In den Marbacher Bussen können die Kunden mit verbilligten Stadttickets fahren. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Das Pilotprojekt wird bis Ende 2018 fortgesetzt. Unklar ist aber, ob der Modellversuch dann in ein reguläres und dauerhaftes Angebot übergeht. Das hängt davon ab, was bei der angedachten Reform der Tarifzonen im VVS herauskommt.

Marbach - Die Vorteile des Stadttickets liegen auf der Hand. Pendler können damit jede beliebige Haltestelle auf der Gemarkung für 1,30 Euro ansteuern, selbst wenn sie im Bus von Rielingshausen ins Hörnle unterwegs sein sollten. Für solche Distanzen würden via Einzelfahrschein mehr als zwei Euro fällig. Seit der Sitzung des Verwaltungsausschusses am Donnerstag ist auch klar, dass ÖPNV-Kunden das Stadtticket weiter lösen können. Das Gremium stimmte der Verlängerung des seit März 2015 laufenden Pilotprojekts bis Ende 2018 zu.

Ob anschließend der Modellversuch in ein reguläres Angebot überführt wird, steht allerdings in den Sternen. Martin Schugt vom VVS wies darauf hin, dass derzeit über eine weitgehende Tarifreform im Verkehrsverbund diskutiert werde. Ehe dort nicht die Würfel gefallen sind, ergebe es auch keinen Sinn, eine endgültige Entscheidung zum Stadttarif zu treffen. Der Experte kündigte aber an, dass im April nächsten Jahres ein Beschluss in Sachen Neuordnung der Zonen zu erwarten sei.

Martin Schugt hatte aber nicht nur diese Nachricht, sondern auch aktuelle Zahlen zur Nutzung des Stadttickets mit nach Marbach gebracht. Demnach lag man im ersten Jahr nach der Einführung noch über den Prognosen. Von März 2015 bis Februar 2016 wurden insgesamt 40 451 dieser bezuschussten und damit extragünstigen Fahrscheine verkauft. Im zweiten Jahr sackten die Zahlen allerdings deutlich ab. Zwischen März 2016 und Februar 2017 lösten nur noch 33 586 Pendler das Stadtticket. „Wir hatten eine Besonderheit im Jahr 2016“, sagte Martin Schugt zu diesem Schwund. Er erinnerte daran, dass in der vergangenen Saison in Stuttgart sehr häufig Feinstaubalarm ausgerufen wurde. An solchen Tagen konnten Erwachsene mit einem Kinderticket von A nach B fahren. Und das zu einem Preis von 1,20 Euro. Diese Chance hätten sich viele der sparsamen Schwaben nicht entgehen lassen, erklärte Martin Schugt schmunzelnd. In den Monaten nach der Feinstaubsaison seien die Verkaufszahlen des Stadttickets aber wieder angestiegen. „Die ganze Geschichte scheint sich positiv zu entwickeln“, resümierte Schugt.

Ob dieser Trend weiter anhält, muss sich erst zeigen. Fest steht hingegen schon, dass das Stadtticket zum 1. Januar um zehn Cent teurer wird – analog zum Einzelticket und zum Kurzstreckenticket. „Wenn die Pünktlichkeit der Preiserhöhung im VVS einmal auf den Verkehr übertragen würde, was das Thema S-Bahn-Pünktlichkeit angeht, wäre das eine super Sache“, sagte Barbara Eßlinger von den Grünen mit einem sarkastischen Unterton. Aber bei der Fortführung des Projekts sei sie natürlich dennoch dabei. Hendrik Lüdke von Puls gab der Verlängerung ebenfalls seinen Segen – wenngleich man sich vielleicht mehr erhofft hatte, wie er konstatierte. Aber immerhin sei unterm Strich ein Zuwachs zu verzeichnen. Für Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern ist vor allem wichtig, dass die extrem verkehrsgeplagte Marbacher Innenstadt etwas entlastet werde – weil Pendler das günstige Ticket nutzen und vom Auto auf den Bus umsteigen. Insofern ergebe das Ganze Sinn. „Das ist eine tolle Sache“, meinte auch Heike Breitenbücher von der CDU. Schließlich sei die Intention, den Verkehr zu reduzieren. Jürgen Schmiedel von der SPD betonte jedoch, dass das Angebot durch eine Preiserhöhung sicher nicht attraktiver werde. Ein Schuh werde nur draus, wenn man weniger oder gar nichts bezahlen müsste. Für einen kostenlosen Busverkehr in der Stadt müsste man jedoch rund 320 000 Euro in die Hand nehmen, erklärte der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling.