Die Grünfläche links von der Gemeindehalle in Rielingshausen ist einer von zwei möglichen Standorten für eine Flüchtlingsunterkunft. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

In der Kommune müssen rund 100 Personen untergebracht werden.

Marbach - Vor drei Wochen war die Situation noch recht verworren. Das Landratsamt Ludwigsburg war zu dem Schluss gekommen war, dass Marbach im Jahr 2017 insgesamt rund 100 Flüchtlinge aufnehmen muss. Dagegen hatten die Berechnungen der Stadt deutlich niedrigere Werte ergeben. Bei einem Gespräch zwischen Vertretern der Behörde und der Kommune wurde nun erörtert, welche der beiden Parteien mit den korrekten Daten operiert. Mit dem Ergebnis, dass das Kreishaus richtig lag. „Nach Erläuterung durch das Landratsamt hat die Stadt Marbach die Zahlen akzeptiert“, berichtet Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts. Die Kommune prüfe nun „die Realisierung weiterer Unterkünfte“. Das bestätigt der Bürgermeister Jan Trost. „Wir brauchen definitiv eine neue Unterkunft“, sagt er.

Noch unklar ist, wo genau ein weiteres Flüchtlingsheim entstehen wird. „Das muss politisch diskutiert werden“, betont der Rathauschef. Zwei Standorte kämen dafür infrage. Zum einen der Bereich beim Festplatz in der Poppenweilerstraße, zum anderen ein Areal bei der Gemeindehalle in Rielingshausen. Theoretisch wäre es auch denkbar, auf beiden Flächen tätig zu werden, dann aber mit jeweils kleineren Einheiten zu planen – wie es zuletzt der Steinheimer Gemeinderat entschieden hat, der sowohl in der Kernstadt als auch in Kleinbottwar Häuser für hier gestrandete Menschen errichten lassen wird. Auch so ein Modell müsse gegebenenfalls von den Gremien diskutiert werden, sagt Jan Trost.

Der Bürgermeister weist darauf hin, dass die Würfel in der Sache recht schnell fallen müssen. Der Handlungsdruck sei groß, weshalb die Unterkunft noch in diesem Jahr fertiggestellt werden soll. Jan Trost schwebt dabei als Vorbild für die Bauweise das Asylbewerberheim am Bahnhof vor, das der Landkreis Ludwigsburg betreibt. Hier finden bis zu 116 Personen ein Dach über dem Kopf.

Ursprünglich geplant war, an dieser Stelle sogar 140 Flüchtlingen Unterschlupf zu gewähren. Dieses Delta von 24 Personen ist letztendlich auch dafür verantwortlich, dass die Stadt mit niedrigeren Zuweisungen für 2017 kalkuliert hatte, wie Jan Trost erläutert. Die Kommune hatte sich an der baurechtlichen Genehmigung orientiert, wonach in der Unterkunft bis zu 140 Frauen, Kinder und Männer leben sollten. Besagte 140 Plätze hatte sich die Stadt Marbach in ihren Berechnungen dann auch für die Anschlussunterbringung gutgeschrieben, um die sich die Kommunen kümmern müssen. „Entscheidend ist aber die tatsächliche Belegung“, sagt Jan Trost. Das führt dazu, dass Marbach im laufenden Jahr keine knapp 75 Flüchtlinge aufnehmen muss, sondern rund 100. Wobei mittlerweile schon ein Teil der Vorgaben erfüllt wurde. 24 Personen habe man zwischenzeitlich in der Stadt untergebracht, erklärt der Bürgermeister. Trotzdem würden weiter etwa 100 Plätze benötigt, weil es inzwischen im Landkreis auch eine Quote für den Familiennachnachzug gebe. Demnach müsse Marbach von den geschätzt 850 nachreisenden Angehörigen von Flüchtlingen im Kreis 25 beherbergen. Kleinere Kommunen hätten sich dafür stark gemacht, eine eindeutige Regelung zu finden und sich auch die Angehörigen anrechnen zu lassen, erklärt Trost. Bisher war es im Prinzip dem Zufall geschuldet, wie viele Leute Städte und Gemeinden über diese Schiene zusätzlich unterzubringen hatten – weil der Nachzug naturgemäß von Fall zu Fall variiert.

Die Neuregelung ist auch dem Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter bekannt. „Wir wissen aber noch nicht, was das in absoluten Zahlen für uns bedeutet“, stellt er fest. Man habe aber die Informationen bekommen, mit den bisherigen Kennziffern weiterzuplanen. Was dann vielleicht noch obendrauf kommt, da sei er schon gespannt, meint Winterhalter.