Die Gemeindehalle ist jetzt ein energetisches Vorzeigeprojekt. Foto: Kuhnle

Die Stadt Marbach ist in Sachen Klimaschutz mit ihren Liegenschaften auf einem guten Weg. Das ist der Tenor des Klimaschutzberichtes des Jahres 2014.

Marbach - Die Stadt Marbach war vor rund zwei Jahren mit einem Ziel angetreten, das sich überaus ehrgeizig anhörte: Bei den städtischen Liegenschaften sollte der Ausstoß an Kohlenstoffdioxid im Vergleich zu 1999 bis zum Jahr 2040 um 80 Prozent reduziert werden. Wie sich nun zeigt, war das aber keineswegs zu hoch gegriffen. Denn diese Vorgabe hat die Kommune schon längst erreicht. Jedenfalls rein rechnerisch. Das ging aus dem Energiebericht für 2014 hervor, den Marc Leissner vom Büro Bauphysik 5 jetzt im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats vorstellte.

Der Fachmann berichtete dem Gremium, dass die CO2-Einsparungen bei 92 Prozent lägen. Dabei sei allerdings die Beteiligung am Solarpark Königsbronn mit eingerechnet, betonte Marc Leissner. Aber auch ohne dieses bilanzielle Manöver habe die Stadt immerhin 55 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre gepustet als 1999. Auch 2014 ging es beim Klimaschutz wieder einen Schritt vorwärts. So sank der Heizenergieverbrauch witterungsbereinigt im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozent.

Dass die Kommune auch im vergangenen Jahr nochmals an der Emissions-Schraube drehen konnte, lag vor allem daran, dass die Gemeindehalle in Rielingshausen generalüberholt wurde. In dem Gebäude wurde seither 38,6 Prozent weniger Heizenergie verbraucht. Die CO2-Emissionen konnten um 94 Prozent zurückgefahren werden. Positiv hat sich zudem ausgewirkt, dass die Fassade des Friedrich-Schiller-Gymnasiums saniert wurde. Auch in puncto Strom kann die Stadt einen Erfolg verbuchen. Der Verbrauchswert lag 2014 um 1,3 Prozent unter dem des Vorjahres. Zu verdanken sei das vor allem dem Umstand, dass die Lüftungsanlagen in der Stadionhalle repariert wurden, erläuterte Marc Leissner. Der Experte verschwieg aber nicht, dass im Vergleich zu 1999 dennoch 37 Prozent mehr Strom bezogen wurde. „Aber jetzt geht es zumindest bergab“, sagte er.

Dass die Stadt unterm Strich auf einem guten Weg ist, macht sich auch im Geldbeutel bemerkbar. Ohne den Bau der Holzhackschnitzelanlage und ohne die seit 1999 eingeleiteten Energiesparmaßnahmen hätte die Kommune für Strom und Wasser 2014 nämlich 640 000 Euro ausgeben müssen – also 240 000 Euro mehr, als tatsächlich fällig wurden.

Auf dem guten Gesamtergebnis wollen sich die Verantwortlichen jedoch nicht ausruhen. „Wir werden am Ball bleiben“, versprach der Bürgermeister Jan Trost. Da wollte auch Ernst Morlock von der SPD nicht widersprechen, der die Zahlen „absolut beeindruckend“ fand. Er freute sich vor allem, dass bei der Stadionhalle, dem energetischen Sorgenkind, der Stromverbrauch endlich gesunken sei. „Das ist aber relativ“, schränkte Marc Leissner sogleich ein. Die Werte seien früher auch schon besser gewesen. Und die aktuelle Einsparung im Vergleich zum Vorjahr sei eben der Tatsache zu verdanken, dass die kaputte Regeltechnik erneuert wurde. „Das ist immer noch ein miserables Gebäude“, erklärte er.

Martin Mistele von den Freien Wählern äußerte den Wunsch, auch städtische Wohnungen in die Bilanz aufzunehmen. „Vielleicht haben wir da ja noch Spielraum“, erklärte er. Der Bericht zeige aber insgesamt, „dass wir auf dem richtigen Weg sind“. Hendrik Lüdke von Puls fand das Ergebnis ebenfalls ordentlich, aber auch nicht überragend. „Es gibt noch viel zu tun“, sagte er und wies dabei unter anderem auf den Zustand der Stadionhalle hin. Lüdke bat ebenfalls darum, auch städtische Wohnungen im Energiebericht zu erfassen. Überdies bemängelte er, dass der Stadt ein Energiemanager fehle. Bauphysik 5 leiste zwar gute Arbeit, könne einen Mann vor Ort aber nicht ersetzen. „Das Management ist bei Bauphysik 5 in guten Händen“, sprach sich hingegen Jochen Biesinger von der CDU gegen eine personelle Neuausrichtung aus. Davon abgesehen freute er sich, „dass wir beim Stromverbrauch die Trendwende geschafft haben“. Jürgen Waser von den Grünen regte an, anhand der Holzhackschnitzelheizung exemplarisch aufzuzeigen, wie sich so eine Investition rechnet. „Das wäre für weitere Entscheidungen interessant“, erklärte er. Der Erste Beigeordnete Gerhard Heim fand die Idee gut und konnte aus dem Stegreif sagen, dass jene Heizung sich bereits nach fünf oder sechs Jahren amortisiert habe.