Alle Verantwortlichen hoffen auf den Verbleib des Rewe-Markts. Foto: Sandra Brock

Planungen für Neubaugebiet werden vorangetrieben. BUND befürchtet Konsequenzen für die Innenstadt.

Marbach - Es bleibt eine Hängepartie. Die Stadt würde gern ein Neubaugebiet an der Affalterbacher Straße realisieren, muss dazu aber erst mit potenziellen Bauträgern einen gemeinsamen Nenner finden. Beide Parteien haben unter anderem unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie viel preisgünstiger Wohnraum dort geschaffen werden soll. Außerdem müsse man sich darauf verständigen, wie groß der erste Bauabschnitt ausfallen soll und wo eine Einrichtung zur Kinderbetreuung angesiedelt werden könnte, sagt der Erste Beigeordnete Gerhard Heim. Kurzum: „Über Details gibt es mit den Wohnbauträgern noch keine Einigung“, sagt er. Um auf den Tag des Durchbruchs vorbereitet sein, werden die Planungen für das Areal aber vorangetrieben. So hat der Ausschuss für Umwelt und Technik am Donnerstag beschlossen, an einem Supermarkt in dem Gebiet festhalten zu wollen.

Ein Vorhaben, gegen das der BUND Marbach-Bottwartal Einwände vorgebracht hatte. „Ein großflächiger Einzelhandelsbetrieb führt unseres Erachtens zwangsläufig zu einem signifikanten Rückgang der Einkaufsmöglichkeiten im Bereich sowie der Umgebung der Altstadt, insbesondere der Einzelhandelsmarkt im Parkhaus Grabenstraße könnte wegfallen“, erklärt Joachim Lösing, einer der Vorsitzenden des BUND, in seiner Stellungnahme im Rahmen des Flächennutzungsplanverfahrens. Lösing gibt zu bedenken, dass die Ansiedlung eines Markts auch „erheblichen Autoverkehr aus dem Bereich Altstadt und deren Umgebung“ sowie „weiteren erheblichen inner- und überörtlichen Quell- und Zielverkehr auslösen“ würde. „Des Weiteren sehen wir es als sinnvoll an, dass knappe Flächen nicht ausschließlich für Einzelhandel reserviert werden, sondern in örtlichem Zusammenhang mit Wohnmöglichkeiten kombiniert werden“, erklärt der BUND-Vorsitzende.

Trotz dieser Bedenken hält es der Ausschuss für sinnvoll, im Neubaugebiet einen Supermarkt vorzusehen. Ralf Lobert, stellvertretender Leiter des Bauamts, wies darauf hin, dass die Region einen solchen Laden gar nicht genehmigen würde, wenn er den Anbietern in der Innenstadt das Wasser abgraben würde. Davon abgesehen hätten auch die Stadt und die Räte kein Interesse daran, die City zu schwächen. „Es ist sicher auch nicht zielführend, eine Glocke über die Stadt zu legen und im Außenbereich alles zu vermeiden in der Annahme, damit ist dann innerörtlich alles gerettet. Die Entwicklungen im Einzelhandel gehen weiter“, erklärte Lobert. Was den Verkehr angeht, befürchtet die Verwaltung sogar eine Zunahme, wenn weitere Kaufkraft aus Marbach abfließt.

Argumente, die offenbar auch das Gremium nachvollziehen konnte. Die Runde verabschiedete jedenfalls den Entwurf zur Änderung des Flächennutzungsplans für den Gemeindeverwaltungsverband Marbach, in dem die Sonderbaufläche „Einzelhandel Affalterbacher Straße“ und die Wohnbaufläche „Affalterbacher Straße“ abgebildet sind. Gegen den Auslegungsbeschluss sprach sich nur Benjamin Flaig von Puls aus. Ihm schmeckte das Prozedere nicht. Mit der Entscheidung, einen Supermarkt zu berücksichtigen, „deutet schon vieles auf das Wohngebiet hin“. Die logische Reihenfolge wäre für ihn gewesen, zunächst darüber zu befinden, ob das Wohngebiet tatsächlich kommen soll, ehe über den Supermarkt diskutiert wird. „Ich sehe das anders“, hielt Gerhard Heim dagegen. Es gehe darum, den Flächennutzungsplan dem Wettbewerbsergebnis für das Neubaugebiet anzupassen. Im Siegerentwurf war auch ein Platz für den Einzelhandel reserviert. Eine Wohnbebauung hätte hingegen schon über den gültigen Flächennutzungsplan entwickelt werden können.

Jochen Biesinger (CDU) hatte indes keine Probleme mit dem zeitlichen Ablauf. Er bezweifelte auch nicht, dass es in puncto Einzelhandel in Marbach ein Defizit gibt. „Ich bezweifle aber nach wie vor, ob die Stelle richtig ist“, sagte er und enthielt sich bei der Abstimmung. Ernst Morlock von der SPD sorgte sich derweil darum, dass die ausdrückliche Ausweisung des Areals als Sonderbaufläche für Einzelhandel jede andere, zusätzliche Nutzung auf dem Gelände ausschließt. Das sei aber nicht der Fall, beruhigte Ralf Lobert. „Im Bebauungsplanverfahren können wir sicher weitere Nutzungen unterbringen“, betonte er. Der Stadt schwebt vor, eine Kinderbetreuungseinrichtung über dem Markt anzusiedeln.