Noch liegt das Gelände der ehemaligen Rollschuhbahn brach. Das dürfte sich aber bald ändern. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Verwaltung schlägt zwei dreigeschossige Häuser mit 96 Plätzen auf dem Areal vor. Die Gebäude sind aber wohl erst Ende 2018 fertig.

Marbach - Die Stadtverwaltung hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass als nächster Standort für ein Flüchtlingsheim der Festplatz an der Poppenweilerstraße favorisiert wird. Nun sollen diese Planspiele auch in die Realität umgesetzt werden. Der Gemeinderat wird sich am Donnerstag mit dem Thema befassen – und wohl den entsprechenden Baubeschluss fassen. Der Bürgermeister Jan Trost will der Entscheidung zwar nicht vorgreifen, gibt aber zu bedenken, „dass wir keine andere Möglichkeit haben. Wir haben keinen Plan B in der Schublade.“ Und reagieren muss die Kommune auf jeden Fall.

Denn laut den Prognosen des Landratsamts Ludwigsburg muss die Schillerstadt im nächsten Jahr rund 120 weiteren Personen ein Dach über dem Kopf bieten. Die vorhandenen Kapazitäten reichen dafür bei weitem nicht. Die neue Unterkunft in Rielingshausen bei der Gemeindehalle mit 88 Betten hilft in erster Linie dabei, die Quote fürs laufende Jahr zu erfüllen. „Und wir müssen die Leute aufnehmen“, macht Jan Trost klar. Das gehe im Grunde nur, indem neue Gebäude hochgezogen werden. Die Alternative wäre, Hallen zu belegen – was sicher niemand befürworten würde. In die Überlegungen sei außerdem eingeflossen, dass man den Proporz wahren wolle und Rielingshausen zuletzt an der Reihe war. Folglich sei es auf eine Lösung in der Kernstadt hinausgelaufen. Dort seien Flächen allerdings Mangelware, nachdem man die vergangenen Jahre auf Innenentwicklung gesetzt habe.

Noch nicht komplett überplant ist aber der Bereich am Festplatz, auf den die Stadt bei ihrer Suche nach geeigneten Arealen letztlich gestoßen war. Um das Projekt so verträglich wie möglich zu gestalten, sollen aber weder die Parkplätze noch der Festplatz selbst angefasst werden. Stattdessen gilt die ganze Konzentration der ehemaligen Rollschuhbahn, auf der längst keine Pirouetten mehr gedreht werden. „Das ist der optimale Standort“, erklärt Jan Trost. Mit der FC-Klause und dem Musikerheim gebe es bereits eine Umgebungsbebauung. „Sonst hätte man auf irgendeinen Parkplatz gehen müssen. Und das ist in Marbach bekanntermaßen ein rares Gut“, sagt Jan Trost.

Das Konzept der Verwaltung sieht vor, auf der Rollschuhbahn zwei Häuser zu realisieren, die über jeweils drei Geschosse verfügen sollen. Insgesamt könnten dort 96 Frauen, Kinder und Männer beherbergt werden. Der Stadt schwebt eine massive Bauweise nach dem Vorbild der Unterkunft in der Heckenstraße am Friedhof vor. „Es geht um ein Gebäude, das 50 Jahre halten soll“, betont der Bürgermeister. Denn angestrebt wird, dass die Häuser irgendwann nachgenutzt und die Wohnungen an Personen mit einem schmalen Geldbeutel vermietet werden. Beispielhaft könnte dabei das so genannte Cube 11 sein, ein Pilotprojekt der Ludwigsburger Wohnungsbau, auf das Jan Trost als Referenz verweist. Die Immobilie in der Brucknerstraße der Barockstadt könne mit vergleichsweise überschaubaren Mitteln nachgerüstet werden.

Wie viel Geld die Stadt für das Vorhaben in die Hand nehmen muss, steht noch nicht fest. „Zwei Millionen Euro werden aber sicher nicht reichen“, erklärt der Rathauschef. So viel investiert die Stadt ungefähr fürs Flüchtlingsheim in Rielingshausen – das allerdings früher oder später auch wieder abgetragen werden soll und deshalb nur in Fertigbauweise ausgeführt wird. An dem Standort könnte die Feuerwehr womöglich später ein neues Magazin bekommen, sagt Jan Trost.

Problematisch bei dem Vorhaben ist aber weniger die finanzielle Schiene als die zeitliche. Denn wahrscheinlich wären die Gebäude auf der Rollschuhbahn erst Ende 2018 bezugsfertig. Die Stadt müsste aber eigentlich schon bis Juli 2018 die Hälfte ihrer Quote erfüllen, also rund 50 Flüchtlingen Obdach bieten. Folglich soll im Gespräch mit dem Landratsamt erörtert werden, ob eine spätere Zuweisung möglich ist. Wenn nicht, müsse man wohl oder übel auf Zwischenlösungen wie jetzt in Rielingshausen mit der Belegung der neuapostolischen Kirche für maximal drei Monate zurückgreifen (wir berichteten), erklärt Jan Trost. Bislang habe man noch keine Signale vom Landratsamt erhalten, ob die Bitte der Stadt erhört werden kann. Das Kreishaus schließt auf Nachfrage eine Übereinkunft jedenfalls nicht kategorisch aus. Pressesprecherin Annegret Kornmann macht aber auch deutlich, dass Marbach nicht umhin kommen wird, seine Quote für 2018 zu erfüllen. „Sollte eine gleichmäßige Aufnahme nicht möglich sein, muss dies zwischen Landkreis und der Stadt Marbach abgestimmt werden“, fügt sie hinzu.