Die neue E-Ladesäule wird von Jan Trost, Lars Grunder und Friedemann Sorg (von links) auf dem Parkplatz an der Grabenstraße präsentiert. Foto: Oliver von Schaewen

Die Stadt Marbach hat ihre erste Schnellladesäule für Elektrofahrzeuge in Betrieb genommen. Sie steht auf dem Parkplatz vor dem Amtsgericht.

Marbach - Wer mit seinem E-Fahrzeug zügig nachladen will, wird an der Grabenstraße in Marbach fündig. Auf dem Parkplatz vor dem Amtsgericht steht eine Schnellladesäule der Stadt Marbach. Das Gerät ist am Dienstag offiziell in Betrieb genommen worden. Es ist die zweite E-Schnellladesäule mit 50-Kilowatt-Gleichstrom (DC) nach der am Kaufland, es ist aber die erste im Eigentum der Stadt. Betrieben wird sie von der EnBW.

Der Trend zum E-Fahrzeug ist da, doch zögern viele potenzielle Käufer noch. Sie sehen das Netz öffentlicher Ladesäulen noch als zu dünn an. Dem will die Stadt Marbach entgegenwirken. „Wir wollen einen Beitrag leisten, damit das Netz für Elektrofahrzeuge dichter wird“, sagte der Bürgermeister Jan Trost, dessen Verwaltung bereits am Marktplatz eine Säule errichten ließ, allerdings auf der Basis von 3,6 oder 22 Kilowatt im Wechselstrom (AC). Die Aufladung an einer solchen Säule dürfte jedoch vielen E-Fahrzeughaltern zu lang dauern. Deshalb sei die Anlage an der Grabenstraße mit einer stärkeren Leistung versehen worden. Kostenlos wie auf dem Murrer Dorfplatz wird der Strom aber nicht zu haben sein. Die Stadt Marbach überlässt der EnBW den technischen und ökonomischen Betrieb.

Das Unternehmen habe den neuesten Gerätetyp ausgewählt, erklärt der EnBW-Kommunalberater Michael Goy. „Mit der Smartphone-App finden auch Ortsfremde die Ladesäulen, Nutzer können sich den aktuellen Status anzeigen lassen und auch die Bezahlung erfolgt direkt über die App.“ Habe jemand keine App, könne er die Säule mit Ladekarten, EC- und Kreditkarten oder via QR-Code nutzen. Zwei Autos können parallel aufgeladen werden. Als Nutzer stellte Friedemann Sorg, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Selbstständigen (IGS) seinen E-Wagen zur Verfügung, der innerhalb einer halben Stunde von 43 auf 80 Prozent aufgeladen war. Sorg äußerte sich allerdings kritisch darüber, dass die Kosten bei einem längeren Ladevorgang von etwa einer Dreiviertelstunde bei der EnBW entsprechend hoch werden könnten. Sollte etwa jemand von Tübingen nach Marbach kommen, müsse er sein Fahrzeug von 20 auf 80 Prozent laden können.

Sorg musste sich allerdings anhören, dass auch normale Autofahrer ihren Sprit an einer Tankstelle kaufen müssen. „Wir wenden uns ja nicht an Einkaufskunden oder Touristen“, erklärte der Erste Beigeordnete Gerhard Heim. Die Stadt wolle dazu beitragen, dass sich das Netz von E-Ladesäulen flächendeckend immer weiter schließt. Es gehe darum, die Technologie weiter vorwärts zu bringen. Deshalb habe die Stadt 60 000 Euro investiert, aber auch einen Zuschuss von 20 000 Euro erhalten.

Dem pflichtete Lars Grunder, Leiter des Regionalzentrums Mittlerer Neckar der EnBW, bei. Das verbindliche Ziel des Landes sei, bis zum 1. April 2019 flächendeckend Säulen zu haben. Eine Schnellladesäule solle in einem Quadrat von 20 mal 20 Kilometern erreichbar sein, eine Wechselstromsäule in einem Raster von zehn mal zehn Kilometer. Die E-Fahrzeuge würden weiterentwickelt und könnten in Zukunft wohl auch schneller Strom aufnehmen, sodass er davon ausgehe, dass die Ladesäule in Marbach mit einer Leistung von 50 Kilowatt auf Jahre ausreichen werde. Über die Kosten für einen Tankvorgang machte Grunder keine genauen Angaben. „Wir rechnen auf der Basis der Ladezeit und des Stromdurchflusses ab.“ Diese Menge wiederum hänge vom jeweiligen Lademanagements des Elektroautos ab. Die EnBW-Pressestelle in Stuttgart nannte auf Nachfrage einen Maximalbetrag von zwei Euro pro Ladevorgang an einer Schnellladesäule im Rahmen der Aktion „Voll auf E“.