Die Verlegung der Rettungswache von Marbach nach Steinheim würde wertvolle Minuten bringen. Beim DRK, das die Rettungswache in Marbach betreibt und das Personal zur Verfügung stellt, sind die Überlegungen bekannt. „Das wird mit uns abgestimmt, wir sind ja im Bereichsausschuss mit vertreten“, betont Bauer. Man sei in Steinheim schon mit der Stadt in Verhandlungen für ein Grundstück: „Es gibt schon konkrete Pläne.“ Den genauen Standort wolle man aber erst bekannt geben, wenn die Verträge unterzeichnet sind. Bei der Verlagerung stehen die Hilfsfristen im Vordergrund. Deshalb sei es keine Entscheidung gegen Marbach. „Steinheim hat mit 12 000 Einwohnern auch nicht so viel weniger als Marbach. Und die Marbacher werden weiterhin von Steinheim aus gut versorgt, während sich für das Bottwartal die Lage deutlich verbessert.“

In Marbach sollen weiterhin Fahrzeuge für den zunehmend wichtigen Krankentransport stationiert sein. „Wir überlegen sogar, ob wir einen weiteren Krankenwagen hier unterbringen, wenn der Rettungswagen nach Steinheim kommt“, stellt Bauer eine Option in Aussicht.

Zu jedem Einsatz kommt auch ein Notarzt dazu. Hier gibt es aufgrund der allgemein zu langen Hilfsfristen im oberen Bottwartal seit Dezember 2010 den Notarztstandort Bottwartal. Dieser soll nun ausgebaut werden, was Dr. Manfred Frenzel richtig findet. „Das bedeutet eine Verbesserung der Abdeckung in der Fläche.“

Schon jetzt fahre man zwei bis drei Einsätze pro Tag. Ab dem kommenden Jahr soll der Dienst an allen Tagen im Jahr von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends zur Verfügung stehen. „Ich bin zuversichtlich, das geeignete Personal dafür zu finden“, hofft Frenzel auf die Verbesserung an Wochenenden und Feiertagen.

In den Nachtstunden seien Einsätze nicht so häufig, aber lebenswichtig. Deshalb sollen die fünf Rettungswagen im Kreis künftig rund um die Uhr besetzt sein und die bisherige Verfügbarkeit ausgeweitet werden, indem es ein zusätzliches Fahrzeug in den Tagstunden geben soll. Der Standort im Kreis Ludwigsburg für das neue Einsatzfahrzeug sei aber noch nicht festgelegt worden.

Die Umsetzung wie die Ausweitung der Notarztfahrten von Oberstenfeld auf alle Tage im Jahr sind für 2018 geplant. Von insgesamt 13 900 zusätzlichen „Vorhaltestunden“ im Rettungsdienst sollen somit 4100 Stunden auf das Bottwartal entfallen.